Montag, 13. Mai 2024

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Theorie falsch, Entdeckung geglückt

Heute Abend schiebt sich der Mond vor den Kleinplaneten Pallas, was uns in Mitteleuropa aber entgeht, weil beide erst nach Mitternacht aufgehen. Es ist relativ selten, dass sich die Wege des Mondes und eines der klassischen vier Kleinplaneten kreuzen.

Von Dirk Lorenzen | 12.06.2012
    Der Bremer Astronom Wilhelm Olbers hat Pallas Ende März 1802 entdeckt. In derselben Nacht hatte er zunächst Ceres betrachtet, den Kleinplaneten, der ein Jahr zuvor von Guiseppe Piazzi gefunden worden war.

    Nach der Ceres-Beobachtung durchmusterte Olbers den nördlichen Flügel der Jungfrau, der nicht weit entfernt lag. Nahe dem Stern 20 Virginis fiel ihm ein Lichtpunkt auf, den er dort nie zuvor gesehen hatte.

    In der folgenden Nacht hatte sich das Objekt ein Stück bewegt, womit es kein Stern sein konnte. Olbers hielt es anfangs für einen Kometen. Aber die Bahnbestimmung durch Carl Friedrich Gauß ergab überraschenderweise, dass Pallas ein weiterer Kleinplanet ist.

    Da sich die Bahnen von Ceres und Pallas schneiden, vermutete Olbers, diese Körper seien die Trümmerstücke eines viel größeren Objekts. Er folgerte, dass es weitere Überreste geben müsste, deren Bahnen sich alle in denselben Bereichen von Jungfrau und Walfisch schneiden.

    Als zweieinhalb Jahre später Karl Ludwig Harding den Kleinplaneten Juno fand, dessen Bahn bestens zur Theorie passte, legte sich Olbers in diesen Himmelsgegenden auf die Lauer.

    Zwar ist diese Theorie falsch - die Kleinplaneten sind nicht die Trümmer eines früheren großen Planeten - aber dennoch hat sie Wilhelm Olbers eine weitere Entdeckung beschert: 1807 fand er die Vesta.

    Heinrich Wilhelm Olbers, der Entdecker der Pallas

    Zur Entdeckung der ersten Kleinplaneten