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Tokio 2020 und Anti-Doping-Politik
Anti-Doping-Gesetz und mehr Kontrolleure benötigt

Japan braucht hinsichtlich der Olympischen Spiele 2020 dringend mehr Personal im Kampf gegen Doping. Bisher gebe es 15 englisch sprechende Dopingkontrolleure, das Ziel seien aber 150, sagte der Geschäftsführer der japanischen Anti-Doping-Agentur, Shin Asakawa, im DLF. Er forderte auch die Einführung eines Anti-Doping-Gesetzes bis zu den Spielen.

Shin Asakawa im Gespräch mit Astrid Rawohl | 13.11.2016
    Shin Asakawa, Geschäftsführer der japanischen Anti-Doping-Agentur JADA.
    Shin Asakawa, Geschäftsführer der japanischen Anti-Doping-Agentur JADA. (AFP - Toshifumi Kitamura)
    Asakawa: Die Situation ist relativ kompliziert. Es gibt 300 Dopingkontrolleure, die in unserer Agentur im Moment registriert sind. Manche arbeiten ziemlich aktiv, andere eher mäßig aktiv, und tragen so zu unserem Testprogramm bei.
    Wir haben 5.500 Proben durchgeführt, das ist auch unser Durchschnitt in den letzten Jahren. Wir haben eine ziemlich ausreichende Zahl an Dopingkontrolleuren, die derzeit Dopingkontrollen durchführen.
    Da wurde falsch zitiert, denn im Originalreport geht es um technisches Personal in den Laboren von LSI Medience, dem WADA akkreditierten Kontrolllabor. Das Unternehmen, also deren Labor in Tokio, hat derzeit 15 Mitarbeiter. Aber wenn man nach den Teststatistiken der vergangenen Spielen 2012 und 2016 geht, ist die Anzahl der Tests enorm, und die Tests müssen innerhalb von 24 Stunden abgeschlossen sein.
    Deshalb müssen sie sich vergrößern - LSI Medience muss Analysten und Forscher einstellen, um die Analysen innerhalb von 24 Stunden abzuschließen. Das steht im Originalbericht.
    Rawohl: Dann lassen Sie uns einfach über den jetzigen Stand sprechen. Gibt es beispielsweise Sprachbarrieren? Dopingkontrolleure für die Spiele müssen doch wenigstens zwei Sprachen beherrschen, Japanisch und Englisch.
    Von 15 auf 150 englisch sprechende Kontrolleure steigern
    Asakawa: Ja, wir müssen in der Tat unsere Sprachfähigkeiten da weiter ausbauen. Das steht mal fest. Wir haben zwar Dopingkontrolleure, die Englisch fließend sprechen, die waren auch bei den Spielen in Rio oder London dabei, das sind aber vielleicht mal 15. Wenn wir olympische Maßstäbe anlegen, ist das eine sehr, sehr niedrige Zahl. Das heißt, wir müssen uns da auf jeden Fall verbessern. 150 englisch sprechende Dopingkontrolleure, das ist unser Ziel.
    Rawohl: Und wo wollen Sie diese Spezialisten finden?
    Asakawa: Wir werden jetzt auf Personen zugehen, die englisch können - an Universitäten, bei großen Konzernen, die vielleicht während der Spiele 2020 ein paar Tage frei bekommen können. Das Unternehmen könnte zum Beispiel auch ein Olympiasponsor sein oder eine andere weltweit operierende Firma sein, die wir in Tokio haben. Wir diskutieren gerade mit dem Organisationskomitee, wo wir multilinguale, bilinguale Menschen finden können, die rekrutieren wir dann und binden sie in unser Trainingssystem für Dopingkontrolleure ein.
    Rawohl: Lassen sie uns über das Budget für die Olympischen Spiele sprechen. Das ist ja schon ziemlich erschöpft. Wer wird die Anschaffung von neuem Equipment und die Aufstockung des Personals bezahlen?
    Ausweitung der Kontrollen in Olympia-Kalkulation vorgesehen
    Asakawa: Was das Dopingkontroll-Programm betrifft, haben wir bereits die Ausweitung der Labore und die Ausbildung von Dopingkontrolleuren vorgeschlagen. Und die sind in der aktuellen Kalkulation auch schon vorgesehen, soweit ich weiß. Es kann natürlich passieren, dass es Diskussionen darüber gibt, das Budget dafür zu reduzieren. Aber ich verstehe es so, dass diese Anfangskosten schon einberechnet sind vom Organisationskomitee.
    Rawohl: Können Sie mir die Höhe der Kosten nehmen?
    Asakawa: Oh, diese Zahlen sind vom Organisationskomitee berechnet worden, das gehört nicht zu meinen Aufgaben.
    Rawohl: Herr Asakawa, bisher wurde kein Sportler des japanischen Teams in der Geschichte der olympischen und paralympischen Spiele positiv getestet. Wie erklären Sie sich das?
    Asakawa: Ich denke, das liegt an unserer Sportkultur. Wir glauben, dass gewinnen um jeden Preis keinen Sinn ergibt. Mit dem eigenen Körper und der eigenen momentanen Leistungsfähigkeit zu gewinnen, und nicht mit Hilfe zusätzlicher Medikamente oder Dopingmittel, daran glauben wir. Die Athleten handeln also unserer Kultur entsprechend. Unsere jährlichen Statistiken zeigen, dass wenige Olympische Athleten positiv getestet werden. Und die Statistik zeigt, die wenigen positiven Fälle von Methylephedrin oder Ephedrin sind unabsichtliche Fälle.
    Rawohl: Herr Asakawa, wir müssen auch die Anti-Doping-Gesetzgebung und Regulierung diskutieren. Welches Engagement und welche Unterstützung erhoffen Sie sich diesbezüglich von der Regierung?
    Private Informationen für Anti-Doping-Gesetz entscheidend
    Asakawa: Ja, darüber bin ich mir im Klaren. Ich bin ja einer derjenigen, die die Regierung auffordern, dahingehend zu handeln. Die Schlüsselfrage, um ein Anti-Doping-Gesetz für die Olympischen Spiele 2020 zu bekommen, ist: Wie kommen wir an private Informationen von den Strafverfolgungsbehörden?
    Rawohl: Sie wollen also ein Anti-Doping-Gesetz?
    Asakawa: Ja, das brauchen wir. Das ist sicher.
    Rawohl: Glauben Sie, dass noch genug Zeit ist bis zum Jahr 2020?
    Asakawa: Ja, die Politiker haben schon mit der Diskussion begonnen. Ein Ad-hoc-Treffen wird am Ende dieses Monats stattfinden. Das Ziel ist, eine parlamentarische Diskussion bis zum nächsten Jahr anzustoßen. Sie konzentrieren sich da auf einen Zeitplan.
    Rawohl: Sie denken also, bis - sagen wir 2018 - hat Japan ein Anti-Doping-Gesetz?
    Asakawa: Ja, davon gehe ich aus.
    Das vollständige Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.