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Trump will Mittel für NPR streichen
Öffentlicher nationaler Rundfunk in den USA in Gefahr

Kommt das Ende für den öffentlichen Rundfunk in den USA? Donald Trump hat in dieser Woche seinen Haushalt vorgelegt, in dem die Bundesmittel für NPR gestrichen werden sollen. Aber schon George W. Bush hat versucht, NPR finanziell auszutrocknen. Erfolglos.

Von Sabine Adler | 26.04.2017
    Das Logo NPR ist am Sitz des US-amerikanischen National Public Radios in Washington zu sehen.
    Büro des National Public Radio in Washington (AFP / SAul Loeb)
    "Unsere Einschaltquoten sind großartig, uns hören so viele Menschen wie nie zuvor. ‚Wie viele sind es genau?‘, fragt Marilyn Geeway ihren Kollegen Robert Garcia. ‚30 Millionen‘. ‚30 Millionen Radiohörer erreichen wir pro Woche.‘"
    Die Investigativ-Journalistin und NPR-Nachrichtenchef Robert Garcia jubeln. Information, nicht Affirmation sei doch noch gefragt. Fakten also, nicht nur Meinung, die die eigene Auffassung bestätigt. Überhaupt sei Journalismus in diesen Tagen mehr als nur Berichterstattung.
    Marylin Geeway: "Es gibt vernünftige Leute, die behaupten, dass die Demokratie in Gefahr ist, wenn Fakten keine Bedeutung mehr haben. Wir berichten fair und akkurat, Tag für Tag, solide, faktenbasiert. Wir werden sehen, ob die Demokratie stark genug ist."
    Nicht allein auf das Geld aus Washington angewiesen
    Sollte NPR das Geld tatsächlich gestrichen werden, wie es Präsident Trump will, wäre es nicht das Ende des nationalen Radios, erklärt Annett Carter von 90,4 KWMU, dem NPR-Sender in St. Louis, wo sie für die Spenden zuständig ist.
    "Als größere Station bekommen wir wenig Geld von der Zentrale, nur sechs Prozent. Kleine Stationen in einer dünn besiedelten Gegend erhalten bis zu 30 oder 40 Prozent. Für sie wäre das das Aus. Bei uns stammen 90 Prozent des Budgets von Privatpersonen und Firmen, die zahlen von fünf Dollar pro Jahr bis zu einer Millionen und mehr. Für eine stabile Finanzierung sind uns monatliche Spenden lieber, das tun 80 Prozent unserer Geldgeber regelmäßig."
    Rund 1000 Stationen des National Public Radio gibt es in den USA. Sie werden zu einem geringen Teil durch Steuermittel finanziert, zum weitaus größeren Teil durch Spenden. Jeder Sender kann Sendungen - zum Beispiel bei der Zentrale in Washington, aber auch anderen Anbietern - einkaufen, eigene Inhalte produzieren und auch verkaufen. Kleine müssen schlimmstenfalls schließen, wenn US-Präsident Trump die Gelder kürzt. Dann ist die Nachrichtenversorgung nicht mehr gewährleistet, warnt Robert Garcia. "In manchen Gebieten, wie dem Mittleren Westen, gibt es Tornados. Wer warnt dann davor, informiert die Bevölkerung, wenn es keine einzigen Lokalsender mehr gibt?"
    Nur das öffentliche Radio recherchiert noch
    Anders als beim nationalen öffentlichen Radio stirbt in den USA ein Privat-Sender nach dem anderen oder spielt Musik gänzlich ohne Lokalnachrichten, denn die sind teuer. NPR dagegen kann sich ein fünfköpfiges Rechercheteam leiten, das unter Leitung von Marilyn Geeway untersucht, wo Trumps Firmen in Konflikte zu seinem Amt geraten. Unterstützung bekommen die Journalisten aus ganz unerwarteter Richtung.
    Marilyn Geeway: "Es gibt eine Menge Quellen in diesen Tagen, die Präsident Trump mit Sicherheit ärgern. Denn es gibt eine Menge Leute in der Regierung, die ganz und gar nicht damit zufrieden sind, wie sie geführt werden. Sie stellen uns Informationen zur Verfügung. Das macht es uns sogar leichter als sonst. Ich habe selbst erlebt, dass Regierungsbeamte mich auf etwas aufmerksam machten."
    Im Fokus steht derzeit gerade das Trump-Hotel in Washington D.C., das derzeit von Trumps Söhnen geführt wird und teure Empfänge akquiriert, die bisher in anderen Hotels stattfanden. Die Botschaft von Kuweit ließ die jährliche Unabhängigkeitsfeier erstmals im Trump-Hotel ausrichten, Geschäfte quasi mit dem Präsidenten sind begehrt. Der von den Republikanern dominierte Kongress geht solchen Interessenskonflikten bislang nicht nach, NPR schon.