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TV-Serie
"Doctor Who" wird 50

Der „Doktor“ ist in Großbritannien legendär, nun feiert die Science-Fiction-Serie „Doctor Who“ ihren 50. Geburtstag. Die Jubiläumsfolge läuft gleichzeitig auf der ganzen Welt, in Deutschland allerdings nur in einer Handvoll Kinos und im Pay-TV.

Von Kai Löffler | 22.11.2013
    Von außen sieht sie aus wie eine gewöhnliche britische Polizei-Telefonzelle aus den 50er-Jahren. Allerdings hält sie das, was Autowerbung nur verspricht. Sie ist innen größer als außen – viel größer. Betritt man die TARDIS – das steht für Time And Relative Dimension in Space, also Zeit und relative Dimension im Raum – befindet man sich in einem gewaltigen mehrstöckigen Raumschiff, das außerdem durch die Zeit reisen kann. So gelangt er seit 50 Jahren von einem Abenteuer zum nächsten: der „Doktor“
    Ursprünglich hatte die BBC „Doctor Who“ vor allem als Serie geplant, in der Kinder etwas über Geschichte lernen, über die Epochen, die der Doktor bereist. Dieser Aspekt ist in den Hintergrund gerückt, aber ab und an trifft der Zeitreisende auch heute noch auf historische Figuren wie Winston Churchill, Vincent van Gogh und Madame de Pompadour.
    Vor allem ist „Doctor Who“ aber eine Art Wundertüte, mal Abenteuer, mal Drama, mal Komödie und manchmal fast schon Horror. Wie es den „Doctor“ nach 50 Jahren noch immer geben kann, erklärt Raphael Klein von dem Doctor-Who-Podcast „Whocast“ ...
    “Wenn er stirbt, stirbt er nicht, sondern regeneriert in ‘nen neuen Körper, wechselt seinen Charakter, sein Auftreten …“
    In 50 Jahren hat die Serie nicht nur zwölfmal den Hauptdarsteller gewechselt, sondern auch häufig die Autoren, vor allem den „Showrunner“ den Chefautor der jeweiligen Staffel. Russel T. Davies, der „Doctor Who“ nach einer längeren Pause im Jahr 2005 zurückgebracht hat, war vor allem das zwischenmenschliche Drama wichtig. Der aktuelle Showrunner Steven Moffat betont dagegen eher den Abenteuer-Aspekt. Diese ständige Abwechselung ist einer der Gründe, warum „Doctor Who“ auch nach einem halben Jahrhundert nicht altbacken wirkt.
    Doctor: “Hello Rose, I’m the Doctor... run for your life!”
    Der Zuschauer betrachtet die Welt – oder vielmehr das Universum – durch die Augen der „Companions“, der Menschen an der Seite des 1000 Jahre alten Außerirdischen. Dabei bestimmen die „Companions“ oft selbst, wo es hingeht:
    ”Wherever you want to go. The past, the future…“
    Das ist nicht nur für viele Menschen der ultimative Traum; laut Doctor-Who-Experte Steve Tribe ist es auch der Motor, der die Serie antreibt:
    “It’s about taking ordinary people and making them fall out of the world into a whole new universe of adventure. One week you can be meeting Romans, the next you can meet butterfly men on some alien planet.“
    Nicht jeder ist dem Zeitreisenden vom Planeten Gallifrey wohlgesonnen. In der zweiten Folge treten zum ersten Mal die Erzfeinde des Doktors auf. Die „Daleks“, ursprünglich eine Parodie der Nazis.
    Dalek: ”Daleks must follow orders“
    Steve Tribe: ”The most evil creatures in the history of time and space. They were developed by a mad scientist, and wanting to turn them into the ultimate killing machine, he removed all conscience, morality and most emotions, except hate and anger.“
    Dalek: „Exterminate!“
    Die „Nachfolger“ der Daleks funktionieren dagegen, gerade in unserer Zeit, als Metapher für Abhängigkeit von Technik, etwa bei Menschen, deren Leben von ihrem Smartphone bestimmt wird. Wie Raphael Klein von dem Doctor-Who-Podcast „Whocast“ erklärt, sind die Cybermen...
    “... Menschen von einer parallelen Erde, die nach und nach ihren Körper durch Maschinenteile ersetzt haben und mittlerweile versuchen, alles und jeden auch zum Cyberman zu machen ...“
    Die bei den Fans beliebtesten Monster sind allerdings ein Neuzugang im Who-Universum. Die „Weeping Angels“ aus der beeindruckenden Episode „Blink“, sind Außerirdische, die aussehen wie Statuen und sich nicht bewegen - solange man sie ansieht ...
    ”The way that something as simple as blinking puts you in danger – you blink and they can move – and when you open your eyes again, a fraction of a second later, they’re suddenly in your face or right behind you.”
    Für die zahlreichen Fans ist Doctor Who längst ein Klassiker und ohne Frage ein Meilenstein der Fernsehgeschichte. Bei jemandem, der sie nicht kennt, Interesse zu wecken, ist trotzdem oft schwer, findet Raphael Klein.
    “Ich glaube, wenn man sagt, es ist `ne Science-Fiction-Serie, britisch, und es geht um nen Zeitreisenden, der in `ner Telefonzelle durch Raum und Zeit reist, kann man davon ausgehen, dass 60 Prozent der Leute sagen: „Gnaaarr.“ Mittlerweile bin ich eigentlich dazu übergegangen zu sagen „komm vorbei, ich zeig dir was“.
    In England ist solche Überzeugungsarbeit nicht nötig; „Doctor Who“ hat nicht nur Kultstatus, sondern ist fast schon ein nationales Heiligtum. Den Weg in die Popkultur, vor allem die Science-Fiction, hat die Serie längt gefunden: Ohne sie gäbe es kein „Per Anhalter durch die Galaxis“, kein „Farscape“, und unzählige andere Fernsehserien haben sich vor dem Doctor verbeugt, so wie „Die Simpsons“, „Mr. Bean“, „South Park“ und „Community“:
    „Doctor Who" richtet sich nicht zuletzt an junge Zuschauer, und das, obwohl die Serie oft dramatisch, unheimlich und finster ist. Laut Steve Tribe gibt es aber immer ein Licht am Ende des Tunnels:
    “The one thing you learn very, very quickly is that the doctor always beats the monsters. So however enjoyably scared you are as a child viewer, you’re never despairing, because there’s always that knowledge that the doctor will win in the end.“