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Forschungsdatenbank EOSC
Eine Plattform für alle Wissenschaftler

In der „European Open Science Cloud“ sollen Forscher Daten auswerten, speichern und mit anderen teilen. Das Projekt wurde vor vier Jahren von der EU-Kommission auf den Weg gebracht. Bis 2020 muss die Datenbank mit Inhalt gefüllt und vor allem unter Wissenschaftler bekannt gemacht werden.

Von Anneke Meyer | 20.03.2019
Mitarbeiterinnen arbeiten an ihren Computern
Der Algorithmus, der die Datenbank durchkämmt, muss mit allen Problemen umgehen können und dann die Suchergebnisse auch noch so sortieren, dass Forscher etwas damit anfangen können (picture alliance / KEYSTONE / CHRISTIAN BEUTLER)
Mittags um halb zwei in Berlin. Auf der "Open Science" Konferenz ist Pause. Bei Kaffee und Keks wird geplaudert über Open Access, Data Sharing, Citizen Science und eines der Leitthemen der Konferenz, die European Open Science Cloud. Klingt kompliziert und scheint es auch zu sein:
"Die European Open Science Cloud ist eine föderierte Dateninfrastruktur."
"Das ist vom Inhalt her eine Zusammenführung der Infrastruktur von eudat, egi und indigo."
"Die European Open Science Cloud ist sozusagen so eine Art Google für Forschungsdaten."
Die ersten Nutzer zeigen, wohin die Reise gehen soll
Das "g"-Wort verwenden hier viele ungern. Suchmaschine schon eher, aber auch das wird zögerlich benutzt, denn die European Open Science Cloud, kurz EOSC soll noch mehr sein. Eine zentrale Infrastruktur für Wissenschaftler, um Daten zu suchen - aber auch zum Auswerten, Speichern oder Runterladen. Eine Institution, die es einfacher macht, Open Science zu betreiben. 2015 wurde die Idee von der Europäischen Kommission aus der Taufe gehoben. Im November 2018 wurde die EOSC offiziell eröffnet. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Infrastruktur jetzt fertig zur Benutzung wäre. Eher fertig zur Entwicklung, erklärt Isabel Campos, die zum Expertenkomitee der Initiative gehört:
"Die European Open Science Cloud ist ein stufenförmiger Prozess. Ich meine damit, dass es jetzt, am Anfang, einige wenige Forscher gibt, die bestimmte Anwendungen nutzen können, die sie selber entwickelt habe. Und diese Pilotprojekte zeigen den anderen, wie es funktionieren kann."
Anja Busch gehört zu den ersten Nutzern und kann schon ein bisschen konkreter zeigen, wohin die Reise gehen soll. Sie ist Projektkoordinatorin von GeRDI, kurz für Generic Research Data Infrastructure - einer Art Mini-Prototyp für die European Open Science Cloud. Sie klappt ihren Laptop auf und ruft die Seite des Projektes auf.
"Wenn ich dort einen Suchbegriff eingebe, kann ich Daten aus unterschiedlichen Datenzentren finden, die aus ganz unterschiedlichen Disziplinen kommen, beispielsweise den Meereswissenschaften, den Sozialwissenschaften oder den Sprachwissenschaften - ich mache das einmal kurz hier."
Suchwort eingeben, Enter drücken, Ergebnisse sondieren
Sie tippt "Fish" in die Suchmaske und klickt Enter. Auf dem Bildschirm erscheinen zahlreiche Einträge: Verweise auf Datensätze, die im Zusammenhang mit Fisch relevant sind. Klickt man einen Eintrag an, erhält man genauere Informationen zu den Daten. Setzt man Markierungen, lassen sich mehrere Datensätze en bloc herunterladen.
"Und wenn ich jetzt beispielsweise auf meine eigene Cloud gehe, also meinen Account, und ich mich dort einlogge, dann sehe ich dort meine Daten. Das war‘s jetzt. Also das ist quasi jetzt der Prototyp, im Moment arbeiten wir am Prozess- und Analyse-Service."
Suchwort eingeben, Enter drücken, Ergebnisse sondieren - soweit klingt das erstmal nicht besonders beeindruckend. Aber selbst diese scheinbar einfache Anwendung ist nicht leicht umzusetzen. Je nach Disziplin und Methode sind Daten sehr unterschiedlich. Nicht jeder Forscher beschreibt ordentlich was er online stellt und jede Datenbank hat ihre eigene Logik. Der Algorithmus, der sie durchkämmt, muss mit allen Problemen umgehen können und dann die Suchergebnisse auch noch so sortieren, dass der Forscher etwas damit anfangen kann. Wenn das irgendwann gut funktioniert, sollen alle Pilotprojekte zusammengefasst werden in einer einzigen Plattform.
Vorerst aber ist die European Open Science Cloud eher eine Vision, die dabei ist mit Inhalt gefüllt zu werden. Klaus Tochtermann, Direktor des Leibniz Informationszentrum Wirtschaft und Mitglied des EOSC Experten Komitee:
"Ich glaube immer noch, dass wir in so einer Blase sind, von Expertinnen und Experten, die sich untereinander gut zureden, was man alles braucht und was man haben könnte. Wenn man zu den Leuten geht, die an den Hochschulen, an den Forschungsinstituten, an ihrem Arbeitsplatz sitzen und mit ihren Forschungsdaten arbeiten, dann wissen die häufig nicht, was eine EOSC ist."
Bis 2020 hat das Projekt noch Zeit und Fördermittel, um Funktionalität und Nutzerfreundlichkeit auszubauen. Ist das geschafft, könnte die Popularität von selber kommen.