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Ukraine-Konflikt
Armee bestreitet Einsatz von Streubomben

Die ukrainische Armee soll bei Kämpfen im Osten des Landes Streubomben eingesetzt haben. Dafür sieht die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch "deutliche Beweise" erbracht. Kiew weist die Vorwürfe entschieden zurück.

    Ein B-1B Bomber der US-Army wirft bei einer Übung Streubomben ab.
    Hat die ukrainische Armee Streubomben im Osten des Landes eingesetzt? (picture alliance / dpa / Alexander Sidorov)
    Das ukrainische Militär hat Vorwürfe über den Einsatz international geächteter Streubomben im Konfliktgebiet Ostukraine zurückgewiesen. "Wir verwenden diese Bomben überhaupt nicht, weil sie verboten sind", sagte Wladislaw Selesnjow von der "Anti-Terror-Operation" in Kiew dem Internetportal Ukrainskaja Prawda. Außerdem schieße die Armee in ihrem Kampf gegen prorussische Separatisten nicht auf Zivilisten, fügte er hinzu. Auch der Sprecher der ukrainischen Armee, Andrij Lysenko dementiert. "Sie können nur von Flugzeugen aus abgeworfen werden, und unsere Luftwaffe ist seit Bekanntgabe des Waffenstillstands am 5. September nicht mehr geflogen", sagte Lysenko in Kiew.
    HRW: Einsatz in mehr als einem Dutzend Fällen
    In einer rund einwöchigen Untersuchung hatte Human Rights Watch (HRW) die Lage in der Ost-Ukraine überprüft. Experten der Organisation haben dabei mit Augenzeugen gesprochen und Überreste von Raketen sowie Bomben an Straßen und auf Feldern untersucht. Streubomben seien in mehr als einem Dutzend Fälle eingesetzt worden - das würden gefundene Projektile und Krater belegen. Wer diese Waffen eingesetzt haben könnte - Separatisten oder die ukrainische Armee - lasse sich nicht endgültig sagen, so HRW. In einigen Fällen weisen die Menschenrechtler der ukrainischen Armee die Schuld zu und begründen das unter anderem mit der Himmelsrichtung, aus der die Bomben abgefeuert worden sein sollen. Dabei geht es vor allem um Angriffe in der Region rund um die Stadt Donezk in der Ostukraine.
    Wie in einem Video zu sehen ist, berichten zudem Augenzeugen über Bombeneinschläge. Die Schilderungen weisen nach Einschätzung von Human Rights Watch ebenfalls auf den Einsatz von Streubomben hin. Diese Waffen sind mit kleineren Sprengsätzen gefüllt, die kurz vor dem Aufprall freigesetzt werden und so eine große Fläche treffen.
    Dauerhafte Gefahr durch Blindgänger
    Menschenrechtler kritisieren Streubomben nicht nur, weil sie flächendeckend Schaden anrichten und somit das Risiko erhöhen, dass Zivilisten getroffen werden. Sondern auch, weil nicht alle der Bomben explodieren und so große Gebiete praktisch vermint werden. Die Blindgänger sind dann eine dauerhafte Gefahr für Zivilisten.
    Der Einsatz dieser Waffen ist weltweit geächtet. Bisher haben sich 114 Staaten einer entsprechenden Konvention angeschlossen. Die Ukraine ist allerdings nicht darunter.
    (pr/tön/bor)