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Umbau Universität Bielefeld
Die ewige Baustelle?

Eine neue medizinische Fakultät in Aussicht, im Alltag aber eine Großbaustelle vor Augen: Die Bielefelder Universität wird seit Längerem renoviert, denn das Hauptgebäude ist über 40 Jahre alt. Nun wurde bekannt: Die Modernisierung wird erst bis zu zehn Jahre später als geplant abgeschlossen sein.

Von Mareike Zeck | 23.06.2017
    Blick auf das Hauptgebäude der Universität Bielefeld
    Das Hauptgebäude der Universität Bielefeld wird modernisiert. (Archivbild) (dpa/Robert B. Fishman)
    Eigentlich könnte alles so schön sein an der Universität Bielefeld. Geht es nach Pressesprecher Ingo Lohuis, sollte jetzt eigentlich die frohe Botschaft von der neuen medizinischen Fakultät die Nachrichten bestimmen:
    "Wir haben uns über die Nachricht von der Landesregierung sehr gefreut. Medizin ist ein Fach, das uns fehlt. Medizin hat Anknüpfungspunkte bei uns im Haus an ganz vielen Stellen. Wir haben in der gesundheitswissenschaftlichen Fakultät, in der Biologie, aber auch an der technischen Fakultät, in der Physik viele Forschungsaktivitäten, die eng an der Medizin dran sind. Wo unsere Wissenschaftler vielfach mit anderen Standorten kooperieren. Wir erhoffen uns dadurch intern eine Erweiterung unseres Fächerspektrums, aber auch neue Möglichkeiten im Bereich der Forschung."
    Schon seit 2011 wartet die Uni darauf. Damals hatte sie der Politik bereits ihre Vorschläge vorgestellt, wie so eine medizinische Fakultät aussehen könnte: "Klar ist, dass wir die Bedarfe der Region aufnehmen wollen, Schwerpunkt liegt dann auf Allgemeinmedizin, das ist dann schon ein wichtiger Punkt. Weitere Sachen könnten Medizin in der Pflege und im Alter sein, was hier in der Gesundheitsregion ja auch eine große Rolle spielt. Digitalisierung in der Medizin wäre auch ein spannendes Thema."
    Zehn Jahre Verspätung
    Doch statt der medizinischen Fakultät macht die Universität Bielefeld jetzt wahrscheinlich erst mal als ewige Baustelle Schlagzeilen. Wie der Bau- und Liegenschaftsbetrieb Bielefeld heute mitteilte, wird die Modernisierung des Universitätshauptgebäudes - eines der größten in Europa - nicht wie ursprünglich gedacht 2026 abgeschlossen sein, sondern erst bis zu zehn Jahre später. Reinhold Peter vom BLB Bielefeld begründet das so:
    "In den ersten Planungsjahren, die ja schon einige Jahre zurück liegen, konnten wir schwer abschätzen, welchen Aufwand der BLB würde betreiben müssen, um überhaupt den Betrieb der Universität während der Bauphase aufrecht zu erhalten. Zum Einen muss das Gebäude für die Studierenden attraktiv bleiben, die Funktionen müssen erhalten werden. Und was wir ganz schwer einschätzen konnten, war die Nähe der Baustelle zu dem laufenden Betrieb."
    Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb Bielefeld steht jetzt massiv in der Kritik, denn er war bislang mit dem Projekt beauftragt. Doch dann hat eine externe Risikoprüfung ergeben, dass das Projekt, so wie es bislang gelaufen ist, nicht funktioniert. Die Baupläne müssen noch einmal überarbeitet werden. Und auch die Zusammenarbeit zwischen dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb, der Universität und den beauftragten Firmen funktioniert nicht richtig. Jetzt werden die Entscheidungswege verschlankt und die BLB-Niederlassung in Dortmund übernimmt die Projektleitung vom BLB Bielefeld.
    "Wir hatten durchaus Störgefühle"
    Der Kanzler der Universität Bielefeld, Stephan Becker, ist erleichtert, dass das Projekt nun neu strukturiert wird. "Ich muss sagen, wir von Universitätsseite haben von Anfang an diesen Vorschlag begrüßt und stark unterstützt. Wir hatten nach dem bisherigen Projekt durchaus ebenfalls Störgefühle."
    Weil jetzt alles neu geplant wird, stehen der Kanzler und auch Studierende und Forschende in Bielefeld vor großen Fragezeichen. Der anspruchsvolle Neubau eines neuen großen Haupteingangs und eines Studierendencenters - kann der überhaupt umgesetzt werden? Und müssen am Ende vielleicht Studierende und Forschende leiden, damit die verlorene Zeit beim Bau wieder eingeholt werden kann und die Kosten nicht ausufern?
    Der Kanzler der Uni betont, dass Lehre und Forschung gewährleistet werden müssen: "Es geht um den Standard, also es muss stattfinden können. Auch da ist aber die Frage: Wie gewährleistet man das? Ich rechne damit, dass das von Seiten des BLB ein wichtiges Thema sein wird. Und mit dem BLB werden wir intensiv verhandeln müssen, über den Standard der Nicht-Beeinträchtigung."
    Wie wird die medizinische Fakultät ins Bauvorhaben integriert?
    Dass in all diese Schwierigkeiten jetzt die frohe Botschaft der medizinischen Fakultät hineinplatzt, könnte das Bauvorhaben noch aufwendiger machen. Noch gebe es keine konkreten Pläne für die Fakultät, die Gespräche zwischen der Universität und der Landesregierung stehen noch aus. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb will aber trotz der Schwierigkeiten mit der Großbaustelle alles versuchen, damit so eine medizinische Fakultät zeitnah kommen kann:
    "Was wir dazu anbieten können, als Niederlassung Bielefeld, ist ein mögliches Baugelände. Wir haben ja vor Jahren schon den Campus Nord neu entwickelt, mit der Stadt Bielefeld zusammen. Es gibt einen Bebauungsplan und es gibt eine sehr umfangreiche Erschließung, die dazu auch im Moment schon in der Umsetzungs- und Planungsphase ist. Dort wäre Platz für so eine medizinische Fakultät."
    Der Kanzler der Universität selbst steht jetzt vor wichtigen Gesprächen: Er muss klären, wie es mit der Modernisierung weitergeht, wie die medizinische Fakultät aussehen soll und vor allem, wie sie in die Bauarbeiten integriert werden kann - damit die Uni Bielefeld nicht tatsächlich zur ewigen Baustelle wird.