Archiv

Umbau von Roland Garros
"Das klingt ein bisschen wie eine Warnung"

Das Abschneiden der deutschen Tennisprofis war enttäuschend und auch die Umbauarbeiten in Roland Garros sorgten für Ernüchterung. Hat das schlechte Abschneiden der deutschen Profis tiefere Gründe und was bedeuten die verzögerten Baumaßnahmen für die Olympiabewerbung Frankreichs.

Matthias Friebe im Gespräch mit Marina Schweizer |
    Baustellen beim Tennisturnier in Paris.
    Baustellen beim Tennisturnier in Paris. (Marina Schweizer)
    Matthias Friebe: Ist das Abschneiden der Deutschen: Eine Momentaufnahme oder geht das tiefer?
    Marina Schweizer: Eher eine Momentaufnahme: Was mit Angelique Kerber zur Zeit los ist, weiß nur sie selbst genau – mutmaßlich erdrückt von der Last der Nummer 1 läuft bei ihr gerade gar nichts zusammen. Möglicherweise ist sie am Tiefpunkt angekommen - so paradox das als Nummer 1 der Welt klingt. Das kann sich aber auch schnell wieder ändern.
    Die andere große deutsche Hoffnung Alexander Zverev hat einfach einen schlechten Tag in der ersten Runde erwischt. Wären beide weiter gekommen, würden wir gar nicht drüber reden.
    Aber gerade hinter diesen beiden gab es ja kaum Erwartungen: Die Frauen waren zuletzt nicht so stark wie in den Jahren zuvor. Und bei den Männern durchlebt man ja schon seit Jahren eine Durststrecke bei Grand Slams. Also ein bisschen Momentaufnahme, ein bisschen geht das auch tiefer.
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    Matthias Friebe: Roland Garros ist eine Baustelle zur Zeit – der ewige Streit um den Bau des Dachs scheint beendet. Ist Ruhe eingekehrt?
    Marina Schweizer: Bisher herrscht Ruhe - also Stand jetzt soll das Dach auf dem Center Court bis 2020 endlich kommen. Paris ist ja der letzte Grand Slam Spielort, der noch gar kein Dach auch nur auf einer Arena hat. Mal gucken, ob das mit der Ruhe so bleibt, jetzt wo es durchregnet.
    Gestern Abend hat es als ich da war auch schon mal geregnet und da wurde dann auch ein anderes Problem deutlich: Bei Regen stürmen die Menschen raus aus den Tennisstadien auf der Suche nach Unterschlupf und da sieht man dann, wie beengt es mittlerweile im ganzen Areal ist.
    Das ist der zweite Teil der Umbaumaßnahmen: Die Fläche soll erweitert werden, für mehr Platz, mehr Grünflächen, mehr Sitzplätze – aktuell, nicht erst seit dort gebaut wird, liegt Roland Garros im Schönheits- und Komfort-Wettbewerb im Vergleich zu den anderen Grand Slam Orten hinten.
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    Matthias Friebe: Was ist die große Herausforderung in Paris?
    Marina Schweizer: Ich würde das jetzt einmal auf zwei Probleme herunterbrechen:
    Das eine ist die Lage des Stade Roland Garros: Die Anlage, also alle Tennisplätze, Bürogebäude und so weiter, liegen eingezwängt zwischen drei großen Straßen – das verschafft dem Areal seine berühmte Dreiecks-Form. Aber das heißt eben auch: Es gibt eindeutige Grenzen nach außen hin, da ist es mit Erweiterung schwierig, man geht da jetzt im Osten drüber hinaus in einen botanischen Garten hinein.
    Das andere ist die Akzeptanz des Projekts: Die Umbaumaßnahmen sind ja schon seit über einem Jahrzehnt Thema – und immer wieder haben sich verschiedene Gruppen erfolgreich dagegengestemmt: Mal war es der Gemeinderat von Paris, der das Vorhaben zwischenzeitlich auf Eis legte, zuletzt hatten dann Anwohner und Umweltorganisationen gegen die Umbaumaßnahmen geklagt. Anfang des Jahres wurde der Baustopp immerhin aufgehoben. Im kommenden Jahr sollen schon dann zwei zusätzlich geplante Plätze fertig sein.
    Matthias Friebe: Was bedeutet das für die Olympiabewerbung in Paris?
    Marina Schweizer: Es ist ein Vorgeschmack auf das, was möglich ist in dieser Stadt. Es ist ja als Stadion Teil der Olympiabewerbung.
    Man kann sich vorstellen dass das Internationale Olympische Komitee – das natürlich an reibungsloser Organisation interessiert ist – vom Beispiel Roland Garros nicht gerade begeistert ist. Es ist natürlich auch pikant für eine Stadt werfen, die die Spiele ausrichten will – da geht es ja bekanntlich um mehr Bauten als dieses Stadion. Die Protestkultur in Frankreich ist sehr ausgeprägt.
    Der Turnierdirektor Forget hat an einem Punkt zum Hin und Her einmal selbst gesagt. "Das ist Frankreich." Das klingt ein bisschen wie eine Warnung.
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor