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Uni Leipzig
Wirbel um Jura-Professor wegen rassistischer Tweets

Thomas Rauscher ist eigentlich ein arrivierter Wissenschaftler. An der Universität Leipzig ist er Direktor des Instituts für ausländisches Privat- und Verfahrensrecht. Schlagzeilen macht er aktuell aber nicht mit seiner Arbeit, sondern mit äußerst fragwürdigen Tweets.

Von Anneke Elsner | 17.11.2017
    Nach achtjaehriger Verzoegerung sind die Bauarbeiten an der neuen Aula und Universitaetskirche St. Pauli.
    An der Leipziger Uni protestieren Studierende gegen einen Jura-Professor, der sich in Tweets rassistisch äußert (imago stock&people)
    Die Stimmung im Hörsaal 7 war geladen. Als Thomas Rauscher seine Übung "BGB für Fortgeschrittene" beginnen wollte, ist der Hörsaal voller als sonst. Linke Studierendenverbände werfen dem Jura-Professor Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Homophobie vor. Rauscher versuchte immer wieder, die Aktion zu beenden. Die Studierenden der Übung unterstützten die Aktion jedoch mit Pfiffen und Zurufen. Rauscher verwies immer wieder auf seine Meinungsfreiheit. Das wies einer der Organisatoren der Protestaktion, Oskar Bach, aber zurück:
    "Was für ein Unsinn. Pegida, die AfD. In den letzten zwei Jahren ist die öffentliche Diskussion, die Feuilletons, die Tageszeitungen, dominiert von rechten Diskussionen. Dann kommt Professor Rauscher und sagt: Hilfe, Hilfe, die Meinungsfreiheit. Ich armer weißer Professor. Ein Recht auf Zustimmung und ein Recht darauf, unwidersprochen zu bleiben, das gibt es nicht."
    Rauscher kritisiert Studenten
    Widerspruch und Kritik wurden bei der Veranstaltung sehr deutlich geäußert. Immer wieder wurden Tweets von Rauscher zitiert und kritisch hinterfragt. Abschließend forderte Bach seine Kommilitonen auf, das Seminar in Zukunft zu boykottieren. Diese Aufforderung erhielt lautstarke Unterstützung.
    Professor Rauscher hingegen kritisierte das Verhalten der Studierenden.
    "Ihre Diskussionsmethode können Sie nachlesen in den Prozessakten von Galileo, die können Sie nachlesen in den Protokollen des Volksgerichts." - "Dass jemand, der 'Juden raus' unterstützt jetzt meint, dass...." - "Ich habe nicht Juden raus unterstützt." - "Doch, das haben Sie!" - "Sie drehen mich um, Sie lügen!"
    Nach einiger Zeit verließen die Studierenden den Hörsaal, nicht ohne eine Entlassung des Professors zu fordern. Thomas Rauscher steht schon seit einigen Jahren in der Kritik. Mit rassistischen oder islamfeindlichen Posts sorgte er immer wieder für Diskussion.
    "Es gibt keinen friedlichen Islam. Dschihad ist der Auftrag dieser Leute. Deutschland wird sich mit dem wohlmeinenden Irrtum dieser Leute selbst zerstören." - "Es fügt sich nicht, was nicht zusammengehört. Europa den Europäern, Afrika den Afrikanern, Arabien den Arabern. Was ist denn daran falsch?" - "Ehegatten-Splitting für eingetragene Lebenspartner. Förderung einer die Familie pervertierenden Lebensform auf Kosten anderer Steuerzahler."
    Mit seinem jüngsten Tweet reagierte er auf einen Artikel in der "Süddeutschen Zeitung" über Ausschreitungen am polnischen Unabhängigkeitstag in Warschau. Professor Rauscher kommentierte den Artikel auf seinem Twitteraccount mit den Worten:
    "Ein weißes Europa brüderlicher Nation: Für mich ein wunderbares Ziel."
    Linke Studierendenverbände laufen Sturm
    Für linke Studierendenverbände ist diese Meinung unfassbar. Mirko Libera ist Mitglied des Sozialistischen deutschen Studentenbundes (SDS) und ebenfalls Mitorganisator der Protestorganisation. Seine Meinung zu den Tweets ist eindeutig:
    "Man kann denen wirklich klar rassistisches, völkisches und teilweise sexistisches Gedankengut herauslesen. Sie haben eindeutig hetzerischen Charakter und bieten Nährboden für das, was gerade in Deutschland passiert."
    Die dienstrechtlichen Konsequenzen werden zurzeit von der Universität Leipzig geprüft, wie die Pressesprecherin der Uni Leipzig, Katharina Werneburger, beschreibt:
    "Nach den neuerlichen Äußerungen von Professor Rauscher wird die Universität nun Ermittlungen einleiten. Dabei ist vor allem juristisch zu prüfen, inwieweit die Aussagen die dienstlichen Aussagen von ihm als Hochschullehrer berühren. Die Erstellung eines externen Gutachtens, so wie es bisher angedacht ist, wird jetzt einige Wochen in Anspruch nehmen und wie der Ausgang dann sein wird, da können wir jetzt natürlich zum jetzigen Stand noch keine Angaben machen."
    Auch das Ministerium für Wissenschaft und Kunst distanziert sich von Rauschers Aussage. Die Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva-Maria Stange, äußerte sich sehr kritisch zu der Meinung des Juristen.
    "Die Äußerung von Professor Rauscher, die er als Privatperson getätigt hat, entsprechen in keinster Weise der Position des Ministeriums, aber auch nicht der der Hochschulen in Sachsen. Denn unsere Hochschulen haben sich öffentlich für Toleranz ausgesprochen und wir leben die halt auch. Dazu steht die Meinung von Professor Rauscher diametral."
    Den Ausgang des dienstrechtlichen Verfahrens könnte sie allerdings noch nicht vorhersagen. Der SDS will zusammen mit anderen Studentenorganisationen weiter gegen Rauscher protestieren.