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USA
Positive Klimabilanz trotz Trump

Die Internationale Energieagentur hat überraschende Zahlen vorgelegt: Denn trotz Donald Trumps fragwürdiger Umweltpolitik hat kein Land 2017 soviel Kohlendioxid eingespart wie die USA - und das das dritte Jahr in Folge. Und der Trend könnte anhalten, wenn man den Experten glaubt.

Von Martin Ganslmeier | 28.03.2018
    Demonstranten protestieren mit Plakaten vor dem Weißen Haus gegen den Rückzug der USA aus dem internationalen Klimaschutzabkommen.
    Vor allem bei jungen Amerikanern ist das Umweltbewusstsein extrem hoch (afp / Paul J. Richards)
    Für Brian La Shier waren die Zahlen der Internationalen Energieagentur keine Überraschung. Der Klima-Experte beim Washingtoner Institut für Energie- und Umwelt-Studien (EESI) weiß, dass im vergangenen Jahr kein Land auf der Welt mehr Kohlendioxid eingespart hat als die USA. Während weltweit aufgrund des Wirtschaftswachstums und der niedrigen Kraftstoffpreise der Kohlendioxid-Ausstoß erstmals seit 2014 wieder anstieg, konnte Amerika das dritte Jahr in Folge seinen Ausstoß verringern.
    "Es wird sehr viel getan: In den Bundesstaaten, in Städten und Regionen gibt es viele klimafreundliche Initiativen, steuerliche Anreize oder Regulierungen. Sie alle verfolgen ähnliche Ziele wie die im Pariser Klimaschutzabkommen."
    Auch wenn Donald Trump ein Comeback der Kohle anstrebe und Obamas Klima- und Umweltvorschriften abbaue - die reale Entwicklung in den USA gehe in eine andere Richtung. Der Anteil der Kohle sinke kontinuierlich zugunsten von Erdgas und erneuerbaren Energien. Der Anteil von Sonne, Wind und Wasser an gesamten Energieversorgung betrage bereits 17 Prozent, etwa halb so viel wie in Deutschland. Aber die Tendenz sei eindeutig steigend, so Brian La Shier:

    "Die erneuerbaren Energien haben einen großen Anteil an der CO2-Verringerung. Vor allem Sonnen- und Windenergie sind weiter auf dem Vormarsch. Diese Industrien boomen."
    Amerika setzt weiter auf Atomkraft als Übergangsenergie
    Vor allem die Westküsten-Staaten Kalifornien, Oregon und Washington, aber auch die Bundesstaaten New York, Texas und Iowa hätten jetzt schon einen vergleichsweise hohen Anteil erneuerbarer Energien. Anders als in Deutschland habe sich Amerika bewusst entschieden, für einen Übergangszeitraum an der Atomenergie festzuhalten.
    Im Vergleich zur Kohle sei die Atomkraft im Kampf gegen den Klimawandel besser, meint der Klimaexperte vom Institut für Energie- und Umwelt-Studien. Auch in den kommenden Jahren werde Amerika ungeachtet der Politik des US-Präsidenten weltweit zu den Spitzenreitern bei der Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes gehören. Brian La Shier sieht in den USA noch viel Potenzial:
    "Im Transport-Bereich sind viele Fortschritte möglich: vor allem durch Elektroautos und Batterie-Technologie. Das ist sehr vielversprechend."
    Hohes Umweltbewusstsein bei jüngeren Amerikanern
    Und noch etwas erfüllt den Klimaexperten mit Hoffnung: Die jüngere Generation der unter 30-Jährigen, die in den USA "Millenials" genannt wird, sei deutlich umwelt- und klimabewusster als die 40- bis 70-jährigen Amerikaner.
    "Die nächste Generation ist vielversprechend, vor allem wenn sie wählen geht. Der Kampf gegen den Klimawandel hat hohe Priorität für sie. Das wird zu einem deutlichen Sinneswandel in der US-Politik führen."
    Was in Europa oft vergessen werde, so Brian La Shier: Trumps Ausstieg aus dem Klimaschutzabkommen könne frühestens eine Woche nach der nächsten Präsidentschaftswahl 2020 erfolgen. Wenn Trump nicht wiedergewählt werde, dann bleibe Amerika im Pariser Klimaschutzabkommen.