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Vatikan schickt Kontrolleur nach Limburg

Der Konflikt im Bistum Limburg ist eskaliert. Mit einer Unterschriftenaktion gegen Bischof Tebartz van Elst haben seine Kritiker ihren Protesten gegen dessen Amtsführung Nachdruck verliehen. Nun ist aus dem Vatikan ein Vermittler unterwegs, der die deutsche Kirche gut kennt.

Von Ludger Fittkau | 09.09.2013
    "Kein Mensch ist ohne Fehler. Jeder Mensch macht Fehler. Und wir Christen haben eine großartige Botschaft, dass wir auch Fehler machen dürfen","

    sagt Franz-Peter Tebartz van Elst, der katholische Bischof von Limburg. Doch ob ihm die Fehler, die er selbst in den letzten Jahren gemacht hat, verziehen werden, hängt nun wohl maßgeblich von Giovanni Lajolo ab. Der Kurienkardinal wird noch heute Abend in Deutschland erwartet - als Abgesandter von Papst Franziskus.

    Bistumssprecher Stefan Schnelle kann noch nicht sagen, wie lange der Kontrollbesuch aus Rom dauern wird:

    ""Der Vatikan steht ganz klar auch hinter Bischof Franz-Peter Tebartz van Elst und auch hinter seiner Amtsführung. Deswegen ist es ein brüderlicher Besuch, der vermitteln will."

    Vermitteln zwischen dem Bischof und bereits mehr als 4000 Katholiken, die per Unterschrift die Fehler des Limburger Bischofs Tebartz van Elst anprangern.

    Einen mehrere Tausend Euro teuren Erste-Klasse-Flug nach Indien, den millionenschweren Bau eines neuen Bischofssitzes mit Kosten in vielfacher Höhe des ursprünglich vorgesehen Betrages. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Limburger Bischof wegen Verdachts auf eine falsche eidesstattliche Erklärung. Diese Punkte sowie die "Reaktion in den Medien", so schreibt der Vatikan an den Limburger Bischof, "belasten die Einheit zwischen Bischof und Volk und trüben die Sendung der Kirche".

    Kritik an Amtsführung und Umgangston
    Insbesondere die liberalen Frankfurter Katholiken werfen Tebartz van Elst überdies einen rüden Umgang mit Bediensteten des Bistums vor.

    Johannes zu Eltz ist Stadtdekan der katholischen Kirche in der Mainmetropole und seit Jahren ein scharfer Kritiker des Bischofs:

    "Es geht nicht nur um die finanziellen Dinge. Es ist mehr eine Frage des Stils, dass man die Leute fragt, sie ernst nimmt, ihren Rat schätzt. Und jemanden nicht nur Proforma anhört, sondern sich auch das, was mir vielleicht fremd ist und worauf ich nicht gekommen wäre, in die eigene Entscheidung integriert."

    Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hatte dem Limburger Bischof geraten, den Vatikan direkt in die Vorgänge im Bistum einzuschalten. Meisner hatte bisher stets seine schützende Hand über den 53 Jahre alten Tebartz van Elst gehalten. Doch ob die beiden Konservativen nun beim Vatikangesandten Giovanni Lajolo Gnade finden, ist fraglich. Denn Lajolo war einmal Botschafter des Heiligen Stuhls in Berlin. In dieser Funktion war er schon mit Meisner aneinandergeraten, etwa im Konflikt um die Schwangerschaftsberatung. "Aus seiner Zeit als Apostolischer Nuntius sei Giovanni Lajolo "mit der Situation der Kirche in den deutschen Diözesen sehr vertraut", schreibt jetzt der Vatikan.

    Für Franz-Peter Tebartz van Elst und seinen Fürsprecher Joachim Meisner könnte dies eine schlechte Nachricht sein.