Freitag, 19. April 2024

Archiv


Versteckter Zucker in Lebensmitteln

Zucker gilt als der Dickmacher schlechthin. Viele Menschen versuchen deshalb, ihn zu vermeiden. Nicht immer mit Erfolg, denn auf der Zutatenliste versteckt sich Zucker unter vielen Bezeichnungen.

Von Dieter Nürnberger | 21.10.2013
    In welchen Lebensmitteln ist heutzutage Zucker drin, ohne dass der Verbraucher damit rechnet?

    In einer Untersuchung des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) wurden knapp 300 Produkte analysiert. Fast alle enthielten Zucker. Die Hersteller verwenden ihn vor allem deswegen, weil er als Geschmacksverstärker geeignet ist und Wasser binden kann. Manchmal waren die Prüfer aber überrascht, wie viel Zucker eingesetzt wurde. Heidrun Franke ist Lebensmittel- und Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Brandenburg:

    "Das Highlight für uns war die Leberwurst mit Zucker. Aber noch viel toller - der Krautsalat oder auch der Gurkensalat. Hier nimmt man im Haushalt sicherlich auch mal eine Prise Zucker zur Geschmacksabrundung, wir haben aber zwölf Prozent und mehr gefunden. Das ist immer auf 100 Gramm bezogen - entspricht vier oder fünf Stücken Würfelzucker."

    Wie erkenne ich, wie viel Zucker in den Lebensmitteln steckt?

    Viele Verbraucher gehen davon aus, dass die Zutatenliste auf dem Etikett verlässlich Auskunft gibt. Was hier vorne steht, sollte am meisten im Produkt enthalten sein. Doch Vorsicht: Zucker wird nicht selten unter anderen Begriffen wie Glukose-Fruktose-Sirup oder Süßmolkenpulver versteckt. Auch solche Zutaten tragen zum Gesamt-Zucker-Gehalt bei, sagt Heidrun Franke.

    "Finden Sie Zucker als Angabe in der Zutatenliste, dann ist das nur der ganz normale Haushaltszucker, also Saccharose - reiner Zucker, der aus Rüben oder Rohr gewonnen wird. Es kann also durchaus sein, dass er in der Zutatenliste überhaupt keinen Zucker als Begriff findet, man trotzdem aber in der Nährwert-Angabe bis zu 50 Prozent Zuckergehalt entdecken kann."

    Übrigens besagt die Verwendung von Süßstoffen nicht unbedingt, dass das Lebensmittel weniger Zucker enthält. Manchmal werden für die Konsistenz eines Produkts andere Stoffe beigemischt, die wiederum Zucker enthalten .


    Wie steht es um den Zuckergehalt von Produkten für Kinder?

    Sie enthalten oft sogar eine Extraportion Zucker, sagt zumindest die Verbraucherorganisation Foodwatch. Sie kritisiert, dass die Unternehmen mit Marketingstrategien ganz bewusst versuchen würden, jüngere Zielgruppen zu Süßigkeiten zu verleiten. Kinder seien die ideale Zielgruppe und natürlich auch die Kunden von morgen.

    Auch in der Marktuntersuchung der Verbraucherzentralen wird dies untermauert. Beispiel Zwieback: Normal enthalten sie pro 100 Gramm 3 bis 10 Gramm Zucker, ein als Kinderprodukt aufgemachter Zwieback hingegen kommt auf rund 34 Gramm.

    Wie lässt sich der Zuckergehalt von Produkten vergleichen?

    Dafür muss man oft umrechnen – beispielsweise auf den Zuckergehalt pro Liter oder Kilogramm des Produkts. Die Angaben der Hersteller beziehen sich oft auf unterschiedliche Mengen. Heidrun Franke, die Expertin der Verbraucherzentrale Brandenburg.

    "Irreführend ist unserer Ansicht nach aber ein kleines Symbol auf der Vorderseite. Da steht dann meist ganz klein drüber 'pro Portion'. Und das bezieht sich nicht auf die 100- Gramm- oder 100-Milliliter-Angabe, die sich vergleichen lässt."

    Wie viel Zucker pro Tag empfehlen die Ernährungswissenschaftler?

    Die Referenzwerte liegen zwischen 50 und 90 Gramm pro Person und Tag. Sie variieren je nach Geschlecht, Alter oder auch der jeweiligen körperlichen Aktivität. Fest steht aber, dass ein solcher Wert recht schnell erreicht und übertroffen wird. Beispielweise durch einen halben Liter Limonade oder 100 Gramm Gummibärchen. Da in der Untersuchung der Verbraucherzentralen aber fast in jedem Produkt Zucker ohnehin enthalten war, sollten vor allem Süßigkeiten nur sehr wenig konsumiert werden.

    Und - unter'm Strich?

    Angaben zu Zucker auf Produktverpackungen verwirren mehr, als dass sie informieren. Vor allem im Zutatenverzeichnis werden Zuckergehalte unter anderen Bezeichnungen oft versteckt. Erst ab 2016 sind detailliertere Nährwerttabellen gesetzlich vorgeschrieben.