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Vor der Zinswende
Pimco verkauft im großen Stil US-Staatsanleihen

Die Allianz-Fondstochter Pimco verkauft seit Kurzem im großen Stil US-Staatsanleihen. Wohl in der Hoffnung, den Kundenschwund zu stoppen, den sie seit zwei Jahren verkraften muss. Die Kunden finden bei der Konkurrenz höhere Renditen und haben Pimco den Rücken gekehrt, was dessen verwaltetes Vermögen schon kräftig gestutzt hat.

Von Michael Braun | 10.06.2015
    Immer noch ist er ein Riese auf dem Anleihemarkt. Und wenn er eine Meinung äußert, gar handelt, geht das um die Welt. Heute früh kam eine solche Nachricht. Der große amerikanische Vermögensverwalter meldete, sein größter Fonds, der Pimco Total Return Fund, habe im Mai nur zu 8,5 Prozent aus amerikanischen Staatspapieren und verwandten Anleihen bestanden. Im April war der Fonds noch zu einem knappen Viertel, im Februar gar noch zu einem guten Drittel mit diesen Papieren bestückt. Und jetzt? Drastische Verkäufe. Das wirkte auch am deutschen Anleihemarkt. Arthur Brunner von der ICF Bank handelt an der Frankfurter Börse im Anleihemarkt, erklärte, warum die Anleihekurse zum Handelsstart hier fielen und eine viel beachtete Kennziffer, der sognannte Bund-Future, der Kurs für eine fiktive Bundesanleihe, alle Widerstandsmarken unterbot:
    "Vor allem die Begründung von Pimco, dass sie im September mit einer Leitzinserhöhung rechnen, und zwar sehr deutlich angekündigt eben, da hat hier dich die Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt. Der Markt ist eh im Moment sehr sensibel, reagiert sehr sensibel auf solche Meldungen. Und deshalb kam es heute früh auch zu einem relativ großen Einbruch im Markt."
    Der Pimco-Fonds hatte unter seinem früheren Manager stark auf amerikanische Staatsanleihen gesetzt und dabei offenbar zu lange auf anhaltende Anleihekäufe durch die amerikanische Notenbank gesetzt. Doch seit Anfang vorigen Jahres reduzierte die FED diese Käufe, fuhr sie auf Null zurück, ersetzt nur auslaufende Papiere durch neue. Da traf das alte Fondsmangement bei Pimco auf dem falschen Fuß. Das neue hat nun eine Strategiewende eingeleitet, auch unter dem Druck der Investoren, die den Fonds in Scharen verlassen hatten.
    Eurozone und niedrige Zinsen
    Das wird auch auf Euroanleger zukommen. Auch in der Eurozone wird die Zeit, der ewig niedrigen Zinsen irgendwann zu Ende gehen. Schließlich hat die Europäische Zentralbank ihre Anleihekäufe zeitlich begrenzt, vorerst jedenfalls, und zwar auf den September nächsten Jahres. Das ist noch lange hin. Aber, sagt Reinhard Cluse, Europa-Volkswirt der Schweizer UBS, natürlich müssten auch hiesige Anleiheanleger die EZB im Blick haben:
    "Ich glaube, dass die Risiken an den Anleihemärkten steigen werden. Der Kauf der Staatsanleihen durch die EZB hat natürlich die Renditen massiv komprimiert. Und in dem Maße, wie sich die Verzerrungen am Anleihemarkt auflösen werden, wird es auch an den Anleihemärkten höhere Renditen geben."
    Dabei könnte der Anleger auch darüber nachdenken, dass zumindest bisher es eine enge Korrelation zwischen den amerikanischen und etwa den deutschen Staatsanleihen gab: Sinken die amerikanischen Anleihekurse, ziehen sie die hiesigen mit. Hinzu kommt, dass das Angebot an Euroanleihen derzeit sehr groß ist. Arthur Brunner:
    "Im Moment ist natürlich ein Überangebot an Anleihen da, weil morgen auch wieder Staatsanleihen von Italien und Spanien verkauft werden. Und das heißt: Es kommt wieder Angebot auf den Markt, und von daher sind die Märkte nicht so aufnahmefähig, wie man sich das vielleicht vorher vorgestellt hat."
    Deshalb stützten die Anleihekäufe der EZB die Kurse derzeit kaum.