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WADA warnt die Sportler vor GW1516

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) warnt eindringlich vor der Einnahme von GW1516, das bereits seit Jahren auf dem Schwarzmarkt erhältlich ist. Wegen der gefährlichen Nebenwirkungen wurde die Entwicklung des Medikaments während vorklinischer Studien abgebrochen. Eine Zulassung wird es nicht geben. Doch das scheint dopingwillige Sportler nicht abzuschrecken

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Eine Warnung der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, das ist eine ganz seltene Maßnahme. Gleichzeitig aber ein Beleg dafür, wie gefährlich GW1516 ist. Die Nebenwirkungen der Gendoping-Substanz sind so schwerwiegend, dass die Gesundheit der Sportler bei Einnahme massiv gefährdet wäre. Professor Wilhelm Schänzer, der Leiter des Kölner Doping-Kontroll-Labors, erläutert:

    "Es gibt einen Hinweis in einer Zeitschrift, die heißt ‚New Scientist‘, da redet man davon, dass bereits schon 2006 bei Versuchen der Firma mit Tieren, die mit GW1516 behandelt worden sind, insbesondere Mäusen, in allen Organen auch Krebsentstehungen dokumentiert werden konnten und dass man aus diesem Grund an dieser Substanz nicht mehr weiterarbeitet."

    Ursprünglich war GW1516 in der Medizin zur Bekämpfung von Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes, einer Stoffwechselkrankheit, vorgesehen. Bei Tierversuchen wurde dann eine Wirkung auf den Fettstoffwechsel nachgewiesen. Professor Schänzer:

    "Allerdings sind diese Verbesserungen zur Fettverbrennung im Tierversuch einhergehend gewesen mit deutlichen Leistungsverbesserungen. Die Tiere konnten dann im Versuch viel, viel länger schwimmen als Tiere, die nicht damit behandelt worden sind. Das haben die Wissenschaftler, die das untersucht haben, in ihren Publikationen gleich als Problem für den Sport dargestellt. Das könnte von Interesse sein für den Sportler. Das war letzten Endes der Grund, warum diese Substanz 2009 von der Welt-Anti-Doping-Agentur verboten worden ist."

    Dopinganalytiker bezeichnen GW1516 als Trainingsimitator für Ausdauersportler. Das heißt, ohne körperliche Aktivität steigert man die Wirkung der Enzyme, die man für die Energiebereitstellung benötigt. So wird die Ausdauer-Muskulatur vermehrt und gleichzeitig das Gewicht reduziert. Schon 2009 hatte das Kölner Zentrum für präventive Dopingforschung ein Nachweisverfahren für GW1516 entwickelt. 2011 gab die Kölner Arbeitsgruppe um Professor Mario Thevis eine Schwarzmarktwarnung für die Substanz heraus. Warum die Warnung der Welt-Anti-Doping-Agentur erst 2013 kommt, erläutert Professor Wilhelm Schänzer:

    "Ich gehe davon aus, dass man mit dem Auftauchen der ersten positiven Fälle gesehen hat, das ist möglicherweise doch ein Problem für den Sport und da hat man jetzt diesen Hinweis gegeben, um die Abschreckung weiter zu erhöhen."

    Denn die WADA spricht jetzt erstmals von positiven Fällen, ohne aber Namen zu nennen. In den Statistiken der Vorjahre taucht die verbotene Substanz noch nicht auf. Das heißt jedoch nicht, dass sie nicht genutzt wurde. Denn nicht alle von der WADA akkreditierten Laboratorien wenden das Nachweisverfahren an. Und im Internet kann GW1516 problemlos bestellt werden. Professor Schänzer:

    "Nur, wenn einmal eine Substanzstruktur bekannt ist, und das ist eine niedermolekulare Substanz, und die Herstellung doch nicht ganz so kompliziert ist, dann gibt es relativ schnell die Möglichkeit, dass Firmen das möglicherweise zu wissenschaftlichen Zwecken herstellen. Da muss man das natürlich kontrollieren. Oder dass eventuell Firmen, die auch auf dem Schwarzmarkt tätig sind, das herstellen, synthetisieren und vertreiben."

    Außerdem gibt es nach Aussage des Kölner Laborchefs Firmen, die diese Substanz für wissenschaftliche Untersuchungen anbieten. Das wäre eine andere mögliche Bezugsquelle.