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"Was bekommen denn wir Griechen vom neuen Hilfskredit?"

Banken, Versicherungen und Fonds verzichten auf mehr als 100 Milliarden Euro, die ihnen der griechische Staat schuldet: Voraussetzung für das zweite Rettungspaket für Athen von 130 Milliarden Euro. Die Staatspleite ist zunächst abgewendet, doch wahre Freude kommt in Athen nicht auf.

Von Rodothea Seralidou |
    Der zentrale Syntagma-Platz direkt vor dem griechischen Parlament in Athen. Der 69-jährige Rentner Dimitris, ein schlanker Mann mit grauen Haaren, sitzt auf einer Parkbank und liest eine Zeitung. Vom freiwilligen Anleihentausch hält er nichts:

    "Es ist egal, ob der Anleihentausch erfolgreich ist oder nicht. Das Volk wird immer ärmer. Ich habe Angst, dass unsere Renten mit dem Schuldenschnitt weiter gekürzt werden. Wie soll ich dann über die Runden kommen? Jeder weiß selber am besten, wie schwer er es hat."

    Weniger als 400 Euro Rente bekommt Dimitris im Monat. Und davon müssen sowohl er als auch sein arbeitsloser Sohn leben. Dass ohne eine erfolgreiche Umschuldung auch kein Geld vom 130 Milliarden schweren zweiten Hilfspaket fließen würde, interessiert ihn nicht sonderlich:

    "Was bekommen denn wir Griechen vom neuen Hilfskredit? Keinen einzigen Cent. Das geht alles für die Staatsschulden drauf. Was haben wir einfache Leute davon? Nichts. Die sollen uns in Ruhe lassen, mit dem was uns noch übrig geblieben ist."

    Differenzierter sieht das Ganze der 80-jährige Thanassis. Der pensionierte Wirtschaftswissenschaftler trägt einen dunklen Anzug und hält eine braune Aktentasche in der Hand. Seine ganzen Ersparnisse hatte er in griechische Staatsanleihen angelegt. Am freiwilligen Anleihentausch hat sich Thanassis –wie viele andere Kleinanleger auch - nicht beteiligt. Nun befürchtet er, dass es zu einer Zwangsumschuldung für alle Privatgläubiger kommt.

    "Wer wird denn in Zukunft noch griechische Staatsanleihen kaufen? Niemand! Wir haben Staatsanleihen gekauft, weil sie als die sicherste Investition galten. Einzelpersonen hätten von dieser Umschuldung ausgenommen werden müssen."

    Thanassis ist sich nicht sicher, ob der Schuldenschnitt Griechenland tatsächlich vor dem Staatsbankrott rettet. Und er hat auch das Vertrauen ins griechische Bankensystem verloren. Auch wenn er nicht in Staatsanleihen investiert hätte, Angst um sein Geld hätte er so oder so:

    "Ich würde meine Ersparnisse auch nicht zur Bank bringen, denn wenn es doch noch zur Staatspleite kommt, würde das auch die Banken mit sich reißen. Ich würde mir eher eine Immobilie kaufen. Nach einigen Jahren wird es auf dem Immobilienmarkt wieder aufwärtsgehen."

    Nach Aussagen des griechischen Finanzministers Evangelos Venizelos wurden seit 2009 rund 70 Milliarden Euro von griechischen Banken abgehoben. Davon sollen sechzehn Milliarden ins Ausland geflossen sein. Der Rest hätten die Griechen zuhause versteckt sein, so der Minister. Der 65-jährige Vassilis hat dafür kein Verständnis:

    "Was soll man mit dem Geld unterm Kopfkissen? Ich finde es auch schlimm, dass die Leute das Geld ins Ausland schicken. Wenn wir Griechenland lieben, sollten wir unser Erspartes auch hier lassen. Und so auch unserem Land helfen."