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Weltruhm durch einen einzigen Roman

Giuseppe Tomasi di Lampedusa hat sich mit seinem Werk "Der Leopard" in die Literaturgeschichte eingeschrieben. Fast jeder kennt die dazugehörige monumentale Hollywood-Verfilmung mit Burt Lancaster und Claudia Cardinale. Das Leben der Hauptfigur ist das des Autors selbst, eines sizilianischen Adeligen in Zeiten der bürgerlichen Revolution.

Von Robert Schurz |
    "Ich bin Repräsentant des alten Standes, unausweichlich an dieses Haus gebunden mit den Banden des Anstandes in Ermangelung der Neigung. Ich gehöre einer unglücklichen Generationen an, die zwischen der alten und neuen Zeit steht und sich in beiden unbehaglich fühlt. Zudem bin ich frei von Illusionen und mir fehlt die Fähigkeit, mich selbst zu täuschen."

    So spricht der Fürst Salina, aber so könnte auch sein Erfinder Lampedusa sprechen, genauer: Giuseppe Maria Fabrizio Salavtore Stefano Vittorio Tomasi, Herzog von Palma di Montechiaro und Principe di Lampedusa. Selten wurde ein Mann so sehr mit nur einem Werk identifiziert, aber selten gibt es auch derart gelungene Literatur: Gemeint ist "Il gattopardo - der Leopard". Dieser Roman wurde in kürzester Zeit weltberühmt und entsprechend gefeiert. Vom Autor, eben Lampedusa, hatte man vorher nichts gehört, zumal dieser auch quasi mit Vollendung seines Werkes starb. Das Thema dieses Romans: Der Untergang eines Adelsgeschlechts im bürgerlichen Zeitalter.

    Die durchgängige Stimmung des Romans ist die der Vergeblichkeit: Der Fürst Salina weiß, dass jeder Kampf aussichtslos ist und dass er einer aussterbenden Rasse angehört. Er ist aber zu sehr von seiner adeligen Herkunft geprägt, um sich anzupassen, zumal die neue Zeit nichts Gutes verheißt.

    "Der Fürst aber dachte niedergeschlagen: Danach wird alles anders sein, aber schlechter. Wir waren die Leoparden: unseren Platz werden die Schakale einnehmen, die Hyänen; und alle zusammen, Leoparden, Schakale, Hyänen und Schafe, wir werden weiter daran glauben, daß wir das Salz der Erde seien."

    Wie der Roman-Fürst, so sein Autor. Giuseppe Tomasi di Lampedusa wird am 23. Dezember 1896 in Palermo als Sohn einer der mächtigsten und ältesten Adelsfamilien Siziliens geboren. Seine Kindheit verläuft in traditionellen Bahnen: Er wird mit seinem blaublütigen Erbe vertraut gemacht, absolviert eine humanistische Bildung und ist als Knabe recht einsam. Die einzige Abwechslung besteht in langen Aufenthalten im Landhaus seiner Großmutter. Er studiert, schließt aber sein Studium nie ab, kämpft im Ersten Weltkrieg, wird gefangen genommen und kann entfliehen.

    Schließlich lernt er in London die Baronesse Alexandra Wolff-Stomersee kennen, deren Mutter mit einem Onkel Lampedusas verheiratet war. Diese Alexandra, eine begeisterte Freud-Anhängerin, wird seine Frau. Vor seinem großen Wurf verfasst er einige Studien zur englischen Literatur, schwärmt insbesondere für Lord Byron, Shelley und Keats, denen er sich seelenverwandt fühlt, fällt abschätzige Urteile über Shaw und schreibt schließlich einige kürzere Erzählungen. Ein eher unspektakuläres Leben, genau wie das des Helden seines Romans, der von Luchino Visconti verfilmt wurde, und der es, mehr noch als der Roman, zu Weltruhm brachte.

    Ausschnitt aus "Der Leopard": "Es ist seine Exzellenz, der Fürst Salina. Kann passieren. Gute Fahrt, Exzellenz. - Wüßte nicht, wie man bei diesen unsicheren Zeiten jemand etwas übel nehmen könnte. Heutzutage kann ein junger Mann aus guter Familie nicht einmal Karten spielen, ohne in kompromittierende Freundschaften zu geraten. Das wissen Sie so gut wie ich."

    Lampedusas Leben, aber auch sein "Leopard", selbst seine literaturhistorischen Studien sind durchzogen von einer tiefen Melancholie, von einer ruhigen Resignation, die aber nie in aufgeregte Verzweiflung umschlägt. Hinzu kommen eine gewisse Morbidität und Weltabgewandtheit. Heute würde man sagen: no future. Diese spezifische Stimmung bei Lampedusa nährt sich aber nicht nur durch den Untergang der Adelsgeschlechter; ebenso gut ist darin etwas spezifisch Sizilianisches.

    "In Sizilien ist es nicht von Wichtigkeit, ob man übel oder gut tut: Die Sünde, die wir Sizilianer nie verzeihen ist einfach die, überhaupt etwas zu tun. Wir sind müde und leer."

    In Sizilien, einem oft unerträglich heißen, aber auch unerträglich schönen Land, wird auch der Tod zu etwas Vertrautem, zumindest für den Fürsten Salina.

    Ausschnitt aus "Der Leopard": "Was ist mit dir, Onkel? Draußen wird getanzt. – Du meinst, das sind trübe Gedanken. Ihr wisst nicht, daß einem solche Gedanken vertraut werden können. Für euch existiert der Tod noch nicht, es gibt ihn zwar, aber er ist etwas für die anderen, -für die Leoparden, deren Pranken keine Kraft mehr haben."

    Giuseppe Tomasi di Lampedusa starb am 23. Juli 1957.