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Wohlklingende Worte - klimaschädliches Handeln

Auf ihren Webseiten präsentieren die meisten deutschen Banken Selbstverpflichtungen in Sachen Klimaschutz. Tatsächlich investieren diese Geldhäuser jedoch kräftig in den Klimakiller Kohle - das beklagten Umweltorganisationen auf der UN-Klimakonferenz in Durban.

Von Georg Ehring | 30.11.2011
    Kohle belastet die Erdatmosphäre wie kein anderer Energieträger mit dem Treibhausgas Kohlendioxid. Und die Gewinnung und Verbrennung von Kohle wird weiter ausgebaut – allen Klimaschutzbekenntnissen zum Trotz. In China und Indien werden nach Angaben deutscher Umweltverbände mehrere Kohlekraftwerke pro Woche fertiggestellt oder genehmigt. Ferrial Adam von Greenpeace Südafrika:

    "Wenn man es mit den erneuerbaren Energien vergleicht, geht der Anteil der Kohle zwar zurück. Wir haben herausgefunden, dass die Erneuerbaren sehr viel stärker wachsen als die Kohlebranche. In vielen Ländern wird allerdings weiter Kohle verwendet und es wird fälschlicherweise behauptet, dass Kohle billig ist."

    Die meisten neuen Kraftwerke entstehen in Asien, aber auch in Europa werden Kohlekraftwerke gebaut, so in Polen und in Deutschland. Südafrika, der Gastgeber des Klimagipfels in Durban, setzt bei der Energieversorgung weiter auf Kohle. Es gibt mehrere Großprojekte, in Kusile soll das größte Kohlekraftwerk der Welt entstehen. Kohle sei zwar in der Gewinnung billig, Umweltschäden würden aber ignoriert, sagt Ferrial Adam:

    "Wenn man den Wasserverbrauch, die Schäden für das Klima und die Umweltfolgen des Bergbaus zusammen betrachtet, kommt man auf 60 Milliarden Rand pro Jahr. Der größte Teil davon betrifft die Folgen des Wasserverbrauchs."

    Also ungefähr sechs Milliarden Euro – vor allem die Verwendung von im Bergwerk vergiftetem Wasser sorge für Umweltschäden in der Region. Die Schädigung des Klimas sei nur eine der Umweltfolgen der Kohlenutzung.

    Die Banken weltweit finanzieren den Ausbau der Kohlekraft, so das Ergebnis einer Studie mehrerer Umweltverbände aus Deutschland, den Niederlanden und Südafrika, die heute in Durban vorgestellt wurde. Heffa Schücking von der Organisation Urgewald:

    "Kohle ist der Klimakiller Nummer eins und insofern haben wir uns bei unserer Studie auf den Ausbau des Kohlesektors konzentriert und haben mit Schrecken festgestellt, dass seit 2005, also seit dem Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls, sich die Finanzierung Ausbau des Kohlesektors fast verdoppelt hat, also von 17 Milliarden auf 33 Milliarden Euro."

    Deutsche Kreditinstitute seien vorn mit dabei – die deutsche Bank steht auf Platz sechs in der Rangliste der größten Kohlefinanzierer. Neben den großen Privatbanken beteiligten sich auch Landesbanken und die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau am Ausbau der Kohle.

    "Die KfW ist ein kleiner Spieler, also wenn man jetzt mit den großen internationalen Banken vergleicht, und trotzdem ist es so, dass die KfW mit über 500 Millionen sich an der Expansion des Kohlesektors beteiligt hat."

    Die KfW ist die Förderbank des Bundes - im In- und Ausland aktiv beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Durch ihr Engagement in der Kohlefinanzierung würden solche Ansätze konterkariert. Von KfW und Deutscher Bank war kurzfristig keine Stellungnahme zu bekommen. In ihrer Selbstdarstellung geben sich die Banken zwar durchaus problembewusst, die Deutsche Bank trete in ihrer Selbstdarstellung als "Klimabotschafter" auf, sagt Heffa Schücking. Doch dies sei nur Fassade:

    "Wir haben uns ja auch die Selbstverpflichtungen der Banken angeschaut und gesehen, dass das überhaupt keine Rolle spielt, also selbst die Klimakiller Nummer eins bis 20 - die haben also unglaubliche Statements zum Thema Klima auf ihrer Webpage und in ihren Berichten. Also: Da merkt man einfach, dass die Banker gar nicht wissen, was in ihrem Portfolio ist und sich scheinbar da auch nicht darum kümmern."

    Die Pressemitteilung der Umweltorganisation Urgewald und die Reaktion der KfW Bankengruppe darauf:

    Urgewald: Klimakiller Kohle: Deutsche Banken auf Top-Plätzen im Investitionsranking

    KfW Bankengruppe: Stellungnahme zur Presseerklärung von Urgewald