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Zukunftsmarkt Elektromobilität

Mit dem E-Bike zur Bushaltestelle, mit dem E-Bus zur Arbeit und mit dem Elektroauto zum Termin. Die Veranstalter der Münchner Messe für Elektromobilität eCarTec sind überzeugt, der elektronischen Mobilität gehört die Zukunft.

Von Susanne Lettenbauer | 16.10.2013
    Es brummt auf der Teststrecke der Münchner eCarTec. Zumindest was den Andrang der Besucher angeht. Von den Elektrofahrzeugen, die hier ausprobiert werden, hört man nur ein kleines Summen. Bunte Roller, schnittige Fahrräder, auch eine schwarze 100 000 Euro teure Elektrolimousine und ein nagelneuer Plugin-Hybrid-SUV kann neben den zwei Hallen der Münchner Elektromobilitätsmesse getestet werden.

    Der Grund: Die Branche weiß, dass die Verbraucher zurückhaltend sind beim Kauf von Elektrofahrzeugen. Die Zahl der Aussteller in München ist auf 479 geschrumpft. Längst ist nicht mehr sicher, ob das Ziel der Bundesregierung realistisch ist, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen. Die Infrastruktur der Ladestationen deutschlandweit wird von Anbietern wie RWE nicht mehr offensiv ausgebaut, geben sie in München zu.

    Nachhaltige Konzepte

    Deshalb Rethinking eMobility – Elektromobilität neu denken. Das heißt: weg vom Schielen auf die Absatzzahlen im Automobilbereich. Jenseits davon boomt es. Nachhaltige Mobilitätskonzepte wie vom Fraunhofer-Institut in München vorgestellt, beziehen sich auf die Kombination unterschiedlicher Verkehrsmittel: Elektrofahrräder, Elektroroller, E-Busse, Elektro-LKW.

    Kommunen wie Prag und auch Gibraltar haben deshalb Delegationen nach München geschickt, sagt eCartec-Chef Robert Metzger. Ihr Auftrag: Der Umstieg auf Elektro-Linienbusse mit passgenauen Ladestationen:" Hier geht es darum zum Beispiel, bei einer Buslinie an den Endhaltestellen immer wenn er steht, er steht ja nicht lange, eine Minute oder so an den Endhaltestellen, vielleicht ein bisschen länger, da lädt er und auf diese Weise schaffe ich es sehr leicht, Linienbusse zu elektrifizieren."

    Das Interesse sei enorm, betont der eCartec-Chef. Trotz Haushaltslöcher versuchen die Kommunen, ihren öffentlichen Nahverkehr umzustellen. Motorenhersteller haben volle Auftragsbücher, so Norbert Heinrich von der Firma Baumüller. Seine Firma hat sich nach dem Stagnieren im Elektro- PKW-Bereich neu orientieren müssen: "Also die Nachfrage im Nutzfahrzeugbereich ist sehr hoch, weil sie kurze Intervalle nur haben, das bedeutet sie fahren vier, fünf Stunden, dann ist die Arbeit getan und dann können sie wieder zurück ins Depot fahren und sich wieder aufladen. "

    Erfolgsmodell E-Taxi

    In dieselbe Richtung denkt auch Rinspeed-Gründer Frank Rinderknecht. Mit seinem elektrobetriebenen"microMax", einer Art Kastenwagen für fünf Personen, präsentiert er in München eine neue Form des e-Taxis: "Unsere Idee des micro-Max ist eine Idee des Schwarmes, der Schwarmintelligenz, dass bedeutet ich habe am Beispiel München ganz viele micro-Maxes, über die App buche ich meinen Weg, anstelle mit dem Öffentlichen Nahverkehr in die eine Richtung zu fahren und dann in die andere, über diese Schwarmintelligenz, also die App habe ich dann natürlich eine effiziente Abwicklung meine Transportes."

    Vorreiter Norwegen

    Von Südafrika bis Südamerika, gerade aus den Megacities, kamen die Anfragen an Rinderknecht. Auch der innerstädtische Lieferverkehr wie die Münchner Brauereien hoffen auf Elektronutzfahrzeuge wie den Preisträger des diesjährigen eCartec-Awards, den Elektro-LKW von E-Force-One. Seine Reichweite 350 Kilometer bei sechs Stunden Ladezeit. Zur Durchsetzung dieser nachhaltigen Mobilitätskonzepte müssten aber endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland geschaffen werden, fordert eCartec-Chef Robert Metzger. Andere Länder wie Norwegen seien da viel weiter:" Man darf in Norwegen mit einem Elektroauto die Busspur benutzen, man kann kostenfrei parken, in manchen Innenstadtbereichen gibt es so eine Art Maut wie in London, die ist natürlich für Elektroautos frei."

    Rethinking eMobility – das gilt mittlerweile auch dort, wo man es nicht vermuten würde: Im Winterurlaub. Die Fachhochschule Graz zeigt in München den Snowbird, ein elektrisches Schneemobil, das ohne Bedenken bei Tiefsttemperaturen und in bis zu 4000 Metern Höhe eingesetzt werden kann. Schutz der Bergwelt trotz Mobilität. In den Alpen investiert eine wachsende Zahl an Liftbetreibern zusätzlich in einen weiteren Trend: Abends werden die Schneehänge von elektrobetriebenen leisen Pistenraupen präpariert.