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Zwischenbilanz beim Nationalen Krebsplan

Medizin - Um die Anstrengungen bei der Bekämpfung von Krebs voranzutreiben, wurde vor einem Jahr der so genannte Nationale Krebsplan ins Leben gerufen. Seitdem haben ihn Experten in Arbeitsgruppen diskutiert und ausgearbeitet. Auf einer Konferenz in Berlin werden jetzt die die ersten Zwischenergebnisse vorgestellt.

Von Michael Böddeker | 23.06.2009
    Initiiert wurde der "Nationale Krebsplan" vom Bundesgesundheitsministerium, der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren, der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft. Deren Generalsekretär ist Johannes Bruns.

    "Der Nationale Krebsplan ist der Versuch, ein wichtiges Krankheitsthema dieser Gesellschaft mit einem neuen Mittel zu bearbeiten, um dort vielleicht zu neuen Erkenntnissen zu kommen, aber auch zu neuen Umsetzungsstrategien."

    Zum Beispiel soll die Krebsfrüherkennung weiterentwickelt werden. Die dafür zuständige Arbeitsgruppe hat festgestellt, dass es nicht ausreicht, einfach sämtliche Patienten häufiger zu untersuchen. Denn die Früherkennung habe nicht nur Vorteile, sondern könne manchmal auch Nachteile mit sich bringen. Falsche positive Diagnosen etwa setzen Patienten unter Stress, ebenso wie unangenehme und unnötige Untersuchungen.

    Dennoch sollten – so ein Ergebnis der Arbeitsgruppe – mehr Menschen an den sinnvollen Krebsfrüherkennungsuntersuchungen teilnehmen. Hierfür könnte ein Präventionspass eingeführt werden.

    Aber welche Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung sind sinnvoll? Und welche Therapien versprechen bei der Behandlung den größten Erfolg? Um dies bewerten zu können, brauche man umfassende Daten über die Krankheitsverläufe von Krebspatienten, sagt Johannes Bruns.

    "Um auch sehr schnell und frühzeitig die täglich in der Versorgung stattfindenden Behandlungsprozesse nutzen zu können für neue Erkenntnisse, wäre es wichtig, diese auch zu dokumentieren, auswertbar zu machen, und sie nicht in irgendwelchen Akten von Krankenhäusern oder niedergelassenen Ärzten schlummern zu lassen sondern sie zusammenzuführen. Um daraus neue Strategien entwickeln zu können, aber auch zu sehen dass alte Strategien die man angewandt hat vielleicht besser gelassen werden sollen."

    Gesammelt werden sollen diese Daten in so genannten "klinischen Krebsregistern". Ihnen kommt im Krebsplan eine zentrale Bedeutung zu, und ihre Planung ist schon relativ weit fortgeschritten.

    Die Deutsche Krebsgesellschaft wünscht sich außerdem den Ausbau und die Einrichtung so genannter Krebszentren, in denen Ärzte und Therapeuten unterschiedlicher Fachrichtungen Hand in Hand zusammenarbeiten.

    "Es ist sowohl aus medizinischen als auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen sinnvoll, Versorgung in so genannten spezialisierten Zentren durchzuführen. Weil vielleicht auch in solchen ausgelasteten Zentren oder ausgebildeten Zentren zukünftig auch die Mehrlast an Erkrankungen die wir in den nächsten Jahren zu erwarten haben auch besser abzufangen ist, als diese diversifiziert im Gesundheitssystem umsetzen zu müssen."

    Den Ausbau solcher Zentren voranzutreiben sei allerdings schwer. Es gebe Widerstände von Seiten der Krankenhausgesellschaft, denn nicht alle ihrer Mitglieder wären später an den Krebszentren beteiligt.

    "Dagegen haben natürlich diejenigen etwas, die diese Operationen heute noch durchführen, beispielsweise Brustkrebs, Darmkrebs, in kleinen Zahlen. Da haben natürlich alle was dagegen, die diese Gruppe von spezialisierten Zentren ... die nicht dazu gehören. Also die, die nicht dazu gehören, haben erstmal grundsätzlich was dagegen."

    Bislang ist der Nationale Krebsplan nicht mehr als ein Plan. Ob dieser Plan auch in die Tat umgesetzt wird, hängt für Johannes Bruns davon ab, wie der Gesetzgeber handelt.

    "Irgendjemand wird diese Zielperspektiven für die Umsetzung auf die Tagesordnung geschrieben bekommen müssen. Weil ich glaube, in der heutigen Konstellation wird keiner freiwillig "hier!" rufen, um diese Themen umzusetzen."

    Der Nationale Krebsplan ist langjährig angelegt, die jetzige erste Phase dauert noch bis 2010. Später soll auch das Thema "Krebsforschung" einfließen.

    Mit der Krebsforschung befasst sich auch ein anderes
    kürzlich gestartetes Vorhaben. Das Bundesforschungsministerium, die deutsche Krebshilfe und das Deutsche Krebsforschungszentrum planen ein Konsortium einzurichten, bestehend aus einem Kernzentrum in Heidelberg und sechs weiteren Forschungsgruppen an Universitätskliniken. Dieser Verbund soll laut Bundesforschungsministerin Anette Schavan dafür sorgen, dass Ergebnisse aus der Krebsforschung schneller in den klinischen Alltag gelangen.

    "Diese Verbindung soll sicherstellen, dass in den nächsten Jahren Erkenntnisse sowohl der nationalen wie der internationalen Krebsforschung noch stärker innovative Strategien für die Diagnostik einerseits, Therapien andererseits ermöglichen, auch Verbesserungen bei Therapie und Prävention ermöglichen."

    Welche Standorte in das Konsortium aufgenommen werden, soll ein internationales Expertengremium bis Anfang kommenden Jahres entscheiden.