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200. Geburtstag von Clara Schumann
Ein Leben für die Kunst

Clara Schumann, geboren 1819 in Leipzig, war eine der wenigen Frauen, denen es im 19. Jahrhundert gelang, eine Jahrzehnte währende, internationale Bühnenkarriere als Musikerin zu machen. Besondere Kraft gaben ihr dabei nicht nur ihr Mann Robert und ihre Familie, sondern auch die Musik.

Von Helga Heyder-Späth | 13.09.2019
    Clara Schumann auf einer zeitgenössischen Schwarz-weiß Fotografie, sie trägt ein schwarzes Taft-Kleid Bildnummer: 55862662
    Clara Schumann, geborene Wieck, heiratete ihren Mann Robert gegen den Willen ihres Vaters (imago stock&people)
    "Die Ausübung der Kunst ist ja ein großer Theil meines Ichs, es ist mir die Luft, in der ich athme! Hingegen wollte ich lieber hungern, als mit halber Kraft öffentlich wirken."
    Das schrieb Clara Schumann 1868 an Johannes Brahms. Damals war sie eine erfolgreiche Pianistin, die unermüdlich von einem Auftritt zum nächsten reiste. Diese eiserne Disziplin war ihr in die Wiege gelegt, als sie am 13. September 1819 als Clara Wieck in Leipzig geboren wurde.
    "Clara Wieck hatte einen überaus ehrgeizigen und sehr strengen Vater. Der machte aus ihr ein Wunderkind und dann später natürlich die berühmte Konzertpianistin. Auch finanziell war ihr Vater ja darauf aus, Erfolg zu haben. Sie war nur darauf programmiert, dass sie eben eine regelrechte Kindheit oder Jugend, wie man sich das als schön und wichtig vorstellt, nie hatte."
    Sagt Irmgard Knechtges-Obrecht von der Robert-Schumann-Gesellschaft in Düsseldorf.
    Die Hochzeit mit Robert Schumann brachte die Wende
    Eine entscheidende Wende brachte die Ehe mit Robert Schumann, auch wenn das Paar seine Hochzeit gegen den erbitterten Willen des Vaters Friedrich Wieck gerichtlich durchsetzen musste. Es war der Beginn einer fruchtbaren Künstlersymbiose.
    "Robert hat ja sehr bald gemerkt, dass Clara die beste Interpretin seiner Werke ist und ihn ja quasi an die Öffentlichkeit brachte und in die weite Welt. Umgekehrt aber hat Clara von ihm sehr viel ernsthaftes Komponieren gelernt, ihre ganze Einstellung und ihren Musikgeschmack, ihre ästhetischen Vorstellungen dadurch sehr gewandelt."
    Zeichnung nach einer Fotografie von Robert Schumann und seiner Frau Clara Schumann. Sie sitzt am Klavier und er steht daneben und stützt sich auf das Instrument.
    Clara Schumann und ihr Mann Robert Schumann hatten acht Kinder, davon überlebten jedoch nur vier (imago)
    Robert Schumann: "Ja, es ist durchaus nöthig, dass wir Mittel finden, unsere beiden Talente nebeneinander zu nützen und zu bilden."
    Notierte Robert Schumann im gemeinsamen Tagebuch. Auch wenn die Eheleute für damalige Verhältnisse erstaunlich gleichberechtigt miteinander umgingen – die häuslichen Pflichten und die Erziehung der acht Kinder oblagen vor allem ihr. Dennoch fand Clara Schumann neben diversen Konzertreisen zunächst noch Zeit zum Komponieren. So entstand 1846 eines ihrer Meisterwerke: das Klaviertrio op. 17.
    1856 starb Robert Schumann nach langer Krankheit. Clara Schumann musste die große Familie nun alleine ernähren. Ihre Kinder brachte sie in den besten Internaten unter oder bei engen Vertrauten. Das Komponieren gab sie vollkommen auf, dafür ging sie Jahr für Jahr neun Monate lang auf Konzerttournee. Das Publikum war begeistert.
    "Sie muss wirklich großartig gespielt haben. Und es ist ihr auch gelungen, die Konzertprogramme zu ändern, von diesen Gemischtwarenläden, in denen immer nur die vermeintlichen Highlights kamen, hin zu einem Konzertprogramm, was tatsächlich einen inneren Sinn hat. Das wurde anerkannt."
    Der Komponist Robert Schumann auf einer zeitgenössischen Zeichnung
    Der Komponist Robert Schumann auf einer zeitgenössischen Zeichnung (AP Archiv)
    60 Jahre auf der Bühne
    60 Jahre lang war Clara Schumann auf europäischen Bühnen präsent. Alleine 19 Mal reiste sie nach England, wo man sie frenetisch feierte. Dabei gehörten die Werke ihres Mannes auch nach dessen Tod fest zu ihrem Repertoire.
    Clara Schumann stand im regen Austausch mit vielen Musikern ihrer Zeit. Besonders verbunden fühlte sie sich mit Johannes Brahms, der auf ihr kritisches Urteil größten Wert legte. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Frankfurt am Main – als erste Professorin am Konservatorium. Doch von den Strapazen der vielen Reisen und von ihrer zunehmenden Taubheit war sie geschwächt. Am 20. Mai 1896 erlag sie einem Schlaganfall. Sie hatte den Tod ihres Mannes und vier ihrer Kinder verkraften müssen, sich in einer von Männern bestimmten Gesellschaft behauptet und für eine Frau des 19. Jahrhunderts ein erstaunlich selbstbestimmtes Leben geführt. Die Kraft dazu hatte ihr vor allem das Klavierspiel gegeben:

    "Es war schwer, aber die Kunst war mir ja stets die treueste Gefährtin!"