Freitag, 19. April 2024

Archiv

2G im Breitensport
Gemischte Gefühle in Bayern

Kommt 2G-Plus auch im Profi-Sport? Für die Amateurmannschaften gilt seit dieser Woche 2G bei roter Krankenhausampel. In Bayern traf das Anfang der Woche besonders die ab 12-Jährigen, denn da sind viele noch nicht geimpft. Jetzt hat das Land reagiert.

Von Meike Föckersperger | 13.11.2021
Die neue 2G-Regelung bedeutet für den Breitensport enormen Aufwand.
Die neue 2G-Regelung bedeutet für den Breitensport enormen Aufwand. (imago images/MIS)
Die Situation in dieser Woche war kräftezehrend für die Amateursportlerinnen und Sportler im Breitensport. Wie geht es weiter, wer darf was?
„Wenn ich morgen einen Impftermin mit meinem Kind bekomme, dann habe ich schon viel Glück und werde gerade einmal kurz vor Weihnachten soweit sein, dass ich die Halle wieder betreten kann. Wir müssen einfach davon ausgehen, dass das so nicht funktioniert", sorgt sich Roman Urwan, der Stützpunktleiter der Volleyballmannschaft des Bundesligisten FTSV Straubing. Anfangs hieß es: Es gelte in Bayern für alle Sportlerinnen und Sportler ab 12 Jahren 2G. Also Geimpfte und Genesene sollten die einzigen sein, die zum Indoor-Sport Zutritt haben. In den älteren Nachwuchsteams fehlten aufgrund der geringen Impfquote bei den unter 18-Jährigen zu viele Sportler, um eine Mannschaft zu formen. Grundsätzlich ist bei der Abfrage der Sportvereine herausgekommen, dass sie Sicherheit natürlich großschreiben und prinzipiell die G-Regelungen auch ganz gut finden.
Für Jörg Ammon, den Präsidenten des Bayerischen Landes-Sportverbandes, bedeutet die neue 2G-Regelung für den Breitensport dennoch enormen Aufwand: Also die aktuellen Regelungen sind für die Sportvereine natürlich enorme Herausforderungen. Wobei natürlich so eine Erkrankung an Corona für die Sportler den Sport ja auch unmöglich macht.“

Politik hat Ausnahmeregeln angekündigt

Unmöglich fanden allerdings auch viele Eltern, dass ihre Kinder ab 12, insofern sie noch nicht geimpft waren, nicht mehr am Sport teilnehmen konnten. Das war nicht nur so bei Volleyball-Teams, auch der Basketball, Handball oder Eishockey-Nachwuchs ist Anfang der Woche buchstäblich leer ausgegangen. Viele forderten: So könne es nicht weitergehen.
Von Seiten der Politik wurde am Dienstag deshalb die Ausnahmeregelung verkündet: „Für die 12 bis unter 18-Jährigen gibt es bis 31.12. zum eigenen Sportreiben noch die Ausnahmeregelung, dass die regelmäßigen Schultests noch zählen“
Sprich es gilt 3G. Dennoch ist es ein Blick in die Glaskugel. Die „Übergangsregelung“ macht zwar weiterhin, aufgrund der regelmäßigen Testungen in der Schule, den Weg für die Ungeimpften bis Ende des Jahres frei, aber wie geht es ab dem 1. Januar weiter?

"Wir können nur daran appellieren, zum Impfen zu gehen"

Auch bei der Eishockey-Mannschaft des Deggendorfer SC hat man sich in den vergangenen Tagen viele Gedanken um den Impfstatus der Nachwuchsspielerinnen- und spieler gemacht. Aber ob die Ungeimpften sich im neuen Jahr dann tatsächlich impfen lassen wollen, steht in den Sternen:
Spieler 1: „Ja, nach den sechs Monaten, in denen ich jetzt noch als genesen zähle, muss ich mich dann schon impfen.“
Spieler 2: „Ich will das Risiko nicht eingehen, dass ich Nebenwirkungen bekomme oder so.“
Dass nicht alle Jugendlichen bis Neujahr geimpft sind, weiß auch BLSV Präsident Jörg Ammon: „Mit diesen Sorgen müssen wir umgehen, das wird uns derzeit nicht erspart bleiben. Wir können nur daran appellieren, zum Impfen zu gehen und dann hoffen, dass wir so weit kommen mit den Impfungen, dass wir nächstes Jahr schon einen ganz anderen Winter erleben können“

Sorge um Nachwuchs im Handball

Kerstin Riedmüller vom Vorstand der Handballmannschaft des SG Regensburg hat die Sorge, dass gewisse Sportarten, die man hauptsächlich drinnen ausübt, unattraktiver werden und sie den Nachwuchs verliert. Trotzdem sei man dank der Übergangsregelung für ab 12-Jährigen sehr erleichtert: „Also bei uns im Verein war natürlich die Erleichterung schon da, dass zumindest eine Übergangsregelung bis zum Ende des Jahres geschaffen worden ist. Die Freude bei den Kindern war natürlich groß, dass sie jetzt weiter trainieren dürfen und hoffentlich auch der Spielbetrieb weiterhin so stattfinden kann.“

Auch Eltern sind verunsichert

Auch Dominik Becker von der Regensburger Turnerschaft, Leiter der Kindersportschule, ist erleichtert, dass auch getestete Teenager wieder die Halle betreten dürfen: „Es hieß ja auch, Kinder müssen mehr Sport machen und dann macht man genau für die Altersgruppe 12 bis 17 dann so einen Riegel davor. Wo es sicher viele gibt, wo auch Eltern verunsichert sind, soll ich mein Kind impfen lassen oder nicht. Von daher bin ich jetzt froh, dass es für die auch gilt.“

Druck auf ungeimpfte Jugendliche steigt

Man hofft auf sinkende Inzidenzen. Und natürlich darauf, dass die Kluft nicht zu groß wird in den Sporthallen denn: "Unter den ungeimpften Jugendlichen sind es auch häufig, oder teilweise, Kinder von ungeimpften oder noch nicht vollständig geimpften Eltern. Das spürt man natürlich, dass der psychische Druck da langsam auch steigt.“
Die angesprochenen Trainerinnen und Trainer und Verantwortlichen sind sich außerdem einig: Diesen „Wust“ an unübersichtlichen Informationen und kurzfristigen Entscheidungen im Breitensport wünsche sich keiner. Auch Kindertrainer Dominik Becker nicht: „Natürlich insgesamt so schnell wie möglich Maskenpflicht weg, auch in der Halle, wenn man sie betritt. Vielleicht auch klarere, eindeutigere Regelungen. Wenn man bei den Ämtern anruft sind sie teilweise selbst ratlos: wie es jetzt bei Ausnahmefällen ist, ändert sich dort was? Wie ist es jetzt beim Duschen? Das ist so eine Grauzone, also es ist irgendwie nicht richtig etwas Einheitliches. Und, dass man halt mal bei einer Linie bleibt.“