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33C3-Diskussion
Wie umgehen mit der Sprache der Populisten?

Die Diskussionen im Internet beeinflussen immer mehr Politik und Gesellschaft. Kein Wunder also, dass sich auch der Chaos Computer Club damit beschäftigt. Auf dem Jahrestreffen der Hackerszene geht es um die Sprache der Rechtspopulisten und wie damit im Wahljahr 2017 umzugehen ist.

Von Nils Kinkel | 29.12.2016
    Computertaste mit der Aufschrift Hass und Paragraphen-Zeichen.
    Insbesondere in Kommentaren in sozialen Netzwerken werden Populismus und Hass gesät. (imago / Christian Ohde)
    Im Populismus geht es um einfache Lösungen – Flüchtlinge raus! Steuern runter! "Oder Merkel muss weg, aber wer kommt denn nach Merkel - Seehofer? Was hier auffällt ist, dass immer alles weg muss, aber so einfach ist es eben nicht", kritisiert der Sprachwissenschaftler Martin Haase vom Chaos Computer Club.
    Das Problem: wenn Nachrichtensender die Sprache der Populisten verwenden. Zum Beispiel Wörter wie Flüchtlingskrise oder flüchtlingskritisch, "was dann eben von den Medien übernommen wird, obwohl das problematisch ist, weil flüchtlingskritisch ist oft ausländerfeindlich".
    Rechtschreibfehler ein guter Hinweis auf Fakenews
    Haase zerlegt in seinem Vortrag die Wörter in einzelne Bestandteile. Er legt Wert auf ihre Bedeutung. Das Wort des Jahres – postfaktisch. Seiner Meinung nach immer wieder falsch verwendet: "Postfaktische Äußerungen sind eben Lügen und dann kann man sie auch so nennen und muss das nicht weichspülen mit postfaktisch, was im Grunde tatsächlich ein Euphemismus ist, also ein schönes Wort für eine schlechte Sache."
    Die Toleranz endet für den Sprachwissenschaftler spätestens dann, wenn das Wort im Internet auch noch falsch geschrieben wird. Toleranz also mit Doppel-L. "Ich bin gefragt worden vor einiger Zeit, wie man Fakenews erkennt. Da hab' ich gesagt, wenigstens die Rechtschreibfehler sind ein guter Hinweis."
    Für Fakenews und andere Propaganda im Netz gibt es eine einfache Regel: Wo kommt die Nachricht her? Wer seine Quellen angibt, ist seriöser, meint Martin Haase und verzichtet ansonsten auf technische Lösungen. Er konzentriert sich in seinem Vortrag lieber auf die Sprache. Das wirkt zunächst sehr nüchtern, da im Umfeld ja viel über Programmiersprache und Codes diskutiert wird.
    Nicht einfach die Wörter des politischen Gegners übernehmen
    "Naja, Hacken war ursprünglich immer nur was mit Computern. Und jetzt auf der anderen Seite dann auch im Bereich der Geisteswissenschaften. Da kann man mit den gleichen Methoden auch was machen, dass man Interesse hat, sich da mal genau reinzufuchsen. Und das ist genau das, was Hacken am Ende ausmacht."
    Wie also richtig umgehen mit der Sprache der Populisten? Fazit: Da, wo der politische Gegner aufrüstet, nicht einfach die Wörter übernehmen.
    Das gilt am Ende auch für die Diskussionen mit Rechtspopulisten, wie ein Besucher auch Nachfrage erfährt: "Wie ist das rhetorische Pattern um trotzdem in ein Gespräch einzusteigen, oder soll man doch lieber weggehen?" - "Im Zweifel weggehen!"