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40. Todestag von Arno Schmidt
Der große Dichter, die Venus und das Weltall

Vor 40 Jahren starb in Celle der große Schriftsteller Arno Schmidt, dessen Werke oft einen starken Bezug zum Universum haben. In "Leviathan oder Die Beste der Welten" diskutieren die Protagonisten detailreich das damals vorherrschende Weltmodell.

Von Dirk Lorenzen | 03.06.2019
Die Astronomie hat in den Werken Arno Schmidts (1914-1979) eine große Rolle gespielt
Die Astronomie hat in den Werken Arno Schmidts (1914-1979) eine große Rolle gespielt (Arno Schmidt Stiftung)
Arno Schmidt hatte offenkundig exzellente Kenntnisse der Himmelskunde. In "Das schönere Europa" schildert er sehr berührend die oft waghalsigen Expeditionen im 18. Jahrhundert zur Beobachtung der Venus-Durchgänge vor der Sonne. Für Arno Schmidt ist diese Unternehmung das erste friedliche Projekt der Staaten Europas.
An anderer Stelle fordert er, Autoren müssten ihre Texte stets astronomisch korrekt verfassen. Er weist nach, dass in Goethes "Werther" an einem Abend der Mond keineswegs so geschienen haben kann, wie der Text vorgibt – denn es war Neumond. "Das wollen nun Klassiker sein", fügt Schmidt spitz hinzu.
So war es am 6. Juni 2012: Die Venus zieht vor der Sonne entlang (Serienaufnahme des Sonnensatelliten SDO) 
Serienaufnahme des Venustransits 2012 (NASA)
Besonders angetan war Arno Schmidt von Lilienthal, einem Ort bei Bremen. Anfang des 19. Jahrhunderts stand dort die größte Sternwarte auf dem europäischen Kontinent, auf der bedeutende Entdeckungen im Planetensystem gelangen.
Schmidt hatte sich sogar um die Stelle des Küsters im nahe gelegenen Sankt Jürgen bemüht – allerdings erfolglos. Vom geplanten großen Werk "Lilienthal 1801 – oder die Astronomen" gibt es leider nur ein Fragment.
Arno Schmidt wurde 65 Jahre alt. Er starb am 3. Juni 1979 – am 210. Jahrestag des von ihm so exzellent beschriebenen Venus-Transits.