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"48 images of the Moon" von Thuridur Jonsdottir
Magisches Mondlicht über Island

Die Isländerin Thuridur Jonsdottir hat sich im vergangenen Jahr vom Vollmond der Mittsommernacht in ihrem Land verzaubern lassen und ihr Werk "48 Bilder des Mondes" komponiert. Sie hatte Glück, denn das geht nicht in jedem Jahr. Ab 2020 werden die 48 Bilder des Mondes sogar für einige Zeit nicht mehr zu sehen, sondern nur zu hören sein.

Von Dirk Lorenzen | 05.06.2017
    Seltene Inspiration für ein großes Musikstück: Der Mittsommer-Vollmond 2016 tief über Island
    Seltene Inspiration für ein großes Musikstück: Der Mittsommer-Vollmond 2016 tief über Island. (Lára Hanna Einarsdóttir)
    Der fast volle Mond rutscht in den kommenden Tagen von Island aus gesehen ganz tief über den Südhorizont. Zum Teil ist er dann nur vom Hochland der Vulkaninsel aus zu sehen – und die weite karge Landschaft ist in Blau- und Rosatöne getaucht.
    Denn auf Island wird es nur etwas dämmrig, aber nicht richtig dunkel. Außer dem Mond, Jupiter und ein paar hellen Sternen ist nichts am Firmament auszumachen – und die Himmelskörper stehen die ganze "Nacht" hindurch über einer gut sichtbaren Landschaft.
    Dieses betörende Naturschauspiel hat die isländische Komponistin Thuridur Jonsdottir zu ihrem Werk "48 Bilder des Mondes" inspiriert. Es wurde im Februar im Kleinen Saal der Hamburger Elbphilharmonie uraufgeführt.
    Zu den Klängen eines einzelnen Violoncellos sind Tonaufnahmen von Wind und Vogelgezwitscher während einer sommerlichen isländischen Mondnacht zu hören. Die Bühne ist in blaues Licht getaucht, das gemeinsam mit der matten Raumbeleuchtung eine Vorstellung des magischen Lichts knapp südlich des Polarkreises vermittelt. Thuridur Jonsdottir hat sich im vergangenen Jahr vom Vollmond der Mittsommernacht im Hochland verzaubern lassen. Da hatte sie Glück, denn das geht keineswegs in jedem Jahr.
    Nicht zu sehen: Der Mittsommer-Vollmond 2024 bleibt in Island deutlich unter dem Horizont
    Nicht zu sehen: Der Mittsommer-Vollmond 2024 bleibt in Island deutlich unter dem Horizont. (Stellarium)
    Derzeit liegt die Mondbahn so, dass der Vollmond im Hochsommer ein paar Grad höher steht als im Schnitt. Die Bahn verändert sich periodisch und ab etwa 2020 steht der sommerliche Vollmond tiefer als gewöhnlich – und bleibt in Island einige Jahre unter dem Horizont. Dann sind die 48 Bilder des Mondes nicht zu sehen, sondern nur zu hören.