Vier Gesellschafter haben aus Kinds Sicht bei ihrem Engagement für 96 in früheren Jahren ein Risiko auf sich genommen, das heute zu einer Übernahme führen sollte:
"Diese Gesellschafter sind Hannoversche Bürger, verantwortungsbewusst und sie machen es für die Stadt und für 96."
Dass die Gesellschafter nur selbstlos handeln, das glauben in Hannover nicht alle dem Präsidenten und es besteht die Sorge, dass 96 zum Spielball von Investoren wird, denn wenn der Club aus der Landeshauptstadt Niedersachsens erst überschrieben ist, dann ist nicht sicher, was mit den Anteilen in Zukunft passiert.
Kind hat Profis mehr Geld in Aussicht gestellt
Für viele 96-Fans ist auch unklar, welche Vorteile eine Übernahme dem Verein jetzt bringen würde. In diesem Punkt hat Kind nun eine bessere finanzielle Ausstattung der Profiabteilung in Aussicht gestellt:
"Wir sind unter wirtschaftlichen Fragen nach dem Abstieg sind wir jetzt einer der letzten drei Vereine. Ich sehe keine Chance mehr, dass wir uns wettbewerbsmäßig wirklich so stabil weiterentwickeln, wie es notwendig wäre oder wie wir es auch wollen. Wenn wir das umsetzen wollen, dann brauchen wir einfach nochmal Kapitalerhöhung und hier bitte ich um Verständnis, dass die Gesellschafter sagen: 'Wenn 50+1 geregelt ist, dann sind wir auch bereit Kapitalerhöhung zu machen.' Jetzt Kapitalerhöhung durchzuführen und das Risiko zu gehen, die Zustimmung nicht zu erhalten, das wird keiner mit Verstand erwarten."
Über die Größenordnung des Engagements wollte Kind keine Angaben machen, er ist sich aber sicher, dass 96 nicht der einzige Verein ist, der sich Investoren öffnen würde. Für Kind ist die 50+1-Debatte oft auch eine unehrliche Debatte:
"Es gibt Vereine, die suchen schon seit langer Zeit Investoren und finden keine. Und die werden nicht Schlange stehen. Die werden auch, wenn sie 24,9 Prozent erwerben können, da haben sie ja letztendlich wenig Einfluss auf die Entscheidungsprozesse. Ich vermute, das wird eine sehr reduzierte Nachfrage sein. Ich glaube, wir müssen hier die Voraussetzungen schaffen, dass die Investoren, wenn sie ein hohes Engagement umsetzen sollen, dass wir die entsprechenden Voraussetzungen schaffen. Alles andere ist auch unseriös. Also meine Empfehlung ist, sich zu öffnen, jedem Verein zu überlassen, welchen Weg er geht."
DFL-Präsidiumsmitglied gegen Entscheidungsfreiheit der Vereine
Michael Meeske, Kaufmännischer Vorstand des 1. FC Nürnberg und Mitglied im Präsidium der DFL, will nur ungern die Vereine allein entscheiden lassen:
"Ich hab so ein bisserl Bauchschmerzen mit der vermeintlichen Freiheit, dann kann doch jeder selbst entscheiden was er macht, weil es würde einfach einen Marktzwang dann geben oder Marktmechanismen geben und wenn man sich ein Stück weit dem Erfolg verpflichtet fühlt, dann wird man sich auch an Marktgegebenheiten orientieren müssen. Dann kann man zwar sagen: 'Ich verzichte mal drauf. Ich könnte die Mehrheit jetzt abgeben, aber ich verzichte jetzt einfach mal drauf, weil ich es nicht will.' Das wird dann aber seinen Preis kosten letztendlich und das werden sich dann auch wieder viele überlegen, die vielleicht eigentlich damit kokettieren werden: 'Es wär schon schön, wenn wir da immer die große Mehrheit beim Verein hätten. Aber am Ende wollen wir Erfolg haben und wenn wir den wahrscheinlicher erzielen können, wenn wir dann doch nur noch über eine Minderheit verfügen, dann müssen wir vielleicht auch darüber nachdenken.'"
Ausgewogenen Wettbewerb bewahren
Professor Doktor Michael Welling, Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Rot-Weiß Essen, sieht nicht nur jeden Verein, sondern die gesamte Liga in der Pflicht:
"Der erste Schritt ist, dass jeder Verein definieren muss: Was will er? Wozu ist er bereit? Wie viel will er abgeben von Mitbestimmungsrechten vor allem? Und die andere Frage ist, die ist glaube ich viel wichtiger: Ich glaube, dass die Liga insgesamt, der deutsche Fußball sich insgesamt, überlegen muss: Auch wenn ich 50+1 öffne, wenn das Ganze fällt, was für andere Regelungsmechanismen führe ich ein, um eben die Integrität des Wettbewerbs zu behalten, um eben auch das Thema Competetive Balance hochzuhalten, weil das, glaube ich, viel viel wichtiger ist als andere Fragen."
Competetive Balance, also der ausgewogene Wettbewerb, als oberstes Ziel. Stellt sich für die DFL nur die Aufgabe, dies nicht nur national, sondern auch international zu durchdenken und neben dem Einzelfall Hannover 96 auch die Folgen für die Bundesliga und die unteren Spielklassen im Blick zu halten.