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50 Jahre Metropolitan Opera
Wer die Met meistert, zaubert magische Momente

Die berühmteste Oper der Welt wird 50: die Metropolitan Opera in New York. "Ein Haus, das klingen kann", findet Intendant Peter Gelb, der als Schüler einst dort Platzanweiser war. Für Sänger und Dirigenten gilt es allerdings, die akustischen Met-Regeln zu kennen.

Von Georg Schwarte | 16.09.2016
    Sängerin Renee Fleming als Desdemona in einer Inszenierung von Verdis Oper "Othello" an der Metropolitan Opera in New York im Oktober 2012.
    Sängerin Renee Fleming als Desdemona in einer Inszenierung von Verdis Oper "Othello" an der Metropolitan Opera in New York im Oktober 2012. (METROPOLITAN OPERA)
    Chorprobe. Tief in den Eingeweiden der Met. Dem Opernhaus New Yorks. Der Welt. Der Zauber dieses Opernhauses, schon hier ist er zu ahnen.
    "Es ist vielleicht nicht mein Wohnzimmer, aber hier lebe und arbeite ich."
    Peter Gelb sitzt in der dritten Reihe des Zuschauerraumes. Seit elf Jahren ist er der Chefzauberer, Intendant, Manager, Meister der magischen Momente:
    "Ich wäre nicht so vermessen, zu behaupten wir sind der Goldstandard. Aber es gibt Dinge, die kann nur die Met bieten."
    Renee Fleming singt Rusalka. Auf der Bühne haben sie gerade die Kulisse für die Oper aufgebaut. Peter Gelb geht über die Bretter, die für jeden Opernsänger die Welt bedeuten. Wer hier oben steht, ist angekommen.
    "Ich erinnere mich, als ich hier das erste Mal stand vor elf Jahren, die Begeisterung seither, nie gewichen. Immer toll, sich vorzustellen, was noch kommt."
    Hinter der Bühne: Hämmern. Sie bauen die Kulisse für Tristan. Die Met, Opernhaus, Werkstatt, Schneiderei. Auch sie ein kreativer Ort, wo nur das Surren einer 70 Jahre alten Singer-Nähmaschine die Stille stört, in der sie gerade die Kostüme für die Tristanpremiere nähen.
    Eine Welt in der Welt. 3800 Plätze draußen. 200 zusätzlich einzurichten. Die schiere Größe für Sänger, Dirigenten die Hürde, die es zu meistern gilt:
    "Dieses Opernhaus zu bespielen ist für Dirigenten schwieriger zu bewältigen als jedes Opernhaus in Europa. Die Ausmaße, die Strecke zwischen Bühne und Orchestergraben, der Klang braucht Zeit um anzukommen."
    Eins der Risiken hier für die Sänger: die Versuchung lauter singen zu wollen. Der größte Fehler, den sie machen können, sagt der Intendant. Wer aber die Met meistert, die akustischen Met-Regeln kennt, der zaubert magische Opernmomente.
    Ein Haus, das klingen kann, besser als fast keine Oper der Welt, sagt Peter Gelb. Er sitzt hier in seinem mobilen Büro. Im Saal. 20. Reihe. Links. Während der Proben. Stundenlang. Gerade fahren sie die Kristallleuchter herunter. Swarowski-Kristall. Gebaut für die Premiere damals 1966.
    Gelb war in dem Jahr dabei. Als 15-Jähriger. Sein erstes Met-Erlebnis. Ein Nachhaltiges: Er saß in der Loge des Intendanten Rudolf Bing. Als in der Loge nebenan ein Zuschauer buhte:
    "Rudolf Bing sprang damals auf, rannte aus der Loge nach nebenan und konfrontierte den buhenden Pöbler."
    Geschichten eines legendären Hauses, das die besten Sänger, die größten Dirigenten, die magischen Momente der Musik erschaffen kann. Der Intendant von heute, einst als Schüler war er hier Platzanweiser. Der Beginn seiner Liebe für die Oper und für eines der bemerkenswertesten Opernhäuser der Welt.