Seinen heutigen Namen trägt das Bayerische Staatsorchester erst seit 1918, doch die Ursprünge des Ensembles reichen inzwischen ein halbes Jahrtausend zurück. Sie führen an den Hof der Wittelsbacher unter Herzog Wilhelm IV., als der Komponist Ludwig Senfl 1523 als "musicus intonator" mit der Leitung der Hofkapelle betraut wurde. Mit Senfls Entscheidung, fortan nur noch ausgebildete Musiker in seinem Ensemble zu beschäftigen, wurde in jenem Jahr der Grundstein gelegt für das professionelle Musizieren im Dienst der bayerischen Herzöge, Könige und des Freistaates Bayern.
Von geistlicher Musik zu Mozarts Opern
Der franko-flämische Komponist Orlando di Lasso wurde 1553 zum ersten berühmten Leiter des kleinen Ensembles, dessen künstlerische Tätigkeit sich zunächst auf Kirchenmusik konzentrierte. Erst im Laufe des 17. Jahrhunderts rückten weltliche Konzerte in den Vordergrund und Mitte des 18. Jahrhunderts gehörten dann regelmäßige Opernaufführungen zu den wesentlichen Aufgaben. Uraufführungen von W. A. Mozarts "La finta gardiniera" 1775 und "Idomeneo" 1781 zählen zu den ersten Höhepunkten.
Richard Wagner in der Orchester-DNA
Zahlreiche namhafte Komponisten prägen und begleiten die Geschichte des Bayerischen Staatsorchesters. An erster Stelle steht hier Richard Wagner. 1865 dirigierte Hans von Bülow beispielsweie die Uraufführung seines Musikdramas "Tristan und Isolde". Auch weitere Opern Wagners erlebten in München ihre Uraufführung, so auch 1868 "Die Meistersinger von Nürnberg" - bis heute Kernrepertoire der Staatsoper.
Das seit Jahren vielfach von der Zeitschrift "Opernwelt" ausgezeichnete und preisgekrönte Bayerische Staatsorchester brilliert mit Interpretationen, die man sich unter Leitung der jeweiligen Chefdirigenten kontinuierlich erarbeitet hat. Zu den großen Persönlichkeiten, die das künstlerische Selbstverständnis des Orchesters geprägt haben, gehören bis heute allerdings ausschließlich Männer. Dazu zählen u.a. Richard Strauss, Hermann Levi, Felix Mottl, Hans Knappertsbusch, Sir Georg Solti, Joseph Keilberth, Wolfgang Sawallisch, Zubin Metha, Kent Nagano, Kirill Petrenko und seit 2021 Vladimir Jurowski. Inzwischen zählt der Klangkörper 140 Musiker*innen aus 24 Nationen, wobei der Frauenanteil etwa die Hälfte ausmacht.
"Es ist ein inneres Muss, danach zu streben und alles Mögliche auszuprobieren, um diese Vielfalt erzeugen zu können."
Grundsätzlich steht das Orchester für eine Klangkultur, die von großer Wandlungsfähigkeit zeugt. Jeden Abend steht ein anderes Werk aus einer anderen Epoche auf dem Programm und so ist das Orchester gewohnt, schnell zu reagieren und jeden emotionalen Wechsel sofort in klangliche Nuancen umzusetzen, sagt die Klarinettistin Martina Beck-Stegemann im Dlf:
"Wofür wir berühmt sind, ist die Wärme unseres Klanges, die wir erzeugen können, aber das allein macht es nicht aus, sondern auch die Vielseitigkeit, was man auch in der Oper braucht. Da gibt es nicht nur warm, da gibt es nicht nur Liebe, da gibt es auch Tod, Drama oder großes Gelächter. Und als ich vor 15 Jahren in diesen Klangkörper kam, war es so, dass man automatisch irgendwie da hineingewachsen ist, weil man gar nicht anders kann, als auch dann diese Bandbreite erzeugen zu wollen. Es ist ein inneres Muss, danach zu streben und alles Mögliche auszuprobieren, um diese Vielfalt erzeugen zu können."