Ein evangelischer Pfarrer, der in der dunkelsten Jahreszeit die frohe Botschaft vom Licht verkündet:
" Tatsächlich ist es nicht sehr schwer, die Weihnachtsgeschichte von Bethlehem hier nach Rovaniemi zu übertragen. Auch wir haben Hirten, Rentier-Hirten. Und es gibt zwar keinen Weihnachtsstern, der den drei Königen aus dem Osten den Weg weist, doch den Polarstern und das Nordlicht. "
Und der Joulupukki, der finnische Weihnachtsmann, der eine kleine finnische Stadt zu Weltruhm gebracht hat:
" Mein richtiges Zuhause ist der Korvatunturi- oder Ohren-Berg nahe der russischen Grenze. Dort aber bewahre ich alle Weihnachtsgeheimnisse auf, und deswegen haben meine kleinen Helfer und ich beschlossen, diese Hütte hier am Polarkreis zu bauen. "
" Tatsächlich ist es nicht sehr schwer, die Weihnachtsgeschichte von Bethlehem hier nach Rovaniemi zu übertragen. Auch wir haben Hirten, Rentier-Hirten. Und es gibt zwar keinen Weihnachtsstern, der den drei Königen aus dem Osten den Weg weist, doch den Polarstern und das Nordlicht. "
Und der Joulupukki, der finnische Weihnachtsmann, der eine kleine finnische Stadt zu Weltruhm gebracht hat:
" Mein richtiges Zuhause ist der Korvatunturi- oder Ohren-Berg nahe der russischen Grenze. Dort aber bewahre ich alle Weihnachtsgeheimnisse auf, und deswegen haben meine kleinen Helfer und ich beschlossen, diese Hütte hier am Polarkreis zu bauen. "
Flug nach Rovaniemi
Noch zwanzig Minuten bis zur Landung. Nur etwa dreißig Passagiere sitzen in der Mittagsmaschine aus Helsinki. In der ersten Reihe eine Mutter mit ihrem erst wenige Wochen alten Kind. In der Sitzreihe gegenüber ist ein älterer Herr in das Land der Träume versunken.
Mit mehreren hundert Kilometern in der Stunde geht es Richtung Norden. Aus dem Fenster sind die Küstenlinie und der zugefrorene bottnische Meerbusen zu erkennen. Aus den Schornsteinen der Stadt Oulu steigen kurze weiße Rauchfahnen, die Landschaft liegt in blau-grauem Dunst. Vielleicht als Entschädigung für den kurzen Tag brennt der Horizont in orange-roten Farben.
Die Maschine schwenkt leicht Richtung Osten. Immer dicker wird der Schnee, der die Erde bedeckt, immer dichter die Wälder, immer größer die Abstände zwischen den Ortschaften. Nur ab und an durchtrennt eine wie mit dem Rasiermesser gezogene Straße oder Trasse die Landschaft.
Hier also, in den Wäldern Lapplands hinter dem Polarkreis, ist er zuhause, davon sind zumindest die Finnen überzeugt. Nicht Santa Claus oder irgendeine andere Kopie, sondern joulupukki, der wahre, originale, einzig echte Weihnachtsmann mit seinen Rentieren und seinen fleißigen Helfern, den Zwergen. Ein einfacher, naturverbundener Mann soll er sein mit grau-braunen Kleidern, von einem Waldarbeiter kaum zu unterscheiden. Auch seine Geschenke sind schlicht - handgemachte Spielzeuge aus Holz, mal eine Orange, mal ein Apfel. Mit dem Rentierschlitten fährt er durch die dunklen Wälder, und klopft an die Türen der Häuser. Gesehen wurde er noch nie. Ob es diesen joulupukki wirklich gibt? Die junge Mutter in der ersten Reihe fände wahrscheinlich allein die Frage blasphemisch.
Natur, Wildnis, Einsamkeit. Kaum eine Region der Welt ist so dünn besiedelt: nicht einmal zwei Menschen pro Quadratkilometer leben in Finnisch Lappland. Sie sind gewöhnt an die Extreme der Natur: kurze, warme Sommer, lange, kalte Winter. Ein halbes Jahr Tag, ein halbes Jahr Nacht. Direkt am Polarkreis liegt die Hauptstadt der nördlichsten finnischen Provinz: Rovaniemi, 33.000 Einwohner. Eine Metropole für Abenteuerlustige, die von hier aus weiterreisen ans Nordkap. Für Eis- und Polarnachtsüchtige. Und für alle, die an den Weihnachtsmann glauben. Denn hier in Rovaniemi, so sagt man nicht nur in Finnland: ist der offizielle Wohnort von Joulupukki, dem finnischen Weihnachtsmann.
Joulukuu - so heißt der Dezember auf finnisch: Weihnachtsmonat. Ab dem 6. Dezember, an dem in Finnland nicht der Nikolaus-, sondern der Unabhängigkeitstag gefeiert wird, gibt es allerorten vorweihnachtliche Festgelage mit Freunden, Bekannten und Kollegen. Beim Glögi, finnischem Glühwein aus Rotwein, Johannisbeersaft, Gewürzen und Wodka werden kleine Geschenke verteilt. Das Weihnachtsfest selbst beginnt in der Nacht des 23. Dezember und hat feste Traditionen: wie überall in Skandinavien werden die Häuser geputzt und geschmückt - so dass bereits am Morgen des Heiligen Abend alles herrlich duftet. Zum Frühstück gibt es puuro, einen Haferbrei mit Zimt, Zucker und kalter Milch, in dem eine Mandel versteckt ist. Wer sie findet, so heißt es, hat ein ganzes Jahr lang Glück. Mittags um 12 dann verfällt das ganze Land in heilige Stille: wenn vom Balkon des Doms in Turku der so genannte Weihnachtsfrieden verlesen und im Fernsehen übertragen wird.
Am Nachmittag gehen alle Familien auf den Friedhof, zünden Kerzen an auf den Gräbern der Verwandten. Und danach, vor dem opulenten Essen, geht es in die Sauna.
Sauna
Jaska Huhtala war wie immer früh auf den Beinen. In der Nacht hatte es geschneit. Der Weg vom Haus zur kleinen Sauna am See musste erst geräumt werden.
Jaska genießt seinen freien Tag. Nicht an jedem Samstag ist er zuhause. Gerade in der Adventszeit ist in der Autohandlung, in der er seit 25 Jahren tätig ist, viel zu tun. Doch ob er arbeitet oder nicht, eine ausgiebige Sauna, sagt er, gehört zum Wochenende einfach dazu.
Bis unter das Kinn mit Holzscheiten beladen, nimmt Jaska den kleinen Pfad in Richtung See. Seit zwölf Jahren wohnen er und seine Frau Eija hier draußen im Wald. Nach und nach haben sie sich ihr eigenes Paradies erbaut, mit Wohnhaus, Sauna, einem Außenkamin und einem Gästehaus. Inmitten der Birken und Tannen weht an einem weißen Mast die finnische Fahne.
" Eine richtige Sauna - das geht nicht von hier auf jetzt, man braucht Geduld. Es dauert etwa zwei Stunden, um alles vorzubereiten. Zunächst machen wir im Ofen ein Feuer - die Steine und der ganze Raum hier müssen richtig heiß werden, Du merkst ja wie kalt es ist. Das Holz muss mindestens ein Jahr alt sein, dann brennt es optimal. Und am besten zündet man es mit der Rinde an. "
Das Feuer beißt sich fest, kleine weiße Rauschwaden steigen auf. Der Schein der auflodernden Flammen tanzt auf Jaskas Gesicht. Jeder seiner Atemzüge ist in der kalten Luft zu sehen.
" Man muss zwischendurch immer wieder warten und gucken, ob es wirklich brennt - aber natürlich brennt es, schließlich ist hier ein alter Pfadfinder am Werk. "
Es geht hinaus auf den zugefrorenen See, Jaskas Frau Eija kommt hinzu. Ein Steg, nur wenige Schritte von dem kleinen Sauna-Blockhaus entfernt, führt auf das Eis. Im Sommer springen die beiden hier jeden Morgen ins Wasser.
Kleine Eisstücke spritzen in alle Richtungen. Das Stechen des Eises strengt Jaska sichtlich an. Nach nur wenigen Hieben ist der Kopf unter der dunkelgrünen Mütze hochrot. Schweißtropfen legen sich um seinen gelbblonden Schnauzbart und gefrieren zu Reif.
" Wir brauchen das Wasser für die Sauna - für den Dampf, aber auch um uns hinterher zu waschen, denn in der Hütte gibt es kein fließendes Wasser. Ein Teil des Wassers wird im Ofen erhitzt, und das mischen wir dann mit dem kalten, damit wir uns nicht verbrennen. Natürlich gibt es auch eine andere Möglichkeit, sich abzuwaschen. Manche Leute laufen hinaus und tummeln sich im Schnee. "
Das Eis ist dick, um diese Jahreszeit etwa einen halben Meter. Nur einmal, sagt Jaska, war es zu dick gewesen - die Temperaturen lagen damals bei minus 48 Grad.
Jaska hat es nahezu geschafft. Fast ein wenig mitleidig blickt die kniende Eija zu ihrem Mann hoch. Außer den beiden ist nirgendwo eine Menschenseele zu sehen. Auf allen Seiten ist der riesige verschneite See von Wald umgeben. Nur hier und dort ist der Umriß eines Hauses zu erkennen.
" Das hier ist mein Job - ich fülle das Wasser in die Eimer und Jaska trägt es rein. Ab und an hole ich auch ein wenig Holz oder gehe ihm sonstwie zur Hand. Wir bereiten die Sauna stets zusammen vor. Natürlich könnte er all das auch alleine machen, doch wir sind gerne zusammen und genießen es, Zeit miteinander zu verbringen. Und natürlich muss ich aufpassen, ob er auch alles richtig macht. "
Insgesamt fünf Mal geht Jaska hin und her - mit jeweils zwei gefüllten Eimern. Aus dem Schornstein der kleinen Sauna steigt weißer Rauch. Von innen sind die Fenster beschlagen. Jedes Mal wenn Jaska das kleine schwarze Blockhaus betritt, schlägt er die Hacke gegen das andere Bein - damit der Schnee von den Schuhen fällt.
" Hier - hier liegt der Geist der Sauna. Wenn das kalte Wasser später auf diesen Steinen verdampft, dann kommt er frei. "
Der Wassertrog voll, das Feuer brennt - Jaska sieht zufrieden aus. Der wesentliche Teil der Vorbereitung ist getan. Was es jetzt braucht, ist Geduld.
" Solange Rauch aus dem Schornstein kommt, ist alles okay. Ab und an komme ich her, um zu gucken, ob das Feuer noch brennt. Und dann lege ich ein bisschen Holz nach. "
In der Küche ist es angenehm warm, die Lachssuppe in dem großen Kochtopf nahezu fertig - ein wenig Dill, ein wenig Sahne und Salz ist alles, was fehlt. Eija hat den Tisch bereits gedeckt. Wie alle anderen Möbel ist auch die Eßecke aus hellem Holz. Durch das Fenster sind die verschneite Winterlandschaft und der rauchende Schornstein der Sauna zu sehen. Das ganze Haus ist weihnachtlich geschmückt:
" Die Woche vor Weihnachten nehme ich mir immer frei, denn alles will gut vorbereitet sein, vor allem das Festmahl für den Heiligen Abend. Es ist eine alte Tradition, die ich von meiner Familie übernommen habe. Es gibt Fischeier in Zwiebeln und Sahne und anderen, marinierten Fisch. Dann gekochte Erbsen, verschiedene Gemüsekasserolen, Kartoffel-Auflauf und natürlich den Schinken, der 24 Stunden im Ofen gebacken wird. Das alles kommt auf einmal auf den Tisch und wir essen stundenlang. Deshalb verzichten wir auch auf das Dessert. Erst später am Abend, nach der Bescherung, gibt es Kaffee und gebackene Plätzchen. "
Es dampft von allen Tellern, Eija reicht den Korb mit dem Vollkornbrot herum, auf der Fensterbank brennen Teelichter. Die Landschaft draußen liegt in einem grau-blauen Licht - und scheint in einem tiefen Schlaf.
" Es mag beschaulich aussehen, aber der Winter ist hart - wegen der Dunkelheit und der Kälte. In unserer Familie lieben wir den Sommer. Dann sind wir die ganze Zeit über draußen - zum schwimmen, zum Grillen, einfach alles findet im Freien statt. Gut, der Frühling, das ist auch eine schöne Zeit: da liegt noch immer Schnee, aber gleichzeitig werden die Tage länger und die Sonne fängt an, zu wärmen. Der Winter aber geht an die Substanz. "
Nur gut, dass es die Sauna gibt. 60 Grad zeigt das Thermometer an der Wand. Der ganze Raum duftet nach Holz. Mit einer Schüssel Wasser und einem Kelch klettert Jaska auf die oberste Stufe der hellen Bank. Wenn man sich mag, haben hier vier Leute Platz.
" Die Sauna ist der beste Ort der Welt. Sie ist Teil des Lebens - für jeden Finnen. Heutzutage werden Saunen ja sogar in ganz normalen Wohnungen installiert. Nein wirklich, es gibt nicht besseres als die Sauna. "
Die ganze heilige Nacht, die in Finnland noch Vorweihnacht ist, wird gegessen, getrunken, erzählt und Musik gemacht - erst am frühen Morgen des Weihnachtstages geht man in die Kirche zur Weihnachtsmesse, morgens um sechs. Eine jahrhunderte alte Tradition - Christen gibt es in Finnland bereit seit dem sehr frühen Mittelalter. Doch vor allem im 13. Jahrhundert kämpften das schwedische König- und das russische Zarenreich um die heidnischen Seelen der Finnen: Für die westliche römisch-katholische Kirche - beziehungsweise für die griechisch-orthodoxe, die von Osten kam. Über Jahrhunderte blieb Finnland ein Spielball zwischen den Mächten, zumindest auf religiöser Ebene konnte Schweden sich schon früh durchsetzen: König Gustav Vasa, überzeugter Lutheraner, entschloß sich im Jahr 1527, sein Großreich zu reformieren. Und als 15 Jahre später der Bischof und Lutherschüler Mikael Agricola die erste Übersetzung des neuen Testaments in finnischer Sprache vorlegte, war der Grundstein gelegt für eine geregelte finnische Sprache.
Heute gibt es wenige Katholiken in Finnland. Und, vor allem im östlichen Teil, finnisch-orthodoxe Christen: doch diese feiern erst am 6. Januar Weihnachten. Der Großteil der finnischen Bevölkerung, 89 Prozent, sind evangelisch getauft.
Weihnachtspredigt
Seppo Ahtinen spricht leise vor sich hin. Eine gute Predigt soll es werden. An Weihnachten ist die Kirche voll. Etwa 800 Menschen kämen, um das Wort Gottes zu vernehmen. In keinem anderen Gottesdienst könne man so viele Seelen auf einmal erreichen.
" Meine Hauptbotschaft ist die gleiche wie immer, und wie sie es in den vergangenen zweitausend Jahren stets gewesen ist. Dass die Liebe Gottes zu uns Menschen herabgestiegen ist. Ich beschäftige mich nicht mit aktuellen oder politischen Fragen, denn die Leute, die Weihnachten in die Kirche kommen, möchten vor allem die Gewißheit mit nach Hause nehmen, dass Gott sie liebt, und dass es noch Hoffnung und Freude in der Welt gibt. "
Auf den ersten Blick würde man Seppo nicht für einen Pfarrer halten. Mit seinem halblangen blonden Haar, seinem markanten männlichen Gesicht und seiner stattlichen Figur sieht er eher aus wie ein in die Jahre gekommener Sportler. Während seiner Studienzeit arbeitete er als Touristenführer in Israel und im gesamten Nahen Osten. Die tiefen Furchen in seinem Gesicht zeugen von manch durchlebter Nacht.
Ende der siebziger Jahre - Seppo war fast 30 - war Schluss mit dem leichten Leben. Ich hatte eine Erleuchtung, sagt er lächelnd, aber doch mit vollem Ernst. Er widmete sich der Theologie und erhielt 1982 sein erstes Amt. Seit fünfzehn Jahren ist er Pfarrer in Rovaniemi und stattweit bekannt für sein Engagement.
Seppo blickt durch das Fenster vor seinem Schreibtisch, der von gefüllten Bücherregalen umrahmt ist. Es hat angefangen zu schneien. Die Flocken werden von den Lichtern im Vorgarten gelb erleuchtet.
" Auch darüber habe ich oft gesprochen. Hier im Norden Finnlands ist es in der Weihnachtszeit ja fast den gesamten Tag dunkel, und das einzige natürliche Licht kommt von den Sternen. Tatsächlich ist es nicht sehr schwer, die Weihnachtsgeschichte von Bethlehem hier nach Rovaniemi zu übertragen. Auch wir haben Hirten, Rentier-Hirten. Und es gibt zwar keinen Weihnachtsstern, der den drei Königen aus dem Osten den Weg weist, doch den Polarstern und das Nordlicht. Früher, vor der Christianisierung, feierte man in Nordeuropa die Sonnenwende - also dass das Licht zurückkehrte. Da gibt es natürlich viele Parallelen zur christlichen Botschaft. "
Seppos Gattin Anita bringt ein heißes Glas Tee, zärtlich streichelt sie ihn über den Nacken. Vierzehn Jahre lang hat die jugendlich wirkende, sportlich elegante Frau in der Tourismusbranche Rovaniemis gearbeitet. Sie war maßgeblich daran beteiligt, dass die Stadt heute ein bevorzugtes Ziel britischer Chartertouristen ist. Gar die Concorde landete einst auf dem hiesigen Rollfeld.
Atmo kurz hoch
Anita, sagt Seppo, während er auf den Tasten seiner alten gelben Schreibmaschine tippt, glaubt nicht an Gott. Doch lese sie stets seine Predigten und sei eine hervorragender Kritikerin. Umgekehrt stehe er dem Weihnachtstourismus der Stadt distanziert gegenüber:
" Das ist ein zweischneidiges Schwert, und natürlich müssen sich diese beiden Dinge nicht unbedingt ausschließen. Den Nikolaus, den Bischof von Myra, hat es ja tatsächlich gegeben, er war ein guter Mann. Doch hat der mit Santa Claus und seinem Rentierschlitten und dem ganzen Rummel drum herum natürlich nichts mehr zu tun. Andererseits bin ich in den letzten Jahren oft zum Weihnachtsmann von Rovaniemi gegangen und habe mit ihm zusammen aus der Bibel gelesen. Viele der Touristen fanden das toll und haben interessiert gelauscht. Aber ich kann wahrlich nicht alles akzeptieren. Mit dem ganzen Konsum hat Weihnachten nichts gemein. Es handelt ja vom Geben und nicht vom Nehmen. "
Seppo spricht wieder leise vor sich hin. Rasch reihen sich die Buchstaben aneinander. Vier vollbeschriebene Bogen liegen neben dem leeren Glas Tee. Seppo wirkt zufrieden mit sich und der Weihnachtspredigt.
Wann Jesus von Nazareth tatsächlich geboren wurde - das ist bis heute ungeklärt. In den Evangelien finden sich mit den auf den Feldern wachenden Hirten eher Hinweise auf den Sommer als auf den Winter. Erst Jahrhunderte nach seinem Tod, genau: im Jahre 354 nach Christus, wurde der Termin für das christliche Weihnachtsfest festgelegt: auf den 25. Dezember. Ein wohl gewähltes Datum: war dies im damaligen Rom doch sowieso schon ein Festtag: zu Ehren von Sol invictus, dem Gott der unbesiegten Sonne, wurden Geschenke verteilt. Und in Nordeuropa feierten Kelten und Germanen in dieser Zeit die Wintersonnenwende und die Rückkehr des Lichts. Das skandinavische Julfest war ein zwölf Tage und zwölf heilige Nächte dauerndes heidnisches, alkoholgetränktes Fest, mit Traditionen, die sich bis heute erhalten haben: die Bedeutung der immergrünen Pflanzen etwa: Mistel, Efeu oder Tannenbaum geht auf diese vorchristliche Zeit zurück, ebenso die Bedeutung des Weihnachtsessens oder die Mystik der rauhen Nächte.
Andere weihnachtliche Bräuche und Vorstellungen sind sehr viel jüngeren Ursprungs: der Weihnachtsmann etwa. Er löste das Christkind ab, das wiederum der protestantische Ersatz gewesen war für den katholischen Heiligen Nikolaus von Myra. Dass dieser inzwischen als Santa Claus mit einem Rentierschlitten durch die Winternächte fliegt - das ist eine nordamerikanische Erfindung, keine 100 Jahre alt. Doch in wenige Regionen der Welt passt dieses Bild so gut wie nach Finnisch Lappland. Bestimmt doch das Leben mit den Rentieren seit Urzeiten die Kultur der Sami, der Ureinwohner Nordskandinaviens.
Der Rentierzüchter
Es ist eine alte Liebe. Sein erstes Rentier bekam Matti Konttanieni mit Zwei. Als kleiner Junge fuhr er mit dem Renntierschlitten in die Schule. Wie sein Vater, Onkel und Großvater hat der heute 55jährige sein Leben lang mit der Zucht von Renntieren gearbeitet.
" Normalerweise ist es ein ruhiges Tier. Aber Sie sollten sehen wie eine Rentiermutter ihr Kalb verteidigt. Euh, da kann es hoch her gehen. "
Von der Zucht alleine, sagt Matti, kann heute niemand leben. Nur die Hälfte seines Einkommens erwirtschafte er durch den Verkauf von Fleisch, Fellen und Geweihen. Die andere Hälfte komme von Touristen, die den Hof besuchen, um mit dem Rentierschlitten durch den Wald zu fahren. Fünf Jahre brauche es, bis ein Tier gelernt habe, das Gefährt zu ziehen. Heute morgen will Marti genau dies mit einem Jungtier üben.
" Sehen Sie, das Zugzeug des Rentieres ist stets rot, gelb, grün und blau. Das sind die Farben der Samen. "
Das Rentier ziert und schüttelt sich, doch angekettet an einer langen roten Leine kann es nicht entkommen. Matti stellt sich vor das Tier und guckt ihm in die Augen - es wird ruhig und fügt sich in sein Schicksal.
" Das Fell hat mehrere Schichten und die Haare stehen immer so, dass der Schnee oben auf bleibt und nicht bis auf die Haut kommt. Das Rentier hat 3000 Haare pro Quadratzentimeter. Außerdem ist zwischen den Haaren sehr viel Luft, und dadurch hält es sich warm. Am Ende des Frühjahrs verliert das Tier sein Haar und hat einige Wochen lang eine fast samtene Haut. Im Sommer fängt das Haar dann erneut an zu wachsen. "
Es geht auf in den Wald. Der dünne Holzschlitten ächzt und kracht auf dem zugefrorenen Boden. Matti steht auf den hinteren Kufen - eingepackt in seinem dunkelblauen Overall, seiner Fellmütze und seinen dicken roten Handschuhen. Lautlos, in leicht hüpfendem Schritt folgt das Tier dem Weg.
Matti ist zufrieden, das Tier hat es fast geschafft. In einigen Wochen wird es Touristengruppen durch die Wälder Lapplands ziehen. Er selbst, sagt der Mittfünfziger lächelnd, nimmt heute lieber das Schneemobil, wenn er nach seinen Rentieren guckt - das sei einfacher und gehe schneller. 300 Tiere nennt Matti sein eigen. Der Preis für das Fleisch liege bei 6 Euro das Kilo - zu wenig um zu leben, zu viel um zu sterben:
" Seit wir in der EU sind, gibt es zum Beispiel neue Vorschriften für das Schlachten der Tiere. Das ist nicht nur teuer, sondern auch widersinnig, um es milde auszudrücken. Haben wir die Renntiere früher im Freien geschlachtet, transportieren wir sie heute kilometerweit zu irgendwelchen Schlachthöfen. In den LKWs verhaken sich die Geweihe, die Tiere werden gestreßt und durch das Adrenalin im Körper wird das Fleisch ungenießbar. "
Trotz alledem wirkt Matti wie die Ruhe selbst, wie ein Mann, der schon alles erlebt und stets eine Lösung gefunden hat. In zwei Jahren soll Schluss sein, dann sollen seine beiden Söhne die Verantwortung übernehmen. Ein Leben ohne Rentiere aber, das kann er sich nicht vorstellen. Denn schließlich seien die etwas ganz besonders…
Seit wir in der EU sind, gibt es zum Beispiel neue Vorschriften für das Schlachten der Tiere. Das ist nicht nur teuer, sondern auch widersinnig, um es milde auszudrücken. Haben wir die Renntiere früher im Freien geschlachtet, transportieren wir sie heute kilometerweit zu irgendwelchen Schlachthöfen. In den LKWs verhaken sich die Geweihe, die Tiere werden gestresst und durch das Adrenalin im Körper wird das Fleisch ungenießbar.
Das Polarlicht, sagen die, die es gehört haben, hat einen feinen säuselnden Ton, wie Seidenpapier, das man vorsichtig reibt. Die Magie des lappländischen Winters zieht jedes Jahr tausende Touristen in die vereiste Wildnis. Auf der Suche nach unberührter Natur, nach weißer Weihnacht. Und nach Joulupukki und seinem Rentierschlitten. Wer ihm jedoch auf die Spur kommen will, muss natürlich schneller sein. Und steigt um aufs Schneemobil.
Es ist die letzte Safari an diesem Tag. Seit heute früh um Acht war Arimatti Sauriajari mit Touristen, oder wie er selbst sagt: Gästen, unterwegs. Jetzt, zehn Stunden später, stehen noch einmal drei Stunden bevor - "Nordlicht-Expedition", 101 Euro pro Person. Dass er einen langen Tag hatte, merkt man Arimatti nicht an.
Ein junges, spanisches Pärchen und ein britisches Elternpaar mit seinen beiden kleinen Kindern - sie lauschen gespannt, während Arimatti ihnen die Funktion des Schneemobils und den Ablauf des Abends erklärt. Immer wieder bezieht Arimatti auch den kleinen Math und seine Schwester Pauline mit ein - der 35jährige ist seit 14 Jahren im Geschäft.
Es geht hinaus in die Nacht. Etwa zwanzig Minuten führt der Weg über den zugefrorenen Kemijoki-Fluß in nördliche Richtung, anschließend geht es hinein in den dunklen Wald. Im Scheinwerferlicht der Schneemobile wirken die verschneiten, weißgefrorenen Bäume nahezu verzaubert.
Arimatti fährt voraus und weist den Weg, an seinem Schneemobil hängt der Schlitten mit den beiden kleinen Kindern und dem Proviant. Auf einer solchen Tour hatte Armatti sich vor einiger Zeit in eine Australierin verliebt. Eigentlich wollten die beiden jetzt am anderen Ende der Welt miteinander leben. Doch Arimatti konnte sich dann doch nicht von seinem zehnjährigen Sohn trennen. Darum ist er geblieben.
Eine kleine Hütte im Wald. Drinnen ist es stockdunkel. Mit einer kleinen Taschenlampe zwischen den Zähnen versucht Arimatti eine Petroleumlampe anzuzünden. Durch die offene Tür schimmert das matte Weiß des Schnees.
Wenige Minuten später sind Kälte und Dunkelheit vertrieben. Becher mit heißem Kaffee oder warmer Schokolade wärmen Hände und Seele. Über dem offenen Kamin-Feuer brutzeln Würstchen am Spieß. Im Wechsel geht Arimatti auf jeden seiner Gäste ein - und erzählt von der Schönheit der lappländischen Natur:
"200 Tage im Jahr ist das Nordlicht am Himmel. Aber wir können es nur im Winter sehen, wenn der Himmel dunkel genug ist. Im Sommer scheint die Sonne 24 Stunden am Tag, dann ist es einfach zu hell. Normalerweise brauchen wir nur einen klaren Himmel, um das Nordlicht zu sehen. 200 Mal im Jahr ist doch eine ganze Menge. "
Arimatti kniet vor dem Feuer - und erzählt Math und Pauline eine Geschichte. Die Kobolde, die kleinen Helfer des Weihnachtsmannes, seien überall im Wald. Hörten Sie ein Weihnachtslied, käme derjenige, der es singen würde, sofort auf die Bescherungsliste? Die beiden lauschen gebannt...
Es ist langsam Zeit für den Aufbruch. Arimatti stapft durch den tiefen Schnee im Wald, um nach dem Nordlicht zu sehen, doch der Himmel ist bedeckt. Enthusiasmus und Begeisterung für seinen Job - man nimmt sie ihm ab. Nach 14 Jahren und unendlich vielen Gesichtern aber werden auch Lagerfeuer und Natur-Abenteuer irgendwann zur Routine. Arimatti muss lächeln. Für einen Moment ist in seinen Augen nicht der Guide, sondern der Mensch zu erkennen:
" Mein Sohn lebt zwar nicht bei mir, sondern bei seiner Mutter. Aber natürlich hinterläßt der Weihnachtsmann trotzdem auch bei mir Geschenke für ihn. Irgendwann zwischen Weihnachten und Neujahr habe ich einen Tag frei - dann feiern wir beide noch einmal von vorn, mit dem Weihnachtsessen und allem drum und dran, und anschließend fahren wir mit dem Schneemobil in den Wald. Er und ich zusammen - das ist für mich Weihnachten! "
Dass der Joulupukki in Rovaniemi wohnt - das ist die Erfindung eines gewissen Markus Rautio. Der populäre Rundfunksprecher verkündete in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts sein persönliches Weihnachtsmärchen: dass der Weihnachtsmann im Berg Korvatunturi wohne, hoch im Nordosten Finnlands, heute gleich hinter der russischen Grenze. In diesem Berg, der geformt ist wie ein Ohr, erzählte Markus Rautio im Radio, würde Joulupukki die Wünsche aller Kinder der Welt hören können. Und erfüllen. Und weil der Korvatunturi so weit weg war, beschloß er, ihm gleich noch einen zweiten Wohnsitz am Polarkreis einzurichten, samt einem Postamt, an das die Kinder ihre Wünsche schicken sollten.
Heute lebt halb Rovaniemi von diesem Märchen. Der Tourismus boomt in der kleinen Stadt - Hotels mit mehr als 3000 Betten, ein großer Flughafen, Skisprungschanzen und Loipen gibt es hier mitten in der Wildnis, wo sich früher nur Holzfäller, Goldgräber und Samen mit ihren Rentieren trafen. Ein einsamer Marktflecken, der im zweiten Weltkrieg vollständig zerstört wurde: Die deutschen Soldaten, die der Roten Armee nichts Brauchbares hinterlassen wollten, brannten vor ihrem Rückzug 1944 alle Häuser in Rovaniemi nieder, alle, bis auf acht.
Die Wiedergeburt Rovaniemis begann in den 50er Jahren, während der langen Winter am Polarkreis, als einige Holzfäller aus Langeweile begannen, die Briefe der Kinder zu beantworten. Aus Spaß. Das finnische Fremdenverkehrsamt erkannte viele Jahre später den werbewirksamen Nutzen dieses Brauches und richtete einen organisierten Wunschbrief-Service ein, nach dem Vorbild des österreichischen Bergdorfes Christkindl oder des deutschen Himmelspforten. Fast vier Millionen Briefe aus 150 Ländern sind in Rovaniemi angekommen seit der Eröffnung des Weihnachtsmann-Postamts.
Postamt
Auf den ersten Blick ist der Raum von einer gewöhnlichen Post in der Adventszeit kaum zu unterscheiden. Menschen drängeln sich um den runden Schalter. Die Angestellten verkaufen Weihnachtskarten, wiegen Briefe und Pakete und kassieren. Dass sie rote Wichtelmützen tragen und leise Weihnachtsmusik erklingt - nun auch das hat man andernorts schon gesehen.
Und dennoch: geöffnet an 365 Tagen im Jahr, ein lodernder Kamin in der Ecke, jeder Brief von Hand gestempelt, ein Sprachendurcheinander wie in Babylon - ein bisschen ungewöhnlich ist dieses Postamt schon. Nicht zuletzt wegen der vielen gelben Kisten, aus denen Briefe quellen wie ein zu lange gegangener Teig.
" Es gibt keinen Tag, an dem der Weihnachtsmann keinen Brief erhält. Aber die meisten kommen natürlich in der Adventszeit, und weil nicht alle Postmänner dieser Welt so schnell sind wie wir, kommen einige nach Weihnachten. In den vergangenen Jahren waren es jeweils über eine halbe Million. Bei sieben bis neun Prozent können wir den Absender entziffern, und diese Briefe werden alle beantwortet - das sind zwischen 40.000 und 45.000 im Jahr. "
Taina Ollila ist, sollte man meinen, eine wichtige Frau - als Leiterin des Hauptpostamtes des Weihnachtsmannes ist sie seine oberste Gehilfin, zumindest in postalischen Dingen. Zusammen mit vier anderen Rotmützen weiblichen Geschlechts sitzt sie an einem Tisch in der Ecke des Raumes und öffnet Brief um Brief - derzeit sind es an manchen Tagen 30.000. Die Absender kommen aus aller Welt.
" Der Weihnachtsmann ist ja eine ganz besondere Person, der man seine tiefsten Geheimnisse anvertrauen kann. Viele berichten von ihren Hobbys, ihren Familien - und natürlich sind da die Geschenke, die sie sich zu Weihnachten wünschen. Aber Briefe nur mit Wünschen hat der Weihnachtsmann nicht so gerne, denn seine Helfer, die Wichtelmännchen, wissen natürlich längst, was die Kinder sich wünschen. "
" Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir ein schönes Computerspiel und eine Barbiepuppe. Das war alles, tschüß bis zu Weihnachten, Deine Jasmin. Der hier kommt von, Moment mal, aus Deutschland, aber ich weiß nicht wo, ach hier, Zella-Mehlis. Und dann haben wir einen anderen, da heißt es: So, jetzt, wenn die Mädchen hier alle Briefe gelesen und nach Ländern sortiert haben, dann gehen sie zu einem Computer und schreiben die Adresse von Jasmin und allen anderen ein, und dann schicken wir den Brief, wenn all dies gemacht ist. "
Reich oder nicht - jedenfalls hat der joulupukki gute Verbindungen zur finnischen Post. Denn die bezahlt das Porto seiner Briefe, immerhin mehrere zehntausend Euro im Jahr. Doch nicht jeder, der ein Schreiben vom Weihnachtsmann erhält, bekommt auch einen individuellen Gruß.
" Aus allen Sendungen suchen wir die am häufigsten gestellten Fragen heraus - und die beantworten wir dann in einem in unterschiedlichen Sprachen verfaßten Brief. Diesen aber schreiben wir nicht mit der Hand. Das schaffen selbst die vielen, fleißigen Wichtelmänner nicht. "
Doch keine Regel ohne Ausnahmen. Die Welt ist klein, sagt Taina Ollila, selbst hier am Polarkreis sind deren Krisen und Probleme oft ganz nah. Ist ein Kind krank oder hat eine Familie ein schweres Schicksal zu ertragen, schreiben die Wichtelmänner manches Mal sofort und schicken handgeschriebene Grüße vom joulupukki - in der Hoffnung, diese mögen manche Schmerzen lindern.
Das Postamt des Weihnachtsmannes ist nicht der einzige weihnachtswirtschaftliche Faktor in Rovaniemi: Vor fünf Jahren wurde hier der Santapark eröffnet, hineingesprengt in den Berg Syväsenvaara. Ein unterirdisches Weihnachts - Disneyland mit Rentier-Riesenkarussell, Wichtel-Geisterbahn und einer Uhr, die anzeigt, wieviel Tage es bis zum nächsten Weihnachtsfest sind.
Und auch das Joulupukkin Pajakylä, das Dorf des Weihnachtsmanns etwas außerhalb der Stadt, ist das ganze Jahr über geöffnet. Auch im Sommer sitzt der finnische Joulupukki, im rotweißen Kostüm des Santa Claus allerdings, in seiner Hütte und streichelt über Kinderköpfe im Takt von Jingle Bells und O Du Fröhliche. Im Winter jedoch ist natürlich Hochsaison.
Der finnische Weihnachtsmann
Schwarzlackierte Blockhütten, Souvenirshops, Restaurants und ein großer Bus-Parkplatz - wären dort nicht die Hinweisschilder in finnischer Sprache, dieser Ort ließe sich an viele Highways Nordamerikas versetzen. So in etwa stellt man sich den Wilden Westen vor.
Das ganze drum herum - den Kindern scheint es egal. Eingepackt in rote, blaue und pinkfarbene Overalls vergnügen sie sich auch bei minus 22 Grad im Schnee. Die einen rutschen auf dem Gesäß einen kleinen Berg hinunter, die anderen tanzen um den großen beleuchteten Tannenbaum in der Mitte des Platzes. Auch sie haben eine Verabredung mit dem Weihnachtsmann - und sie wissen genau, in welcher der Hütten er wohnt:
So forsch und zielgenau der Weihnachtsmann gefunden - bei seinem Anblick schwindet manch einem der Mut. Große, staunende Kinderaugen gucken gebannt - leibhaftig sitzt der joulupukki dort in seiner Ecke im Sessel, mit rotem Mantel und langem weißen Bart. Um ihn herum alles was ein Weihnachtsmann daheim so braucht - dicke Bücher in meterhohen Regalen, ein Korb mit Geschenken und ein riesiger Kamin. Und natürlich eine Kamera - das Bild zum Andenken kostet 17 Euro.
Im Kreis scharen sich die Kinder um den Weihnachtsmann. Der stellt erste Fragen. Die Zurückhaltung fällt.
Der Joulupukki möchte wissen, ob die Kinder sich als seine Helfer eignen. Die zeigen begeistert, was sie alles können.
Der Weihnachtsmann ist überzeugt - als auserkorene Wichtelmänner ziehen die Kinder von Dannen. Die letzten sechs Minuten werden sie so schnell nicht vergessen.
" Ja, es stimmt, mein richtiges Zuhause ist der Korvatunturi- oder Ohren-Berg nahe der russischen Grenze. Dort aber bewahre ich alle Weihnachtsgeheimnisse auf, und deswegen soll das ein privater Ort bleiben. Aber natürlich möchte ich mich mit meinen Freunden aus aller Welt treffen können, und deswegen haben meine kleinen Helfer und ich beschlossen, diese Hütte hier am Polarkreis zu bauen. "
Die nächsten Kinder warten ungeduldig. In der ersten Reihe steht die kleine Denise aus Frankreich zusammen mit ihren Eltern. Unter dem Arm trägt sie einen großen Umschlag mit Briefen ihrer Klassenkammeraden für den Weihnachtsmann.
" Das ist sehr interessant - ich habe auch schon Leute diskutieren gehört, ob mein Zuhause wirklich in Finnland oder aber ganz woanders ist. Die Wahrheit ist, dass ich hier und dort geheime Hütten habe - in Schottland, Norwegen, auf Grönland, in Alaska, ja sogar am Nordpol -, wo ich auf meinen langen Reisen einkehren und rasten kann. Aber diese Spekulationen sind zweitrangig. Wichtig ist allein, dass ich meinen Freunden in aller Welt an Weihnachten Geschenke bringe und sie träumen lasse. "
Die kleine Denise ist an der Reihe, jeder Schritt wird vom Papa mit der Videokamera gefilmt. 400.000 Besucher im Jahr empfängt der joulupukki hier in seiner Hütte, gerade die Adventszeit ist für ihn wenig besinnlich. Ein hartes Geschäft - wer weiß, wie viele Weihnachtsmänner sich hinter dem weißen Bart verstecken?
" Sicher habe auch ich einen Wunschzettel. Und ganz oben stehen zwei Wünsche - dass die Kinder brav und gut sind, und dass wir zu den Kindern gut sind. Und dann vielleicht ein neues Paar warme Socken - das könnte ich gut gebrauchen. "