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75. Geburtstag von Bob Dylan
Der Poet des Folk, Rock und Blues

Vom Folk zum Rock, vom Protest zur Frömmigkeit, vom Weltverbesserer zum Eremiten: Bob Dylan hat die Geschichte der populären Musik geprägt wie fast kein Zweiter. Er war aber nicht nur Rockstar, sondern auch Dichter. Selbst für den Literatur-Nobelpreis ist er immer wieder im Gespräch. Heute wird der Dandy, Poet und Rockmusiker 75 Jahre alt.

Von Andreas Horchler | 24.05.2016
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    Bob Dylan während eines Konzertes beim Benicassim International Music Festival in Spanien. (picture alliance / dpa / Domenech Castello)
    Vor 75 Jahren wurde Robert Allen Zimmerman in Duluth, Minnesota geboren. Im College begann er, Folksongs zu spielen, und nannte sich Bob Dylan. 1961 erhielt er den ersten Plattenvertrag. Seitdem hat er die Geschichte der populären Musik geprägt wie fast kein Zweiter. Das fortgeschrittene Alter hindert Dylan nicht daran, weiter aufzutreten und Musik zu produzieren.
    Ohne dass Bob Dylan selbst viel sagen würde. ÜBER Bob Dylan ist so gut wie alles gesagt. Pop-Kritiker, Soziologen, Philosophen wie Fans haben sich über Dylan ausgelassen. Und sobald etwas über seine Musik oder seine Texte festzustehen schien, bewegte sich Mr. Zimmerman in eine ganz andere Richtung, von Folk zu Rock, von Protest zu Frömmigkeit, vom Weltverbesserer zum Eremiten.
    Generationen sagen "Blowin'in the wind"
    2004 sprach Dylan ausnahmsweise einmal. Mit Ed Bradley, in der CBS-Sendung 60 Minutes. Seine Inspiration? Kam aus dieser sprudelnden Quelle der Kreativität.
    "It came from — right out of that wellspring of creativity, I would think, y’know?"
    Viel mehr war und ist nicht aus Bob Dylan herauszubekommen. Er spricht nicht über seine Musik. Er spielt sie. Erfindet sie. Generationen von Musikern sangen "Blowin'in the wind", an Lagerfeuern und sonst wo. Die Zeiten ändern sich mit "The Times they are a changing" auch nach mehr als 50 Jahren noch. Die Zahl der Coverversionen von "Knockin'on heavens door" ist unüberschaubar, der "Tamborine Man" spielt seinen Song immer noch.
    "Bob hat so den Geist befreit wie Elvis den Körper befreit hat"
    Als Rockmusikerin Patti Smith ihre erste Dylan-Platte hörte, sagt sie, da hatte sie ihren Typen gefunden. Als Bruce Springsteen Dylan Ende der 80er-Jahre in die Rock and Roll Hall of Fame einführte, meinte er. "Bob hat so den Geist befreit wie Elvis den Körper befreit hat. Springsteens Mutter, erzählte der Rockstar, war nicht von Dylan begeistert. Wie viele Skeptiker befand auch sie: Der kann ja nicht singen!
    Der US-amerikanische Folk- und Rockmusiker und Lyriker Bob Dylan während einer Studiosession in New York im Jahr 1966
    Bob Dylan während einer Studiosession in New York im Jahr 1966 (picture-alliance / dpa / CBS / Landov)
    Für das Magazin "Rolling Stone" steht seit Jahrzehnten, wen wundert es, fest: "Like a rolling stone" aus dem Jahr 1965 ist der Pop-Song überhaupt! Autor Greil Marcus widmete dem Lied eine Biografie. In den unruhigen 60er-Jahren "konnte man spüren, dass die Welt des Pop im Begriff stand, den Wettlauf zu gewinnen", so Marcus. In dem Lied heißt es ja: Wie fühlt sich das an. Wie fühlt es sich an, das zu tun, was Du gerade machst. Bist Du wirklich lebendig? Stellst Du das Richtige mit Deinem Leben an? Dieses Lied fordert den Zuhörer heraus.
    Musikalische und persönliche Wendungen
    Eine stetige Herausforderung sind nicht nur Dylans Texte, sondern auch seine vielen musikalischen und persönlichen Wendungen. 1965 schockte er die Folk-Freunde, indem er mit E-Gitarre und Band beim Newport Folk Festival auftrat. Nach einem schweren Motorradunfall 1966 erschienen Alben, die sich zwischen Rock und Country bewegten. 1979 wurde Dylan fromm. Mit Gospel gewann er einen Grammy. "It ain't me", das bin ich nicht, sang der Mann mit der Kratzbürstenstimme und teilte Fans und Kritikern mit: Ich lasse mich nicht als Star vereinnahmen. Ich bin kein Prophet und kein Retter, ich habe mich nie so gesehen. Elvis vielleicht. Vielleicht könnte ich er werden. Aber ein Prophet? Nein!
    Bob Dylan war immer wieder im Gespräch für den Literatur-Nobelpreis. Mit seiner Musik hat er längst alles erreicht. Und er macht mit 75 immer noch weiter. Ein Song auf seinem aktuellen Album "Fallen Angels" heißt "All or nothing at all", alles oder nichts.