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80. Geburtstag von Sophia Loren
Vom Pin-Up zur Hollywoodgöttin

In Deutschland wurde Sophia Loren lange nur als Busenstar und südländische Schönheit gehandelt. Dabei überzeugt sie auch mit ihren schauspielerischen Qualitäten. Loren wurde der Thron einer Hollywoodgöttin nicht geschenkt, den sie damals als einzige, nicht anglophone Europäerin nach Ingrid Bergman erklimmen konnte. Heute vor 80 Jahren wurde sie geboren.

Von Marli Feldvoß | 20.09.2014
    Eine undatierte Aufnahme der Schauspielerin Sophia Loren..
    Eine undatierte Aufnahme der Schauspielerin Sophia Loren. (AFP)
    Sie: "Oh, Doctor, I'm in trouble." - Er: "Well, Goodness, gracious me."
    Das Liebesgeflüster von Sophia Loren und Peter Sellers als Millionärin und indischer Doktor wurde ein internationaler Hit und hat bis heute seinen schrägen Charme nicht verloren. Der sei es gestammelte oder gestöhnte Schlager wurde erst nach den Dreharbeiten von "The Millionairess" in den Londoner Abbey Road Studios für eine LP aufgenommen, kam aber auch als Single heraus. Gerade zur rechten Zeit, um die Werbetrommel für die vergleichsweise schwache Komödie zu rühren.
    Er: "Can I see your tongue?" - Sie: "Ah!" - Er: "Nothing the matter with it." Sie: "Maybe it's my back. Shall I lie down?" Er: "Yes" - Sie: "Ah!"
    Nicht zum ersten Mal war das beachtliche komische Talent der Loren gefordert, die unter den Fittichen ihres Produzenten und späteren Ehemanns Carlo Ponti eine Bilderbuchkarriere vom neapolitanischen Aschenputtel zum amerikanischen Sexstar durchlaufen hatte. Ponti hatte die am 20. September 1934 in Rom als Sofia Scicolone geborene und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene spätere Diva bei einem Schönheitswettbewerb entdeckt und mit einer Pin-up-Kampagne bekannt gemacht. Dem Produzenten Ponti war auch zu verdanken, dass die erst 22 Jahre alte Filmdebütantin 1957 ihren ersten Hollywoodvertrag über zwei Millionen Dollar für fünf Filme in der Tasche hatte.
    "Hollywood war die wichtigste Erfahrung meines Lebens. Hollywood war meine Schule. Ich arbeitete dort mit den besten Schauspielern, die damals auf dem Markt waren. Dort lernte ich mein Englisch. Hollywood war eine absolut positive Erfahrung."
    An der Seite von Stars wie Cary Grant, Clark Gable, Charlton Heston, John Wayne, später Marlon Brando, Anthony Quinn stellte Sophia Loren ihre südländische Schönheit zur Schau, kehrte jedoch rechtzeitig nach Europa zurück, um ihre schauspielerischen Fähigkeiten zu beweisen. Während in der Regenbogenpresse der Krieg der Busenstars tobte, erspielte sich Sophia Loren 1962 mit dem Kriegsdrama "La Ciociara" ("Und dennoch leben sie"), einer Moravia-Verfilmung, einen Oscar nebst Preisen in Cannes und London. Den internationalen Durchbruch brachten die "authentischen" Rollen, eine zwischen den Fronten zerriebene verzweifelte Mutter oder auch die erotischen Geschlechter-Komödien mit Traumpartner Marcello Mastroianni. Ein später Höhepunkt: "Una giornata particolare" ("Ein besonderer Tag") (1977). Lorens vielleicht schönste Rolle als einfache römische Hausfrau, die ihren schwulen Nachbarn verführt. Natürlich Marcello Mastroianni.
    "Ich agiere, er reagiert. Das war immer so. Warum, weiß ich nicht. Es heißt immer, ich sei eine starke Frau. Das stimmt aber nicht. Ich bin sehr empfindlich. Im Allgemeinen sind Menschen, die übermäßig heftig reagieren, sehr verletzlich. So eine bin ich."
    Sophia Loren steht heute für die Starpersona einer glamourösen Hollywoodgöttin, deren unvergängliche Schönheit mit der ewigen Garbo verglichen wird. Robert Altmans Persiflage auf den Modebetrieb "Prêt-à-Porter" von 1994 ehrt mit Sophia Loren im Mittelpunkt eine Stilikone, eine aristokratische Figur mit der Aura einer alternden Diva - ein Kontrapunkt zu den auswechselbaren Models. Sophia Loren wirkt heute wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt.
    "Ich sage immer: Ich wollte, ich wär's. Es bedeutet, dass mich die Leute anders behandeln. Ich wäre aber lieber ganz normal. Eine Mutter. Eine berufstätige Mutter. Sophia Loren ist für mich unerreichbar. Der Erfolg hat mich nie berührt."