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AB Inbev & SABMiller
Mögliche Fusion in der Bierbranche

Es wäre eine der größten Übernahmen überhaupt in der Wirtschaftsgeschichte. Der belgische Bier-Gigant AB Inbev will mit seinem schärfsten Rivalen SABMiller aus Großbritannien zusammengehen. Sollten die Kaufpläne konkret werden und die Wettbewerbshüter nichts einzuwenden haben, würde der mit Abstand mächtigste Braukonzern der Welt entstehen.

Von Stefan Wolff | 16.09.2015
    In der Bierbranche bahnt sich eine Megafusion an
    In der Bierbranche bahnt sich eine Megafusion an (picture alliance / dpa)
    Langsames Wachstum ist nicht die Sache von Anheuser Busch. Der in Belgien beheimatete, aber vor allem in den USA aktive Brauereiriese hat seinen Umsatz innerhalb von zehn Jahren mehr als verfünffacht. Das ist allerdings ausschließlich einer aggressiven Wachstumsstrategie zu verdanken, denn Anheuser Busch hat in diesem Zeitraum 97 Milliarden US-Dollar für Übernahmen ausgegeben.
    Nun also der vermeintlich große Wurf. AB Inbev - so der vollständige Name des weltgrößten Bierkonzerns – streckt nun die Hand nach der Nummer zwei aus, dem britischen SABMiller-Konzern. An der New Yorker Börse ist die geplante Übernahme das Topp-Thema. Die Aktien beider Konzerne verteuerten sich um bis zu 24 Prozent. Würde die Übernahme gelingen, dann entstünde der mit Abstand größte Bierkonzern der Welt. Jedes dritte Bier würde aus einer Brauerei dieses Riesen kommen.
    Biermarkt heftig umkämpft
    Auch in Deutschland ist Anheuser Busch aktiv, besitzt unter anderem die Marken Beck's, Hasseröder und Löwenbräu. Der deutsche Biermarkt ist umkämpft. Der Wettbewerb ist hart. Dennoch sehen die deutschen Brauer die Megafusion gelassen: "Der Weltbiermarkt wird sicherlich eine neue Dimension erhalten und auch neue Impulse erhalten. Ich denke, dass sich für den deutschen Biermarkt die Herausforderungen in Grenzen halten. Das liegt vor allem daran, dass SAB Miller ein Konzern ist, der auf dem deutschen Biermarkt bislang keine starke Präsenz entfaltet hat", sagt Roland Dehmleitner, Geschäftsführer des Verbands Private Brauereien, der die Interessen von Privatbrauereien der mittelständischen Brauwirtschaft in Deutschland vertritt.
    Die kaum vorhandene Präsenz von SABMiller in Deutschland ist sicher ein Grund für das Interesse von AB Inbev. Doch das Wachstum von Anheuser Busch stößt an seine Grenzen. In den etablierten Märkten Europas und Nordamerikas wird eher weniger Bier getrunken, das bremst das Wachstumstempo von AB Inbev. Nur das Geschäft in Lateinamerika verlief Analysten zufolge zuletzt noch zufriedenstellend. SAB Miller ist dagegen in weiteren wachstumsträchtigen Regionen unterwegs, vor allem braut und verkauft der Konzern Bier in Afrika. In Asien würden beide Unternehmen gemeinsam ihre Marktstellung stark ausbauen.
    Trend: Weg vom Einheitsbräu
    Den eher rückläufigen Bierkonsum bekommen auch die deutschen Brauer zu spüren. Bier-Mixgetränke sind von den Großbrauereien als ein Trend entdeckt worden, um gegen den schrumpfenden Durst auf Pils, Alt, Kölsch und Weizen zu stemmen. Dazu Roland Dehmleitner: "Der deutsche Biermarkt wächst von seinem Volumen her nicht mehr. Wenn eine Brauerei Umsatzzuwächse generieren will, dann kann sie das nur unter Verdrängung anderer Marktteilnehmer, also auch kleinerer Brauereien. Unsere Betriebe halten sich im Markt aber sehr gut. Wir haben einen starken Trend hin zu Regionalbieren, zu regionalen Marken aber auch zu charaktervollen Bierspezialitäten. Und genau die stellen unsere Mitgliedsbetriebe her."
    Der Trend zu kleinen Spezialbieren kann mit dem Trend zur Massenware gut leben, das eine schließe das andere nicht aus, sagt Dehmleitner. Die großen Konzerne dürften sich noch die eine oder andere Übernahmeschlacht liefern. Anheuser Busch hat schon seit Jahren mit SAB Miller geliebäugelt und zwischendurch auch mal für die Nummer 3 der Welt, den Heineken-Konzern, geboten. Dieser könnte nun buchstäblich lachender Dritter werden. AB Inbev und SAB Miller könnte von den Kartellbehörden gezwungen werden die eine oder andere Marke abzugeben. Dann wäre sicherlich Heineken zur Stelle.