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Abschluss Klimakonferenz Bonn
Einigung auf Arbeitsplan

Zum Abschluss der Klimakonferenz ist das Fidschi-Momentum verabschiedet worden. Ein Dokument, das nach Meinung der Beteiligten einen ambitionierten Arbeitsplan für das kommende Jahr enthält. NGOs sehen das Gipfelergebnis aber allenfalls als Teilerfolg - und für den Klimagipfel in Polen 2018 sind Konflikte bereits vorprogrammiert.

Von Georg Ehring | 18.11.2017
    Frank-Walter Steinmeier (l.) und UNO-Generalsekretär Antonio Guterres (r.) auf der Klimakonferenz in Bonn. Mit im Bild: der Premierminister der Fidschi-Inseln, Frank Bainimarama, und Timoci Naulusala, ein Kind von den Fidschi-Inseln.
    "Fidschi hat sich durchgesetzt": Frank-Walter Steinmeier, Frank Bainimarama, Premier der Fidschi-Inseln, UN-Generalsekretär Antonio Guterres sowie Timo Naulusala, ein Kind von den Fidschi-Inseln (AP)
    Auch wenn mancher Teilnehmer dieses Mal einen pünktlichen Abschluss am Freitagabend erwartet hatten - Streit um einzelne Formulierungen in den Abschlussdokumenten des Bonner Klimagipfels sorgten dafür, dass die Delegierten bis in den frühen Morgen ausharren mussten. Dann konnte Sitzungsleiter Frank Bainimarama, der Staatschef der Fidschi-Inseln, das entscheidende Dokument aufrufen.
    Das Fidschi-Momentum zur Umsetzung im Klimaschutz enthalte die Ergebnisse der harten Arbeit der vergangenen zwei Wochen - und wurde per Hammerschlag besiegelt.
    Es enthält einen Arbeitsplan für das nächste Jahr - unter anderem sollen die Staaten einen Dialog aufnehmen über höhere Ambitionen im Klimaschutz - und Grundlagen für das Regelbuch des Pariser Abkommens.
    Beharrlichkeit der Fidschi-Präsidentschaft
    Dabei ist ein umfangreiches Werk entstanden - allein das Kapitel zur Berichterstattung der einzelnen Staaten über ihre Anstrengungen im Klimaschutz umfasst 180 Seiten. Einigkeit erzielte die Bonner Konferenz auch in Fragen wie der Berücksichtigung der Landwirtschaft im Klimaschutz, Geschlechtergerechtigkeit und zur Stellung indigener Völker. Und es ging darum, wie konkret die Weltgemeinschaft schon im nächsten Jahr über ehrgeizigere Ziele bei der CO2-Reduktion berät. Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium.
    "Da hatte Fidschi Wert drauf gelegt, dass man nicht nur sich über irgendetwas austauscht, sondern tatsächlich ganz konkret daran geht: Wie kommen wir eigentlich zu den Ambitionssteigerungen? Das haben einige nicht so gewollt. Und am Ende ist es jetzt aber so gekommen, dass das so im nächsten Jahr durchgeführt wird. Also Fidschi hat sich hier als Präsidentschaft durchgesetzt und wir haben das sehr unterstützt."
    Die Erhöhung der Ambitionen ist wichtig, um den Anstieg der Erdtemperatur tatsächlich wie in Paris beschlossen deutlich unter zwei Grad zu halten, wenn möglich sogar unter 1,5 Grad. Wissenschaftler haben ausgerechnet, dass die derzeitigen Klimaziele der beteiligten Staaten dafür nicht ausreichen. Selbst wenn sie komplett umgesetzt werden, könnte die Temperatur eher um drei als um zwei Grad steigen.
    Knackpunkt Kohleausstieg
    Ebenso wichtig wie die direkten Verhandlungsergebnisse sind die Koalitionen und Absprachen, die sich auf dem Klimagipfel bilden. In Bonn wurde eine Initiative Großbritanniens und Kanadas besonders beachtet, deren Teilnehmer sich vornehmen, die Nutzung der Kohle bis 2030 auslaufen zu lassen. Über 20 Staaten und Bundesstaaten haben ihre Teilnahme bereits zugesagt, darunter alle Nachbarländer Deutschlands, außer Polen und Tschechien.
    Auch Deutschland ist nicht dabei, über eine Teilnahme muss die nächste Bundesregierung entscheiden. Die amtierende Umweltministerin Barbara Hendricks sieht im zunehmenden Engagement von Städten und Regionen auch eine Möglichkeit, die USA im Klimaschutz zumindest teilweise an Bord zu halten.
    "Immer mehr Städte und Regionen vernetzen sich und gehen voran beim Klimaschutz mit der Folge, dass weite Teile der Vereinigten Staaten beim Klimaschutz eben nicht nachlassen, Trump hin oder her. Und immer mehr Staaten bekennen sich zum Kohleausstieg, weil er ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist."
    Polen als "Bremser im Klimaschutz"
    Nichtregierungsorganisationen sehen das Gipfelergebnis allenfalls als Teilerfolg. Sven Harmeling von der Hilfsorganisation Care erkennt zwar Fortschritte in manchen Fragen…
    "Aber gleichzeitig im großen Bild sind wir insofern enttäuscht, dass sich die massiven Klimaauswirkungen, die wir in den letzten Monaten gesehen haben, und auch die Länder, die besonders betroffen sind, das nicht wirklich in ambitioniertere Verhandlungsergebnisse übersetzt hat."
    Fertig geworden sind die Regeln zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens in Bonn nicht, dies war auch nicht geplant. Der Abschluss soll im nächsten Jahr beim Klimagipfel in Kattowitz gelingen. Dann übernimmt Polen die Leitung der Verhandlungen, ein Land, das noch stark auf die Kohle setzt und in Europa als Bremser im Klimaschutz gilt. Wendel Trio vom Climate Action Network setzt darauf, dass sich das ändert.
    "Wir erwarten von Polen, dass sie ihre Präsidentschaft nicht nur professionell umsetzen, sondern auch dafür sorgen, dass es Ergebnisse gibt, die dem Klima wirklich nutzen. Polen wird zeigen müssen, dass sie das können. Bisher haben sie das noch nicht getan."