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Abwärtstrend bei der Commerzbank

Von einem der Tagesgewinner an der Börse zum Tagesverlierer. Die Commerzbank kommt einfach nicht auf die Beine. Der teilverstaatlichte Konzern hat auch im dritten Quartal den Abwärtstrend fortgesetzt. Jetzt will das Geldinstitut seine Pläne für eine neue Strategie erläutern, um wieder auf die Erfolgsspur zu wechseln.

Von Michael Braun | 08.11.2012
    Die Details fehlen noch, obwohl sie gewichtig sind: Wird die Commerzbank bis zu 6000 ihrer 56.000 Stellen abbauen? Dementiert wird das heute Vormittag nicht. Also wird was dran sein. Klar ist nur, dass die Commerzbank ihr Privatkundengeschäft auf Vordermann bringen will. Die rund 1200 Filialen, zuständig für elf Millionen Kunden, verdienen im Moment kein Geld. Warum nicht, kann sich zum Teil der erklären, der im Rhein-Main-Gebiet kürzlich für 15 Uhr am Freitag einen Gesprächstermin verabreden wollte. Es ging nicht. Der Grund: Die Filiale schließe freitags um 14 Uhr.

    Damit will der Vorstand Schluss machen. Vor Investoren und Journalisten will der oberste Commerzbanker Martin Blessing gegen 14 Uhr die neue Perspektive für die Commerzbank erläutern. Das Ziel: Kunden sollen die Produkte und Dienstleistungen der Bank zu jeder Zeit und an jedem Ort erhalten. Das dürfte auf sehr viel mehr Onlinebanking hinauslaufen und auf flexiblere Öffnungszeiten der Filialen, auch am Samstag. Die Leitlinie Blessings laut Pressemitteilung: "eine neue Bank, die moderne Technologien und traditionelle Werte vereint".

    Neu soll dann auch sein, dass die Commerzbank damit Geld verdient. Für das laufende Quartal machte Finanzvorstand Stephan Engels den Aktionären nicht allzu viel Hoffnung:

    "Was den Ausblick nach vorne angeht, denken wir, dass die insgesamt etwas schwierige volatile Marktlage wohl anhalten wird. Die Erträge werden unter Druck bleiben. Wir gehen davon aus, dass das Ergebnis im Q 4 unter dem des Q 3 liegen wird."

    Im abgelaufenen Quartal sind aus 687 Millionen Euro Verlust im vorigen Jahr zwar 78 Millionen Euro Gewinn geworden. Dies aber nur, weil voriges Jahr die Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen ins Kontor schlugen. Das hat sich nicht wiederholt. Aber Zinsüberschuss, Provisionsüberschuss und Handelsergebnis, also fast alles, mit dem eine Bank Geld verdient, war im dritten Quartal niedriger ausgefallen als voriges Jahr.

    Bis 2016 reichen nun die Planungen des Vorstandes. An der Börse wurden die Ziele gehört, aber bei sinkenden Kursen mit Skepsis aufgenommen. Fidel Helmer vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser:

    "Nun, man hat ja der Commerzbank jetzt schon reichlich Zeit gegeben, aber recht viel Positives ist bislang noch nicht gekommen. Und ob es gelingen wird, eine zehnprozentige Rendite auf das Kernkapital zu erzielen bis 2016, das ist auch nur eine Absichtserklärung und steht noch nicht fest, ob sie es erreichen werden. Wir haben sozusagen keine guten aktuellen Zahlen und nur fromme Absichtserklärungen für die Zukunft."

    Geglaubt wurde aber der Ankündigung, für 2012 und vermutlich auch für 2013 keine Dividende auszuschütten. Das wird auch der Bund als Großaktionär der Bank nicht gerne hören.