Zum einen gilt natürlich weiterhin, dass das deutsche Trinkwasser gerade auch im internationalen Vergleich eine hohe Qualität aufweist, und zudem gibt es eine intensive Überwachung in der Aufbereitung.
Zum anderen ist es natürlich so, dass dank moderner Analytik längst auch Schadstoffe in geringen Konzentrationen im Trinkwasser nachgewiesen werden können. Und wissenschaftlich gesehen, weiß man über Langzeitrisiken in diesem Bereich bei manchen Stoffeinträgen noch nicht alles.
Somit besteht aus Sicht des VKU, des Verbandes kommunaler Unternehmen in Deutschland - das muss klar gesagt werden - erst einmal kein Grund zur Beunruhigung. Aber wenn sich immer mehr Stoffe oder neue Stoffverbindungen im Wasserkreislauf anlagern, dann müsse darauf reagiert werden.
Aus diesem Grund hat der VKU heute in Berlin auch Fachleute aus der Praxis eingeladen. Es gehe darum, rechtzeitig Tendenzen zu erkennen, damit das Trinkwasser in Deutschland die gewohnte Qualität beibehalten kann, sagt Katharina Reiche, die Hauptgeschäftsführerin des VKU:
"Wir stellen fest, dass wir insbesondere aus dem Pharmabereich zunehmend Spurenstoffe entdecken. Auch dort, wo wir eine intensive Tierhaltung - Massentierhaltung - haben, stellen wir hohe Nitratwerte fest. Die machen es unseren Wasserversorgern immer schwerer, ihre Grundwasserkörper sauber und sicher zu halten. Hier müssen wir zu einer deutlichen Absenkung kommen. Das sagt auch die EU-Kommission, die hat Deutschland hier recht kritisch im Blick."
Landwirtschaft und Pharmaindustrie im Blick
Katharina Reiche war von 2009 bis 2013 parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium.
Als Verursacher der Verunreinigungen stehen somit vor allem die Pharmaindustrie und auch die Landwirtschaft im Blickpunkt. Dem VKU geht es darum, dass diese an den Kosten für die Trinkwasseraufbereitung und Abwasserbehandlung entsprechend beteiligt werden. Interessant ist, dass inzwischen rund 90 Prozent der kommunalen Unternehmen in diesem Bereich künftig mit steigenden Kosten rechnen - aufgrund dieser festgestellten Belastungen. Technisch müsse nachgerüstet werden, sagt deshalb Georg Wulf vom Vorstand des Wupperverbandes, einem regionalen Kläranlagenbetreiber:
"Es gibt beispielsweise die Säuberung durch Aktivkohle, die kann als sogenannte vierte Reinigungsstufe nachgeschaltet werden. Es gibt auch Ozonierungsverfahren. Wir kriegen beispielsweise dank der Aktivkohle Rückstände von Arzneimitteln recht gut aus Abwasser heraus. Bei anderen Spurenstoffen jedoch versagt diese Technologie. Es ist eine Illusion anzunehmen, dass wir am Ende des Abwasserreinigungsprozesses eine Art Null-Emission haben, somit überhaupt keine Spurenstoffe mehr im Abwasser finden würden."
Das Umweltbundesamt hat bereits 2014 eine Studie herausgebracht, wonach eine Nachrüstung der Kläranlagen in Deutschland jährlich rund 1,3 Milliarden Euro kosten würde.
Verbraucher sollen sich bewusster verhalten
Dem VKU geht es nun um eine Gesamtstrategie. Es geht um mehr Transparenz, - auch um verlässlichere Datenbanken, wo die Einträge an Mikroschadstoffen möglichst lückenlos erfasst werden sollen. Schwer abbaubare Stoffe sollten auch durch weniger schädliche Substanzen ersetzt werden. Katharina Reiche appelliert zudem auch an die Verbraucher, sich bewusster zu verhalten.
"Das Thema Waschmittelverbrauch, generell der Haushaltschemikalienverbrauch: Hier können wir Verbraucher deutlich stärker sensibilisieren. Wenn es um Medikamentenverbrauch - und deren Entsorgung geht, dann geht es nicht um eine Gängelung der Verbraucher. Aber Aufklärung tut not. Man muss ihnen sagen, dass ein weggeworfenes Medikament irgendwann im Grundwasser landet. Es geht um einen sparsamen, gut dosierten Medikamenteneinsatz. Das würde helfen."
So sollten aus Sicht des VKU auf chemischen Produkten oder Arzneimittelverpackungen künftig auch Informationen stehen, welche Auswirkungen bestimmte Wirkstoffe auf die Umwelt und die Gewässer haben können.