Jochen Spengler: Es war ja zu erwarten: Gute Geschäfte mit der Abwrackprämie machen nicht nur die Neuwagenhändler, sondern auch betrügerische Schrotthändler. Bis zu 50.000 der abgewrackten Autos sind laut Schätzungen des Bundes Deutscher Kriminalbeamter illegal ins Ausland weiterverkauft worden. Mein Kollege Gerd Breker hat gestern Abend von Gottfried Höll, dem Geschäftsführer des Verbandes deutscher Autoverwerter, wissen wollen, wie weh es tut, dass viele Autos, die trotz eines Alters über neun Jahren noch fahrtüchtig sind, auf dem Schrottplatz landen.
Gottfried Höll: Das tut natürlich sehr weh. Wenn wir davon ausgehen, dass wir etwa in Deutschland 1,2 Millionen Fahrzeuge jährlich verwertet haben, die einen Altersdurchschnitt von 15 Jahren hatten, so ist es natürlich in der gegenwärtigen Phase sehr häufig der Fall, dass Fahrzeuge zu uns kommen, die noch einen grünen Punkt haben. Das tut dem Fahrzeugverwerter weh, und als die Umweltprämie ausgelobt worden ist, waren die Verwerter ursprünglich sehr, sehr euphorisch. Wir haben immer davor gewarnt: Seid vorsichtig. Die Schrottpreise gingen nach unten und am Ende kostet ja auch die Trockenlegung etwa 200 Euro und nun stehen wir natürlich vor einem Problem. Jetzt sagt der Autoverwerter in der Regel, ja was mache ich nun, ich stehe kurz vor dem Aus. Das betrifft sehr, sehr viele Autoverwerter bei uns in Deutschland. Und nun kommt der Druck vom Ausland. Ich will mal so sagen: Das sogenannte organisierte Verbrechen hat dann auch sehr viel Geld angeboten und jemand, der bereits an der Wand steht, der sagt natürlich okay, bevor ich meine Tore schließen muss, gehe ich lieber diesen Weg.
Gerd Breker: Herr Höll, um das den Hörern deutlich zu machen. Wenn ein Schrotthändler ein altes Auto verwertet, was hat er davon? Wo kommt sein Profit her?
Höll: Wenn man das mit dem Vorjahr vergleicht: Im vorigen Jahr wurde zum Beispiel für eine Tonne Stahl durchschnittlich zwischen 260 bis 400 Euro erzielt. In der heutigen Zeit, seit Ausloben der Umweltprämie, sank der Stahlpreis. Etwa bei 10 bis 20 Euro lag dort der Preis, und wenn Sie davon ausgehen, dass dieses Klientel, das jetzt die Fahrzeuge abgegeben hat und sich neue Fahrzeuge gekauft hat, dass diese Fahrzeuge Gebrauchtteile in Größenordnungen benötigt haben, das ist natürlich ein Preisverfall bei den Gebrauchtteilen, so dass der Erlös so klein geworden ist, und da kommt natürlich schon der eine oder andere Verwerter auf die Idee, auf die schiefe Bahn zu gehen.
Breker: Das heißt, das Abwracken lohnt sich eigentlich gar nicht für den Schrotthändler?
Höll: Es lohnt sich leider nicht.
Breker: Welchen Gewinn kann denn ein Händler erzielen, wenn er verkaufen würde? Was sind so nach Ihrer Einschätzung die Autos wert, die jetzt nach neun Jahren unter Umständen verschrottet werden?
Höll: Wir können das natürlich nicht durchgängig sagen, aber Fahrzeuge, die jetzt beim Autoverwerter abgegeben worden sind, haben teilweise noch einen Restwert, der deutlich über der Höhe der Umweltprämie liegt. Wir haben schon Fahrzeuge, zum Beispiel Golf III, Golf IV werden abgegeben, die neun, zehn, elf Jahre alt sind, die vielleicht 30-, 40.000 Kilometer gefahren sind. Die haben natürlich noch einen Restwert von 3 - bis 4000 Euro.
Breker: Sie sagen, Herr Höll, die Schrotthändler sind oftmals in einer prekären wirtschaftlichen Lage und sie werden dann von der organisierten Kriminalität in Versuchung geführt. Wie kann so etwas ablaufen?
Höll: Unsere Beobachtungen gehen dahin, dass wir wissen, dass bestimmte Strohmänner die Autoverwerter aufsuchen und ihnen sagen pass auf, du kannst für dieses oder jenes Auto noch 2500 Euro bekommen und das machen andere Verwerter auch. Die sagen dann sogar Ross und Reiter. Dann steht natürlich der Autoverwerter da: Wenn der das kann, dann kann ich das vielleicht auch. – Wir sind natürlich auch von der administrativen Seite sehr enttäuscht worden. Zum Beispiel die Stadt Hamburg hat dort eine Verfügung erlassen, dass aus den Fahrzeugen, die abgewrackt werden müssen, die Fahrgestellnummern ausgeschnitten wird. In dem Moment ist der Nachweis völlig sinnlos, dass wir einen Verwertungsnachweis ausstellen, denn niemand kann dann nachweisen, ist das ein Fahrzeug, das umweltprämiert worden ist oder nicht.
Breker: Herr Höll, nun schätzt der Bund Deutscher Kriminalbeamter das Volumen auf etwa zehn Prozent der zu verschrottenden Autos. Das wären so in etwa 50.000 Autos. Ist das aus Ihrer Sicht eine realistische Schätzung, oder ist die zu hoch?
Höll: Wir können davon ausgehen, dass das, was dort geschätzt wird, auch irgendwo mit Zahlen hinterlegt ist. Ich gehe davon aus, dass das nur die Spitze des Eisberges ist.
Breker: Sie würden sagen, das ist eher noch zu tief geschätzt?
Höll: Davon gehe ich aus, ja.
Breker: Nun hat die Bundesregierung von Beginn an bei der Abwrackprämie gesagt, sie wolle den bürokratischen Aufwand so gering wie möglich halten. War das ein Fehler und war das Beispiel, was Sie eben aus Hamburg nannten, ein Beleg dafür, dass auch die Verwaltungen gar nicht vernünftig umgegangen sind mit dieser Abwrackprämie?
Höll: Ich denke mal, das war der Hauptfehler, denn wenn Sie bedenken, Sie geben das Fahrzeug ab und innerhalb von sieben Tagen wird das Fahrzeug abgemeldet und wenn das Fahrzeug innerhalb dieser sieben Tage das Land verlässt und für dieses Altfahrzeug, das nach Polen oder nach Antwerpen in den Hafen gegangen ist, eine Schrottkarosse, eine Restkarosse zurückgeführt wird, und wenn diese Restkarosse dann in den Schredderbetrieb geht, dort hat das Amt, die Administrative natürlich auch ihre Pflichten versäumt, das so zu organisieren, dass jedes einzelne Fahrzeug überprüft wird. Das wird eben nicht getan und das ist ein großes Problem und davor haben wir eigentlich monatelang gewarnt.
Breker: Habe ich das richtig verstanden, Herr Höll? Oftmals geschieht das so, dass also die abgelieferten Fahrzeuge hier bei uns, beim Schrotthändler exportiert werden und dafür werden wirklich schrottreife Autos importiert?
Höll: Am Ende müssen ja die Zahlen stimmen. Natürlich!
Breker: Und das ist Realität, das geschieht täglich?
Höll: Täglich möchte ich nicht sagen. Ich kenne solche Fälle und weiß, dass das mit Sicherheit die gängige Praxis sein wird, denn das ist die beste Möglichkeit, die man als Autoverwerter nutzen kann, um unbemerkt Autos ins Ausland zu verbringen.
Breker: Herr Höll, wenn jemand zu Ihnen käme und würde Sie fragen, was müssen wir tun, um Missbrauch zu verhindern, wo müssten aus Ihrer Sicht die Kontrollen einsetzen, damit Missbrauch nicht geschieht?
Höll: Das erste wäre, dass die Fahrzeuge zunächst nicht bei den Autohäusern abgegeben werden, die zum größten Teil in Deutschland noch nicht mal zertifizierte Annahmestellen sind. Das heißt, die meisten der Autohäuser, die Fahrzeuge angenommen haben, dürfen das von Vertrags wegen gar nicht. Das ist der erste Schritt.
Der zweite Schritt ist, dass man sofort den Kraftfahrzeugbrief abzugeben hat, und der dritte Schritt wäre, dass bei den Betrieben, die eigene Pressen haben oder die überhaupt sagen wir mal auf Kommission pressen, diese Fahrzeuge quasi schriftlich über die Fahrgestellnummer erfasst werden, so dass man das dann abgleichen kann. Das wäre ein kleiner Aufwand im Vergleich zu dem volkswirtschaftlichen Schaden, der insgesamt entsteht.
Breker: Nun müssen ja die Kraftfahrzeugbriefe inzwischen im Original abgegeben werden.
Höll: Ja, aber vom Abgeben des Fahrzeuges beim Autohändler oder beim Fahrzeugverwerter bis zum Abmelden darf eine Zeit von sieben Tagen vergehen und dann ist das Fahrzeug außer Landes und der Fahrzeugbrief wird wieder mit zurückgebracht. Zum Beispiel in Polen erhalten sie bei jedem Amt, wenn sie einen deutschen Fahrzeugbrief vorlegen, sofort einen neuen polnischen Fahrzeugbrief. Dann wird der Fahrzeugbrief zurückgebracht über Kurier und dann wird eben ein anderes Auto zahlenmäßig in die Presse gebracht und damit ist die Sache erledigt.
Spengler: Gottfried Höll, der Geschäftsführer des Verbandes deutscher Autoverwerter, im Gespräch mit Gerd Breker.
Gottfried Höll: Das tut natürlich sehr weh. Wenn wir davon ausgehen, dass wir etwa in Deutschland 1,2 Millionen Fahrzeuge jährlich verwertet haben, die einen Altersdurchschnitt von 15 Jahren hatten, so ist es natürlich in der gegenwärtigen Phase sehr häufig der Fall, dass Fahrzeuge zu uns kommen, die noch einen grünen Punkt haben. Das tut dem Fahrzeugverwerter weh, und als die Umweltprämie ausgelobt worden ist, waren die Verwerter ursprünglich sehr, sehr euphorisch. Wir haben immer davor gewarnt: Seid vorsichtig. Die Schrottpreise gingen nach unten und am Ende kostet ja auch die Trockenlegung etwa 200 Euro und nun stehen wir natürlich vor einem Problem. Jetzt sagt der Autoverwerter in der Regel, ja was mache ich nun, ich stehe kurz vor dem Aus. Das betrifft sehr, sehr viele Autoverwerter bei uns in Deutschland. Und nun kommt der Druck vom Ausland. Ich will mal so sagen: Das sogenannte organisierte Verbrechen hat dann auch sehr viel Geld angeboten und jemand, der bereits an der Wand steht, der sagt natürlich okay, bevor ich meine Tore schließen muss, gehe ich lieber diesen Weg.
Gerd Breker: Herr Höll, um das den Hörern deutlich zu machen. Wenn ein Schrotthändler ein altes Auto verwertet, was hat er davon? Wo kommt sein Profit her?
Höll: Wenn man das mit dem Vorjahr vergleicht: Im vorigen Jahr wurde zum Beispiel für eine Tonne Stahl durchschnittlich zwischen 260 bis 400 Euro erzielt. In der heutigen Zeit, seit Ausloben der Umweltprämie, sank der Stahlpreis. Etwa bei 10 bis 20 Euro lag dort der Preis, und wenn Sie davon ausgehen, dass dieses Klientel, das jetzt die Fahrzeuge abgegeben hat und sich neue Fahrzeuge gekauft hat, dass diese Fahrzeuge Gebrauchtteile in Größenordnungen benötigt haben, das ist natürlich ein Preisverfall bei den Gebrauchtteilen, so dass der Erlös so klein geworden ist, und da kommt natürlich schon der eine oder andere Verwerter auf die Idee, auf die schiefe Bahn zu gehen.
Breker: Das heißt, das Abwracken lohnt sich eigentlich gar nicht für den Schrotthändler?
Höll: Es lohnt sich leider nicht.
Breker: Welchen Gewinn kann denn ein Händler erzielen, wenn er verkaufen würde? Was sind so nach Ihrer Einschätzung die Autos wert, die jetzt nach neun Jahren unter Umständen verschrottet werden?
Höll: Wir können das natürlich nicht durchgängig sagen, aber Fahrzeuge, die jetzt beim Autoverwerter abgegeben worden sind, haben teilweise noch einen Restwert, der deutlich über der Höhe der Umweltprämie liegt. Wir haben schon Fahrzeuge, zum Beispiel Golf III, Golf IV werden abgegeben, die neun, zehn, elf Jahre alt sind, die vielleicht 30-, 40.000 Kilometer gefahren sind. Die haben natürlich noch einen Restwert von 3 - bis 4000 Euro.
Breker: Sie sagen, Herr Höll, die Schrotthändler sind oftmals in einer prekären wirtschaftlichen Lage und sie werden dann von der organisierten Kriminalität in Versuchung geführt. Wie kann so etwas ablaufen?
Höll: Unsere Beobachtungen gehen dahin, dass wir wissen, dass bestimmte Strohmänner die Autoverwerter aufsuchen und ihnen sagen pass auf, du kannst für dieses oder jenes Auto noch 2500 Euro bekommen und das machen andere Verwerter auch. Die sagen dann sogar Ross und Reiter. Dann steht natürlich der Autoverwerter da: Wenn der das kann, dann kann ich das vielleicht auch. – Wir sind natürlich auch von der administrativen Seite sehr enttäuscht worden. Zum Beispiel die Stadt Hamburg hat dort eine Verfügung erlassen, dass aus den Fahrzeugen, die abgewrackt werden müssen, die Fahrgestellnummern ausgeschnitten wird. In dem Moment ist der Nachweis völlig sinnlos, dass wir einen Verwertungsnachweis ausstellen, denn niemand kann dann nachweisen, ist das ein Fahrzeug, das umweltprämiert worden ist oder nicht.
Breker: Herr Höll, nun schätzt der Bund Deutscher Kriminalbeamter das Volumen auf etwa zehn Prozent der zu verschrottenden Autos. Das wären so in etwa 50.000 Autos. Ist das aus Ihrer Sicht eine realistische Schätzung, oder ist die zu hoch?
Höll: Wir können davon ausgehen, dass das, was dort geschätzt wird, auch irgendwo mit Zahlen hinterlegt ist. Ich gehe davon aus, dass das nur die Spitze des Eisberges ist.
Breker: Sie würden sagen, das ist eher noch zu tief geschätzt?
Höll: Davon gehe ich aus, ja.
Breker: Nun hat die Bundesregierung von Beginn an bei der Abwrackprämie gesagt, sie wolle den bürokratischen Aufwand so gering wie möglich halten. War das ein Fehler und war das Beispiel, was Sie eben aus Hamburg nannten, ein Beleg dafür, dass auch die Verwaltungen gar nicht vernünftig umgegangen sind mit dieser Abwrackprämie?
Höll: Ich denke mal, das war der Hauptfehler, denn wenn Sie bedenken, Sie geben das Fahrzeug ab und innerhalb von sieben Tagen wird das Fahrzeug abgemeldet und wenn das Fahrzeug innerhalb dieser sieben Tage das Land verlässt und für dieses Altfahrzeug, das nach Polen oder nach Antwerpen in den Hafen gegangen ist, eine Schrottkarosse, eine Restkarosse zurückgeführt wird, und wenn diese Restkarosse dann in den Schredderbetrieb geht, dort hat das Amt, die Administrative natürlich auch ihre Pflichten versäumt, das so zu organisieren, dass jedes einzelne Fahrzeug überprüft wird. Das wird eben nicht getan und das ist ein großes Problem und davor haben wir eigentlich monatelang gewarnt.
Breker: Habe ich das richtig verstanden, Herr Höll? Oftmals geschieht das so, dass also die abgelieferten Fahrzeuge hier bei uns, beim Schrotthändler exportiert werden und dafür werden wirklich schrottreife Autos importiert?
Höll: Am Ende müssen ja die Zahlen stimmen. Natürlich!
Breker: Und das ist Realität, das geschieht täglich?
Höll: Täglich möchte ich nicht sagen. Ich kenne solche Fälle und weiß, dass das mit Sicherheit die gängige Praxis sein wird, denn das ist die beste Möglichkeit, die man als Autoverwerter nutzen kann, um unbemerkt Autos ins Ausland zu verbringen.
Breker: Herr Höll, wenn jemand zu Ihnen käme und würde Sie fragen, was müssen wir tun, um Missbrauch zu verhindern, wo müssten aus Ihrer Sicht die Kontrollen einsetzen, damit Missbrauch nicht geschieht?
Höll: Das erste wäre, dass die Fahrzeuge zunächst nicht bei den Autohäusern abgegeben werden, die zum größten Teil in Deutschland noch nicht mal zertifizierte Annahmestellen sind. Das heißt, die meisten der Autohäuser, die Fahrzeuge angenommen haben, dürfen das von Vertrags wegen gar nicht. Das ist der erste Schritt.
Der zweite Schritt ist, dass man sofort den Kraftfahrzeugbrief abzugeben hat, und der dritte Schritt wäre, dass bei den Betrieben, die eigene Pressen haben oder die überhaupt sagen wir mal auf Kommission pressen, diese Fahrzeuge quasi schriftlich über die Fahrgestellnummer erfasst werden, so dass man das dann abgleichen kann. Das wäre ein kleiner Aufwand im Vergleich zu dem volkswirtschaftlichen Schaden, der insgesamt entsteht.
Breker: Nun müssen ja die Kraftfahrzeugbriefe inzwischen im Original abgegeben werden.
Höll: Ja, aber vom Abgeben des Fahrzeuges beim Autohändler oder beim Fahrzeugverwerter bis zum Abmelden darf eine Zeit von sieben Tagen vergehen und dann ist das Fahrzeug außer Landes und der Fahrzeugbrief wird wieder mit zurückgebracht. Zum Beispiel in Polen erhalten sie bei jedem Amt, wenn sie einen deutschen Fahrzeugbrief vorlegen, sofort einen neuen polnischen Fahrzeugbrief. Dann wird der Fahrzeugbrief zurückgebracht über Kurier und dann wird eben ein anderes Auto zahlenmäßig in die Presse gebracht und damit ist die Sache erledigt.
Spengler: Gottfried Höll, der Geschäftsführer des Verbandes deutscher Autoverwerter, im Gespräch mit Gerd Breker.