Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

AfD in Baden-Württemberg
Weidel will zerstrittenen Landesverband einen

Die Vorsitzende der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Alice Weidel, ist zur neuen Vorsitzenden des AfD-Landesverbandes Baden-Württemberg gewählt worden. Der Landesverband gilt als zerstritten und sie will ihn wieder einen – und auch den sogenannten Flügel langfristig als Partner einbinden.

Von Thomas Wagner | 15.02.2020
Alice Weidel, AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag und Landesvorsitzende Baden-Württemberg
Auf einem außerordentlichen Landesparteitag in Böblingen wurde die AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Alice Weidel, zur Landesvorsitzende ihrer Partei in Baden-Württemberg gewählt (dpa / picture alliance / Marijan Murat)
Sieg nach Punkten und Stimmen am frühen Nachmittag. Elektronische Abstimmung auf einer Großbildleinwand in der Böblinger Kongresshalle: Erst Mucksmäuschen-Stille - dann tosender Applaus. Ein Balkandiagramm zeigt: 54 Prozent der Stimmen für Alice Weidel, knapp 41 Prozent für Dirk Spaniel:
Damit ist klar: Die Co-Vorsitzende der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag führt zukünftig auch den überaus zerstrittenen Landesverband in Baden-Württemberg.
Ende einer Kampfabstimmung - vorläufiges Ende der Geschichte von einer, die auszog vom fernen Berlin ins Schwabenland, um, nach eigenem Bekunden, den Streit zu beenden in dem völlig zerstrittenen AfD-Landesverband Baden-Württemberg: Der alte Vorstand nach monatelanger Zänkerei zurückgetreten - ein Vorstand, dem Dirk Spaniel als Co-Vorsitzender aber bereits angehörte.
Albrecht von Lucke im Porträt
AfD-Parteitag / "Ein Versuch, die Partei im Westen hoffähig zu machen"
Die AfD wisse: Mit einer Rhetorik des Systemwechsels seien Ost-Wahlerfolge nicht im Westen zu wiederholen, so Politologe Albrecht von Lucke im Dlf.
Er musste sich dann auch bei der Kandidatenvorstellung die Frage gefallen lassen, ob er, der dem völkisch-nationalen Flügel nahe steht, nicht mitverantwortlich ist an dem Streit, den er nun nach eigenem Bekunden als neuer Vorsitzender beilegen will. Er sei nicht teamfähig, lautete der Vorwurf aus der Mitgliederrunde:
"Also diese Argumentation mit dieser Teamfähigkeit ist ja ganz einfach: Wenn es darum ging, Displinarmaßnahmen gegen Mitglieder zu verhängen oder auch gegen mich, dann war es so, dass die Ergebnisse eben mit meiner Gegenstimme gegen die anderen Stimmen ausgingen. Das heißt: Da können Sie ja nicht daraus ableiten, dass ich nicht teamfähig bin: Es tut mit leid: Bei Dingen, die ich für Unrecht halte, werde ich dagegen stimmen, auch wenn alle anderen dafür stimmen."
Ansonsten hörte sich die Vorstellungsrunde der beiden Spitzenkandidaten Alice Weidel und Dirk Spaniel wie eine Blaupause an:
Was Spaniel recht ist, "mein Ziel, einen schlagkräftigen Landesverband zu formieren, ist jedoch notwendiger denn je", konnte Alice Weidel nur billig sein: "Innerparteiliches Hickhack - ein Landesvorstand, der nur mit sich selbst beschäftigt ist und zerstritten ist, der lähmt nur. Die Mitglieder wollen nur eines: Ruhe und politisches Arbeiten. Darum geht es hier."
Einbindung des Flügels
Dass Alice Weidel letztlich deutlich vorne lag, dass sie sogar ihren Wunschkandidaten für das Stellvertreteramt, den AfD-Bundestagsabgeordneten Martin Hess, ebenfalls durch die Wahl brachte, lag dann wohl eher doch an unterschiedlichen Richtungen, die die beiden verkörpern. Während Dirk Spaniel eher als Mann des völkisch-nationalen Flügels gilt, zäht Alice Weidel eher - ja, zu welcher Gruppierung letztlich?
"Nun, gut, der Flügel ist eine starke Strömung in Baden-Württemberg. Auch den Flügel gilt es auch langfristig einzubinden als Partner", sagt die frischgebackene baden-württembergische AfD-Landesvorsitzende Alice Weidel, die übrigens eines nicht will: In die Landespolitik einsteigen und als Spitzenkandidatin ihren Hut bei der bevorstehende Landtagswahl kommendes Jahr in den Ring werfen:
"Ich werde Spitzenkandidatin, hoffentlich, bei der Bundestagswahl sein. Aber Sie gegen Herrn Kretschmann - das wäre doch eine Nummer?"
"Haha, hören Sie bloß auf."