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AfD-Parteitag
Neue AfD-Spitze formuliert den Willen zur Macht

Nach dem Abgang von Alexander Gauland als Parteisprecher wird dessen Wunschkandidat Tino Chrupalla gemeinsam mit Jörg Meuthen die AfD auf Bundesebene führen. Ziel: Regierungspartei werden. Bei der Besetzung der zweiten Reihe des Parteivorstands demonstrierte der völkische "Flügel" seinen Einfluss.

Von Nadine Lindner | 02.12.2019
Die neuen Bundessprecher der AfD Jörg Meuthen und Tino Chrupalla auf dem AfD-Parteitag 2019 in Braunschweig
Die neue Führungsspitze der AfD: Jörg Meuthen (l.) und Tino Chrupalla (imago/Sammy Minkoff)
Die AfD hat eine neue Führungsspitze: Jörg Meuthen und Tino Chrupalla werden die Partei künftig führen. Meuthen, der zugleich auch Europaabgeordneter ist, erhielt mit knapp 70 Prozent ein besseres Ergebnis als erwartet. Seine Kernbotschaft das Parteitags: Die AfD soll sich professionalisieren und so regierungsfähig werden.
"Wir müssen verdammt schnell lernen, wir müssen regierungswillig und regierungsfähig werden. Und weiter: "Es ist harte Arbeit, um zur Regierungsfähigkeit zu kommen. Nicht weniger als das."
Chrupalla punktet mit seiner Biografie
Chrupalla war der Wunschkandidat von Alexander Gauland. Trotzdem hatte er mehrere Gegenkandidaten und erhielt mit 54 Prozent ein schwaches Ergebnis.
"Ich freue mich auch hier sagen zu dürfen, dass der Osten auch hier in Deutschland, und auch in unserer Partei mehr vertreten ist."
Er punktete vor allem mit seiner Biografie: Er ist im Osten geboren – im Gegensatz zu vielen anderen-, und war vor seinem Einzug in den Bundestag Malermeister. Er soll Identifikationsfigur für die kleinen Leute werden. Inhaltlich bleibt Chrupalla bislang eher vage:
"Wir haben jetzt die Aufgabe, unser Land wieder auf einen besseren Weg zu bringen. Unser schönes Deutschland hat eine andere Politik verdient."
Doch welche andere Politik Chrupalla will, sagte er noch nicht.
Gründergeneration tritt ab
Alexander Gauland, einer der Gründer der Partei, hatte nach seinem Abtritt und nach der Wahl zum Ehrenvorsitzenden Tränen in den Augen als er sagte, er bereue nichts:
"Ja, ich war einer der Gründer. Und ich habe es nie bereut, die CDU verlassen zu haben und diese Partei mitgegründet zu haben."
Da auch Albrecht Glaser nicht mehr Stellvertreter ist, tritt die Gründergeneration der AfD knapp sieben Jahre nach Entstehen der Partei langsam ab. Innerhalb des 14-köpfigen Parteivorstandes gibt es große Veränderungen. Alice Weidel und Beatrix von Storch rücken auf die Stellvertreterposten auf. Auch Stephan Brandner, erst kürzlich vom Vorsitz des Rechtsausschusses abgewählt, ist nun Stellvertreter.
Der Flügel demonstriert seine Macht
Abgestraft hingegen wurden diejenigen, die sich öffentlich gegen den Flügel wandten wie Kay Gottschalk und Georg Pazderski. Der Flügel hat damit seine Macht bewiesen, auch wenn Björn Höcke gar nicht erst für den Parteivorsitz antrat und Andreas Kalbitz seinen Beisitzerposten lediglich verteidigte. Björn Höcke hat in Braunschweig kein einziges Mal gesprochen.
Viele Delegierten sind mit dem Führungsduo zufrieden, auch wenn für einige von ihnen Tino Chrupalla noch ein Unbekannter ist, personell wie inhaltlich:
"Ehrlich gesagt, kann ich dazu noch nicht so viel sagen. Aber vielleicht, dass er den Mittelstand mehr vertritt. Ich glaube das brauchen wir."
"Ein Vorstand, wo das Fundament der Einigkeit gelegt ist zwischen West und Ost."
AfD will Regierungspartei werden
Mit Meuthens Plänen, die AfD zur Regierungspartei zu machen, können sich viele AfDler in Braunschweig anfreunden und kritisieren die Ablehnung der anderen Parteien:
"Wir wollen ja nicht als Zuschauer in der Oppositionsrolle verbleiben, sondern wir wollen ja mitgestalten in Zukunft."
"Auf jeden Fall sollte die AfD mitregieren, dafür treten wir schließlich an."
Der sächsische Landeschef Jörg Urban hat sehr konkrete Vorstellungen, wo die AfD an die Macht kommen könnte: 2021 bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt.
"Weil die AfD schon sehr frühzeitig in Sachsen-Anhalt sehr, sehr gute Ergebnisse gehabt hat. Und weil das ein Land ist, wo man sieht, dass Kenia nicht funktioniert."
Neben den Vorstandswahlen wurden auch einige Inhalte besprochen. Ein Antrag, der sich unter anderem gegen Alice Weidel richtete und persönliche Haftung für Strafzahlung bei Spendenvergehen vorsah, wurde jedoch nicht behandelt. Ebenso wenig wie ein Vorstoß zur Streichung der Identitären Bewegung von der Unvereinbarkeitsliste. Einigen konnte sich die AfD hingegen auf eine Resolution zur Unterstützung der Atomkraft.