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Akihito dankt ab
Japans geliebter Kaiser

Japans Kaiser Akihito dankt ab und übergibt sein Amt an seinen Sohn Naruhito. 30 Jahre lang hatte sich der inzwischen 85 Jahre alte Tenno ganz seinen Aufgaben als Symbol des Staates verschrieben. Mit der Abdankung des in Japan äußerst beliebten Kaisers geht auch eine Ära zu Ende.

Von Kathrin Erdmann | 29.04.2019
Japans Kaiser Akihito (links im Bild) und Kaiserin Michiko winken Zuschauern im Ujiyamada Station nach ihrem Besuch des Ise Jingu Schreins in Japans Mie-Präfektur am 18. April 2019
Japans Kaiserpaar beim Besuch des Ise Jingu Schreins (Kazuhiro NOGI / POOL / AFP)
Der Kaiser nickt kurz mit dem Kopf, die wartenden Journalisten verbeugen sich auf 45 Grad, Akihito setzt sich, sagt leise "dozo", bitte. Nun dürfen auch die Reporter auf ihren Stühlen Platz nehmen. Mit roten Wangen, sichtlich bewegt, wendet er sich im Dezember zum letzten Mal aus Anlass seines Geburtstages an die Medien:
"Nun geht meine Zeit als Kaiser zu Ende. Ich bin dankbar, dass die Menschen in Japan meinen Status als Symbol anerkannt und mich unterstützt haben. Und ich möchte auch meine Wertschätzung gegenüber der Kaiserin zum Ausdruck bringen, die eine japanische Bürgerin war, mich in meinem Leben begleitet hat und sich für 60 lange Jahre mit Ernsthaftigkeit in ihre Rolle, die die Japaner von ihr erwartet haben, eingefügt hat."
Kurz danach tritt Akihito - wie jedes Jahr - mit der kaiserlichen Familie auf den Palastbalkon und winkt der Fähnchen schwenkenden Menge zu. Zu seinem letzten Geburtstagsgruß sind 75.000 Menschen gekommen. Der 23. Dezember war bislang ein Feiertag in Japan.
"Ich möchte ihm danken für seine Nähe zu den Menschen."
"Ich bin extra von Osaka gekommen. Ich habe seine Stimme live gehört und habe ihm dreimal 'Danke für die harte Arbeit' zugerufen."
Kein monarchisches Auftreten
Dass die Menschen ihn so lieben, kann Maik Hendrik Sprotte, bestens erklären. Der Professor für Japanologie an der Freien Universität Berlin hat ein schier unglaubliches Wissen über das Kaiserhaus und begeistert sich für jedes Detail:
"Es ist nicht ein monarchisches Auftreten à la Queen Elizabeth, sondern sie sehen, dass das Kaiserpaar sehr vorsichtig, sich verneigend, sich bedankend, bei denen, die sich um sie kümmern, die auch miteinander auf eine ganz besondere Art miteinander umgehen."
Der Kaiser und seine Gattin Michiko, die sich bereits in jungen Jahren kennen- und lieben lernten. Als Akihito einen Tag vor Heiligabend 1933 zur Welt kommt, ist das in Japan natürlich eine Top-Nachricht. Nicht nur, weil die Ehefrau von Kaiser Hirohito ihr fünftes Kind zur Welt gebracht, sondern vor allem deshalb, weil er der erste Junge und damit endlich ein Thronfolger geboren ist. Es entsteht sogar das Kinderlied "der Kronprinz ist geboren".
Und während sich das Volk über den Jungen im Kaiserhaus freut, wächst der zunächst wie im Goldenen Käfig auf. Wie bis dahin üblich, wird er nach der Geburt von einer Amme aufgezogen und im Alter von drei Jahren ganz von seinen Eltern getrennt.
Wie alle adligen Kinder und alle Mitglieder der kaiserlichen Familie seit 1877 besucht der kleine Kronprinz die Gakushin Grundschule. Eine harte Schule, wie sich Mototsugu Akashi, einer seiner damaligen Klassenkameraden, erinnert:
"Die Angestellten, die für seine Erziehung zuständig waren, standen immer im Klassenzimmer. Und wenn der Prinz im Unterricht auf eine Frage nicht antworten konnte oder nicht gerade saß, kamen sie sofort zu ihm, stupsten ihn an oder schimpften."
Doch mehr noch als die strenge Erziehung prägt den Kleinen die Kriegszeit. Als das Risiko eines Luftangriffs im Juni 1942 immer größer wird, zieht die ganze Schule aufs Land. Dann, am 15. August 1945, kapituliert Japan. Kaiser Hirohito spricht zu seinem Volk. Akihito sitzt da in einer einfachen Herberge vor dem Radio und hört seinem Vater zu.
"Meine Kindheitserinnerungen beginnen 1937. Der Krieg dauerte bis 1945. Ich bin also in einer Zeit aufgewachsen, in der es immer nur Krieg gab."
Kaiser Hirohito (Bildmitte) mit Prinz Akihito (zweiter von rechts) und den Prinzessinnen Shigeko von Teru, Atsuko von Yori und Kazuko of Taka auf einer Aufnahme aus den frühen 1940er-Jahren
Kind des Kriegs: Prinz Akihito (zweiter von rechts) auf einem Foto der Kaiserfamilie während des Zweiten Weltkrieg (AFP / HIROSHI HIYAMA)
So beschreibt er später einmal selbst diese Jahre. In Japan beginnt eine entbehrungsreiche Nachkriegszeit. Erstmals gerät auch die Institution des Kaisers in die Kritik. Von der Restauration Japans an bis zum Kriegsende galt der Kaiser als direkter Nachfahre der Sonnengöttin, wurde als gottgleich betrachtet und war Staatsoberhaupt. Japanologe Maik Hendrik Sprotte:
"Tenno heißt himmlischer Herrscher und ist eine direkte Übersetzung. Das ist ein traditioneller Begriff, der im Übrigen in den Duden inzwischen auch Eingang gefunden hat. Also insofern ist es ein himmlischer Herrscher."
Und auch bis heute einer, den man nicht berühren darf, obwohl Akihito mit seinem Amtsantritt zum Symbol wurde:
"Die japanische Verfassung schreibt vor, dass der Kaiser das Symbol des japanischen Staates und der Einheit des japanischen Volkes ist. Mithin keine politische Macht."
Der Junge wächst heran, wechselt von der Mittel- zur Oberschule. Masao Oda, der später lange in Deutschland gelebt hat, teilt mit Akihito drei Monate lang einen Raum.
"Er war ein sehr eifriger Junge, klug, Streber. Und er kannte alles gut."
Denn der damalige Kronprinz geht natürlich immer als Letzter ins Bett, erinnert sich Oda im Interview mit dem ARD-Hörfunk. Anders als die anderen Jungen erhält Akihito auf Wunsch seines Vaters zusätzlichen Unterricht von der US-Amerikanerin Elisabeth Gray Vining. Sie klärt ihn auf über Menschenrechte und Gleichberechtigung, lehrt in Englisch und seinen eigenen Willen zum Ausdruck zu bringen.
Michiko - Liebe seines Lebens
Bereits mit 16 beginnt sich sein Umfeld nach einer passenden Frau für ihn umzusehen. Doch keine will offenbar richtig passen. Dann, im kaiserlichen Tennisklub, trifft er eines Tages auf Michiko, eine Bürgerliche. Das Herz entflammt, pirscht er sich an sie ran. Er bittet Masaos Bruder um Hilfe:
"Der Kronprinz wollte Michiko-san sprechen, aber nicht direkt, sondern durch meinen jüngeren Bruder. Der Kronprinz rief also meinen jüngeren Bruder an, der rief Michiko an und dann rief Michiko-san den Kronprinzen zurück. Dieses Dreieck hat er jeden Abend gemacht."
Und zwar immer um sechs Uhr abends, so habe es ihm sein Bruder berichtet, erzählt Oda. Und am Telefon hat Akihito seine Michiko auch rumgekriegt. Beide heiraten 1959 und brechen gleich mehrere Tabus. Michiko ist bürgerlich und beide beschließen zudem, ihre Kinder nicht wie sonst üblich, einer Amme zu übergeben.
Das Kronprinzenpaar Akihito und Michiko in einer Kutsche bei der Parade nach ihrer Hochzeitszeremonie am 10. April 1959 in Tokio
Tabubruch: Kronprinzenpaar Akihito und Michiko bei der Hochzeitsparade im April 1959 (Yomiuri Shimbun / AP Images)
Konservative fürchten durch Michiko einen schlechten Einfluss auf das Kaiserhaus; sie verliert viel Gewicht und hat eine Fehlgeburt. Erst bei ihrer Goldenen Hochzeit spricht sie über diese Zeit:
"Vor 50 Jahren, als ich aus einer normalen in die kaiserliche Familie einheiratete, war das eine völlig neue Umgebung für mich und ich sehr verunsichert und hilflos."
Den Chrysanthementhron besteigt Akihito im Januar 1989. Am 12. November 1990 wird er offiziell zum 125. Tenno Japans ausgerufen. Damit beginnt auch die Regierungsdevise Heisei, was so viel bedeutet wie "Frieden überall". In der Praxis bedeutet das, Japan befindet sich im November 1990 im Jahr eins.
Makoto Watanabe war mehr als zehn Jahre Großhofmarschall des Kaisers, einen Job, den nur Männer ausüben dürfen. Er selbst sagt, nach Gattin Michiko sei wohl niemand dem Tenno so nah gekommen wie er. Ein Mann, der sich auch im hohen Alter ein Strahlen im Gesicht bewahrt hat und begeistert erzählt:
"1993 waren die beiden in Deutschland. Sie erzählen heute noch von dieser Reise. Sie besuchten damals offenbar an einem sehr schönen Morgen gemeinsam mit dem Bundespräsidenten das Brandenburger Tor. Danach waren sie in Bielefeld im Bodelschwinghhaus. Dort haben sie sehr viel über karitativ-soziale Einrichtungen gelernt und wie man sozial Schwache unterstützen kann. Etwas, dass es damals in Japan noch nicht gab und das sie dann sozusagen mitgebracht haben."
Immer wieder reist das Kaiserpaar im eigenen Land auch in Katastrophengebiete, und da gab in den vergangenen dreißig Jahren jede Menge.
Zum Beispiel das schwere Erdbeben in Kobe 1995. Dabei kamen mehr als 4000 Menschen ums Leben, 200.000 wurden obdachlos mehr als 60.000 Gebäude komplett zerstört. 20 Sekunden bebte damals die Erde. Oder der Vulkanausbruch Miyake im Jahr 2000.
Japans Kaiser Akihito (Zweiter von links) spricht am 6. Mai 2011 in Kamaishi mit Überlebenden des schweren Erdbebens und Tsunami in Japan  
Kaiser Akihito nach dem Tsunami von 2011: "Auf Augenhöhe mit den Opfern" (TOSHIFUMI KITAMURA / AFP)
Und dann natürlich das schwere Tohoku-Seebeben mit anschließendem Tsunami im Jahr 2011. Rund 250 Kilometer nordöstlich von Tokio löst die Katastrophe zudem eine Kernschmelze aus, 16.000 Menschen sterben, fast eine halbe Million muss die Heimat teils für Jahre verlassen.
"Ich glaube, dass es für uns alle äußerst wichtig ist, so viel Zeit wie möglich mit den Opfern zu verbringen und ihre Not in den kommenden Tagen zu teilen. Von Herzen wünsche ich auch, dass jeder Japaner sich auf lange Sicht um die betroffenen Gebiete und die Menschen kümmert und sie beim Wiederaufbau unterstützt."
Anteilnahme und Trost bei Japans Katastrophen
Es sind Aussagen wie diese aber auch sein Einsatz für Frieden und die Ehrung der Kriegstoten, die die Japaner und Japanerinnen immer wieder beeindruckt haben:
"Was mich beeindruckte, war besonders, dass er vor den Opfern der Naturkatastrophen auf die Knie ging und auf Augenhöhe mit ihnen sprach. Man konnte seine Anteilnahme spüren."
"Weil der Kaiser keine Macht hat, konnte er so viel Unterstützung und Vertrauen von der Bevölkerung bekommen. Sein warmes Herz brachte uns Frieden ohne Krieg, während die Politiker immer noch an Krieg Interesse haben. Das brauchen wir nicht."
Eine Anspielung auf den rechtskonservativen Regierungschef Shinzo Abe, der seit Jahren daran arbeitet, die Verfassung so zu ändern, dass Japan auch aktiv an Kriegseinsätzen teilnehmen kann.
Der Tenno untersteht dem Kaiserlichen Hofamt. Hier wird jeder Schritt festgelegt. Das Amt selbst untersteht der Regierung. Volker Stanzel war von 2009 bis 2013 Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Japan. Der Sino- und Japanologe hat ein Buch über den Tenno geschrieben. Dass das Hofamt den Kaiser systematisch einenge sieht er - ganz Diplomat – ein wenig anders:
"Man kann vielleicht sagen, was er tut, was er tun muss, wird immer ausgehandelt. Er liest die mit der Regierung und dem Hofamt vereinbarten Reden, aber da ist viel Möglichkeit für ihn selber Einfluss zu nehmen."
Ihn nach Gutdünken einzusetzen, gehe nicht, meint er. Der Kaiser hat seinen eigenen Kopf. Das dürfte jedem Japaner spätestens im August 2016 klar geworden sein, als Akihito sein Volk mit den Worten überrascht:
"Ich mache mir Sorgen, dass es schwieriger werden könnte, meine Pflichten als Symbol des Staates mit ganzer Kraft so zu erfüllen, wie ich es bisher getan habe."
Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen
Akihito gibt seinen Rücktritt offiziell bekannt. Er ist schon lange gesundheitlich angeschlagen, die Kräfte schwinden täglich, er kann seinen eigenen hohen Ansprüchen kaum noch gerecht werden. Den Wunsch, sein Amt aufzugeben, hatte er allerdings schon lange zuvor, sagt der frühere Botschafter Stanzel.
"Dann hat er eine Erklärung seines Willens zurückzutreten mit der Regierung ausgehandelt. Und danach ging's dann eigentlich erst richtig los. Dann war die Frage: Ja, er will zurücktreten, aber doch wohl nicht morgen? Dann wurde gesucht und gewühlt in alten Schriftstücken, wie war es denn in der Vergangenheit. Da hat man gesehen, ja, also vor 1000 Jahren, da gab es manchmal mehrere zurückgetretene Tenno gleichzeitig. Aber im 19. Jahrhundert hat man dann festgelegt: Er bleibt Tenno bis zu seinem Tod. Also, neue Regeln schaffen, das war ein fast einjähriger Verhandlungsmarathon."
Und wurde jetzt auch nur einmal erlaubt. Verboten bleibt es hingegen Frauen, Kaiserin zu werden, obwohl dies vor Jahren lebhaft diskutiert wurde und es dies im 17. und 18. Jahrhundert durchaus gegeben hat. Auch der scheidende Tenno hegt dafür Sympathien. Japan hat ein Problem, denn die Prinzessinnen verlassen reihenweise das Kaiserhaus. Auch die eigene Tochter von Akihito und Michiko hat einen Bürgerlichen geheiratet und damit ihren Status als Prinzessin verloren. Für den deutschen Botschafter a.D. Volker Stanzel ist das rückwärtsgewandt:
"Meine Frau und ich haben selbst mal mit einer Schwester des jetzigen Kaisers gesprochen, die irgendwann entschieden hat, die Familie und ihre Funktion zu verlassen und bürgerlich zu werden. Und sie hat so von diesem freien Leben, das sie jetzt führen kann, geschwärmt."
In der Bevölkerung, das zeigen jedenfalls Umfragen, kann sich eine Mehrheit auch eine Frau auf dem Chrysanthementhron vorstellen. Möglicherweise, weil in diesem Jahr in Japan gewählt wird, hat Regierungschef Abe bereits angekündigt, nach der Amtsübergabe eine neue Prüfkommission zur weiblichen Thronnachfolge einzusetzen.
Kronprinz Naruhito (rechts im Bild) mit Kaiser Akihito bei den Feierlichkeiten zum Geburtstag des Kaisers am 23. Dezember 2018
Kronprinz Naruhito, Nachfolger des Kaisers (Toshifumi KITAMURA / AFP)
Doch erstmal ist ja Naruhito dran, der älteste Sohn des Kaisers. Am 30. April hat er noch frei. Da erfolgt zunächst die offizielle Abdankung. Als Arbeitnehmer wäre man sicher enttäuscht, wenn man nach 30 Jahren so verabschiedet würde wie es bei Akihito der Fall sein wird:
"Die Zeremonie ist sehr kurz. Der Regierungschef bedankt sich, der Kaiser bedankt sich, und dann ist es auch schon vorbei."
Sagt Ex-Großhofmarschall Watanabe. Und ähnlich kurz ist auch die Übergabe an Naruhito einen Tag später. Maik Hendrik Sprotte von der FU Berlin:
"Ich gehe jetzt mal von dem alten Beispiel aus, das heißt 1989. Der Showa Tenno ist morgens um kurz nach halb sieben verstorben, um 10.00 Uhr Übergabe der Throninsignien. Das hat auch, ich denke eine Dreiviertelstunde gedauert, wenn überhaupt."
Die große Feier rund 2500 Gästen aus aller Welt findet dann im Oktober statt.
Das erste Mal der Öffentlichkeit präsentieren wird sich der neue Kaiser am 4. Mai. Ex-Großhofmarschall Watanabe ist sicher, dass Naruhito sein Amt genauso gut ausfüllen wird wie sein Vater:
"Der Kronprinz hat von klein auf die ganze Zeit seinem Vater zugesehen und auch gehört, was er sagt. Die Fähigkeiten, die man braucht dürften in ausreichender Weise von einem zum anderen übertragen worden sein."
Naruhito und Masako - Kaiserpaar mit Vorgeschichte
Naruhito hat - anders als sein Vater - sein Studium abgeschlossen. Unter anderem lernte er in Oxford. Er hat viel zur Wasserversorgung und zum Umweltschutz geforscht.
"Ich bin Kaiser und Kaiserin zutiefst dankbar dafür, dass ich von ihnen all das bekommen habe, dass ich direkt bei Ihnen in einer warmen Familie liebevoll großgezogen und mir Spaß an Musik und Sport beigebracht wurde und das Auslandsstudium, das schwer zu bekommen ist, erleben durfte. Das sind für mich heute große Schätze."
Ein weiterer großer Schatz des inzwischen 59-Jährigen: Seine Frau Masako. Beide haben sich erst spät kennen- und lieben gelernt. In der Öffentlichkeit wird Masako als die "traurige Prinzessin" bekannt. Tochter eines hochrangigen Beamten, wächst sie im Ausland auf, reist immer durch die Gegend, studiert, steigt schnell auf.
"Sie war ja Diplomatin und war weltläufig, hat übrigens auch in Deutschland, in Südwestdeutschland, in Blaubeuren, studiert, spricht also auch Fremdsprachen, also durchaus aufgeschlossen. Aber auf der anderen Seite, es ist ja bekannt, dass sie durch diese Einengung durch das Hofamt an Depressionen leidet."
Unter Druck gesetzt haben dürfte sie die Erwartung, einen Thronfolger zu gebären. Doch viele Jahre will es einfach nicht klappen. Sie erleidet sogar eine Fehlgeburt und dann kommt - wie meistens in der kaiserlichen Familie - ein Mädchen zur Welt.
Zwei Jahre nach der Geburt erkrankt Masako an Gürtelrose und verschwindet völlig aus der Öffentlichkeit. Von einer Anpassungsstörung ist die Rede. Kronprinz Naruhito stellt sich demonstrativ hinter sie und kritisiert den Umgang mit ihr:
"Masako hat sich in den vergangenen zehn Jahren sehr bemüht, sich der Umgebung des Kaiserhauses anzupassen. Aber meinem Beobachten nach ist sie völlig erschöpft davon. Es gab Versuche im Kaiserhaus, Masakos durch ihre Karriere geprägte Persönlichkeit zu verneinen."
Inzwischen wird Masako wieder häufiger in der Öffentlichkeit gesehen. Naruhito jedenfalls zeigt auch heute noch sehr offen, dass er zu ihr steht.
"Masako hat sich bisher sehr um meine Angelegenheiten und die von Aiko gekümmert. Ich möchte möglichst auch ihr eine Hilfe sein und sie weiter unterstützen."
Amtsübergabe am 1. Mai
Ob das reicht und sie dem öffentlichen Druck standhält? Die Japaner werden das wohl ganz genau beobachten.
"Prinzessin Masako wird sich in einer psychisch sehr schwierigen Situation befinden. Aber ich bin mir sicher, dass sich der Kronprinz, also der neue Kaiser, weiterhin sich sehr sorgfältig um sie kümmern wird."
"Prinzessin Masako wird bestimmt wieder auf die Beine kommen. Denn sie hat ja ein starkes Verantwortungsbewusstsein und früher im Außenministerium eine wichtige Rolle gespielt."
Bei der Amtsübergabe am 1. Mai spielt Masako auf jeden Fall schon mal keine Rolle. Bei der Zeremonie dürfen keine weiblichen Angehörigen der kaiserlichen Familie dabei sein. Wenn mit dem neuen Tenno auch die neue Zeitrechnung beginnt. Sie heißt dann "Reiwa", "schöne Harmonie".