Freitag, 29. März 2024

Archiv

Allensbach-Studie
Skepsis gegenüber Bachelor-Abschluss

Der Bachelor ist in den Augen vieler Studierender offenbar nur eine Art Vordiplom. Das ist ein Ergebnis der fünften Allensbach-Studie im Auftrag des Reemtsma Begabtenförderungswerks.

Von Claudia van Laak | 10.06.2014
    Eine Studentin der Schulpädagogik schreibt am 17.10.2012 während einer Vorlesung in einem vollen Hörsaal in der Universität in Tübingen (Baden-Württemberg) mit.
    Sechs von zehn Befragten wollen nach dem Bachelor noch einen Master machen. (picture alliance / dpa - Jan-Philipp Strobel)
    Planen Sie, nach dem Bachelor noch einen Master zu machen? Sechs von zehn Befragten antworten ja, ihnen reicht der erste Abschluss nicht aus. Die drei wichtigsten Gründe, um ein Masterstudium dranzuhängen: bessere Verdienst- und Karrieremöglichkeiten, größere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und eine Spezialisierung.
    Nur einer von vier befragten Studierenden ist der Ansicht, dass der Bachelor ausreichend auf das Berufsleben vorbereitet. Daniele Nati vom Reemtsma-Begabtenförderungswerk findet es bemerkenswert,
    "dass der Bachelor nicht wirklich das geworden ist, was man sich erhofft hat. Im Grunde, wenn man das böse formuliert, kann man sagen, dass er fast zu einer Art Vordiplom degradiert wurde. Die Einschätzung ist die, dass uns das überrascht hat, weil wir davon ausgingen, dass der Prozess weiter fortgeschritten ist."
    Mobiliät
    Auch beim Thema Mobilität geht die Entwicklung offensichtlich weniger schnell voran als erhofft. Die Hälfte der Studierenden plant überhaupt keinen Auslandsaufenthalt während des Studiums. Zu den Gründen Michael Sommer von Allensbach:
    "Der Bologna-Prozess hat eigentlich dazu geführt, dass die Studierenden mehr und mehr versuchen, ihr Studium relativ schnell zu beenden. Das führt dazu, dass viele Studierende einen Auslandsaufenthalt als unnötige Verlängerung ihres Studiums ansehen. Und es kommt dazu, dass viele Sorgen haben, dass ihre im Ausland erbrachten Studienleistungen hier in Deutschland nicht anerkannt werden."
    Viele Studierende wollen ihren Auslandsaufenthalt auf die Zeit nach dem Abschluss verschieben. Die Frage: "Haben Sie vor, nach dem Studium für länger Zeit oder sogar dauerhaft ins Ausland zu gehen?" beantwortet jeder vierte Befragte mit "Ja".
    "Das ist ein bemerkenswert hoher Anteil, gerade vor dem Hintergrund des demographischen Wandels benötigt Deutschland zukünftig qualifizierte Arbeitskräfte, kann also einen so starken Wegzug von Studierenden, von Qualifizierten nicht verkraften."
    Wohnsituation
    Drittes wichtiges Kernthema der Befragung: die Wohnsituation. Die Antworten überraschen nicht. Für Studierende wird es immer schwerer, eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Vorteile haben diejenigen, die in Ostdeutschland und/oder in kleineren Städten studieren. Nur 14 Prozent der Befragten sagen: Das Angebot an Studentenwohnheimplätzen reicht aus.
    Schlussfolgerung daraus, es gibt zu wenige Studenten-Wohnheimplätze, 72 Prozent aller Studierenden sagen aktuell tatsächlich, das Angebot reicht nicht aus in der eigenen Studienstadt. Auch hier spiegeln sich die unterschiedlichen Angebote in Ost und West wieder: In Westdeutschland erheblich mehr Studierende, die das mangelnde Angebot beklagen, in Berlin genau das Gleiche.
    Das Ergebnis dieser Allensbach-Untersuchung stützt die Forderung des Deutschen Studentenwerks – es setzt sich seit Längerem für ein gemeinsames Bund-Länder-Programm zum Wohnheimbau ein. Auch angesichts der aktuellen Studienanfänger-Prognose der Kultusministerkonferenz. Danach bleibt die Zahl der Erstsemester in den nächsten zehn Jahren auf konstant hohem Niveau.