Elyas: Direkt nach dem 11. September gab es viele Drohungen und Beschimpfungen, bis hin zu Handgreiflichkeiten auf offener Straße, auf Schulhöfen. Dies hat sich dann beruhigt, und dann gab es eine große Welle der Solidarität mit den Muslimen. Es gab eine differenzierte Haltung und Sicht der Politiker und der Medien, und die Muslime wurden dann in der dritten Phase so herausgefordert für den Dialog, für das Gespräch. Es gab ein großes Interesse an mehr Wissen über den Islam, die islamischen Bücher waren vergriffen, es gab Hunderte von Vorträgen und Podiumsdiskussionen. Der einzelne Muslim füllte sich dadurch herausgefordert, und das wurde sehr angenehm aufgenommen von den Muslimen.
Lange: Die große Mehrheit der Muslime in Deutschland sind friedliebende Menschen - darüber brauchen nicht weiter zu reden -, aber es gibt eben eine kleine Minderheit gewaltbereiter Islamisten, die sich wie alle anderen eben auch auf den Koran berufen. Wie wird das innerhalb der muslimischen Gemeinschaft diskutiert?
Elyas: Das wird sehr offen diskutiert, nicht zuletzt auch durch die Streichung des Religionsprivilegs im Vereinsrecht. Das wird offen diskutiert, und wir haben versucht, auch durch Podiumsdiskussionen, Kongresse das Gespräch bei den Gemeinden herauszulocken. Wir haben durch Pressemitteilungen die Gemeinden aufgefordert, ihre Bürgerpflicht in dem Sinne zu erfüllen, dass sie all das weitergeben, was sie für suspekt halten und für die Sicherheit der Gesellschaft dienlich ist. Es gab bei diesen Diskussionen auch Contra-Meinungen, aber das waren Ausnahmen, und sie füllten sich auch von der Basis und der Gemeinde nicht aufgenommen.
Lange: Erreichen Sie denn diejenigen, die es angeht?
Elyas: Man kann sie nicht direkt erkennen. Wir versuchen durch Streuung dieses Materials und dieser Informationen an jeden heranzukommen. Leider ist es so, dass diejenigen, die sich verdeckt halten, das Gespräch nicht suchen und den Dialog scheuen. Aber es wird sehr viel erreicht, wenn die breite Masse der Muslime durch das offene Gespräch davor geschützt wird, anfällig für solches Gedankengut zu sein.
Lange: Samuel Huntington, der Erfinder der These vom Zusammenprall der Kulturen, hat diese These gerade erst bekräftigt und sogar noch ausgebaut. Er sprach von den blutigen Grenzen des Islam und einer Ära der muslimischen Kriege, die gerade erst begonnen habe. Gibt es einen kriegerischen Islam, der da auf den Vormarsch ist?
Elyas: Das ist sehr übertrieben. Es gibt einzelne militante Muslime, Extremisten und Fanatiker in jedem Lager, wie der Bundespräsident auch betont hat. Aber eine Front des Islam gegen den Westen oder das Christentum gibt es nicht, und das sollten wir nicht heraufbeschwören. Wenn man den Islam und die Muslime verallgemeinernd, pauschal anfeindet und sich den Islam zum Feind macht, dann haben wir selbst diesen Zusammenprall der Kulturen verursacht. Das wird auch verursacht durch unbedachte Begriffe und Reden wie 'Kreuzzug' oder 'Achse des Bösen' usw. Es liegt nicht im Interesse des Westens und im Interesse Deutschlands, hier eine Front gegen den Islam aufzubauen, denn die meisten Muslime fühlen sich nicht als Teil einer Front gegen den Westen.
Lange: Vielen Dank für das Gespräch.
Lange: Die große Mehrheit der Muslime in Deutschland sind friedliebende Menschen - darüber brauchen nicht weiter zu reden -, aber es gibt eben eine kleine Minderheit gewaltbereiter Islamisten, die sich wie alle anderen eben auch auf den Koran berufen. Wie wird das innerhalb der muslimischen Gemeinschaft diskutiert?
Elyas: Das wird sehr offen diskutiert, nicht zuletzt auch durch die Streichung des Religionsprivilegs im Vereinsrecht. Das wird offen diskutiert, und wir haben versucht, auch durch Podiumsdiskussionen, Kongresse das Gespräch bei den Gemeinden herauszulocken. Wir haben durch Pressemitteilungen die Gemeinden aufgefordert, ihre Bürgerpflicht in dem Sinne zu erfüllen, dass sie all das weitergeben, was sie für suspekt halten und für die Sicherheit der Gesellschaft dienlich ist. Es gab bei diesen Diskussionen auch Contra-Meinungen, aber das waren Ausnahmen, und sie füllten sich auch von der Basis und der Gemeinde nicht aufgenommen.
Lange: Erreichen Sie denn diejenigen, die es angeht?
Elyas: Man kann sie nicht direkt erkennen. Wir versuchen durch Streuung dieses Materials und dieser Informationen an jeden heranzukommen. Leider ist es so, dass diejenigen, die sich verdeckt halten, das Gespräch nicht suchen und den Dialog scheuen. Aber es wird sehr viel erreicht, wenn die breite Masse der Muslime durch das offene Gespräch davor geschützt wird, anfällig für solches Gedankengut zu sein.
Lange: Samuel Huntington, der Erfinder der These vom Zusammenprall der Kulturen, hat diese These gerade erst bekräftigt und sogar noch ausgebaut. Er sprach von den blutigen Grenzen des Islam und einer Ära der muslimischen Kriege, die gerade erst begonnen habe. Gibt es einen kriegerischen Islam, der da auf den Vormarsch ist?
Elyas: Das ist sehr übertrieben. Es gibt einzelne militante Muslime, Extremisten und Fanatiker in jedem Lager, wie der Bundespräsident auch betont hat. Aber eine Front des Islam gegen den Westen oder das Christentum gibt es nicht, und das sollten wir nicht heraufbeschwören. Wenn man den Islam und die Muslime verallgemeinernd, pauschal anfeindet und sich den Islam zum Feind macht, dann haben wir selbst diesen Zusammenprall der Kulturen verursacht. Das wird auch verursacht durch unbedachte Begriffe und Reden wie 'Kreuzzug' oder 'Achse des Bösen' usw. Es liegt nicht im Interesse des Westens und im Interesse Deutschlands, hier eine Front gegen den Islam aufzubauen, denn die meisten Muslime fühlen sich nicht als Teil einer Front gegen den Westen.
Lange: Vielen Dank für das Gespräch.