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"Also ich fand das ganz angenehm mit der ZVS"

Die letzte Stunde der ZVS, der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen, hat geschlagen. Ab dem 1. Mai gibt es jene Behörde nicht mehr, die seit 1973 Generationen von Studienanfängern die Lebenswege vorzeichnete, indem sie entschied, wer in Mangelfächern einen Studienplatz bekam.

Von Udo Feist |
    Wer Mangel verwaltet, muss viele enttäuschen. Trauer über das Ende der ZVS sollte man also nicht erwarten. Doch weit gefehlt.

    "Schade, wirklich schade. Das war alles so gut organisiert, jetzt ist alles vorbei. Ich hab nur das Gute gehört."

    "Also mir hat das sehr geholfen, dass ich einfach meine ganzen Fächer angeben konnte und mich nicht bei jedem einzelnen kümmern musste und sie dann den besten Platz für mich dann rausgesucht haben."

    "Alles im Internet, alles online gemacht, und hat auch alles gut geklappt."

    Das sagen Architekturstudenten der FH Dortmund. Auch sonst machte die ZVS ihren Job sauber. Fast alle Klageverfahren gegen ihre Entscheide gewann sie. Die Tragweite ihrer Entscheidungen war den Mitarbeitern stets bewusst, betont ZVS-Sprecher Bernhard Scheer.

    "Hier ist eine Wegscheide, welche Wünsche kann man erfüllen, welche kann man nicht erfüllen. Und da es ja eine ganz entscheidende Weggabelung ist, ob ich einen Platz bekomme und wo ich ihn bekomme, ob ich lange auf einen Studienplatz warten muss, spielen sich natürlich auch immer viele menschliche Kontakte hier ab und auch kleine menschliche Dramen, Tragödien."

    Bevorzugt an Abgabestichtagen, wenn Leute mit quietschenden Reifen um die Ecke bogen, um ihre Unterlagen noch pünktlich in den Kasten zu werfen.

    "Wir haben sicherlich mal Leute gehabt, die zu spät gekommen sind und die dann den Bewerbungsschluss um fünf Minuten verpasst haben, und dass die dann emotional gestresst waren, das ist ganz klar."

    Doch Randale gab es nie, Verhandlungsspielraum über den Termin aber auch nicht. Striktes Einhalten transparenter, für alle gleicher Regeln war Maxime der ZVS-Arbeit. Gegründet wurde sie, als Ende der 60er-Jahre viele Studienplätze fehlten und die Hochschulen vorhandene nach unterschiedlichen Kriterien vergaben. Das darf nicht sein, urteilte das Bundesverfassungsgericht. Der Grundgesetz-Artikel über freie Berufswahl verbiete das. Wenn Plätze fehlen, sind die verfügbaren nach denselben Bedingungen zu verteilen. Dazu gehörten neben Abi-Schnitt und Wartezeit Härtefallregeln, die aber längst nicht jede Härte milderten.

    "München ist deshalb für mich nicht annehmbar, weil ich Besitzerin eines Rottweilers bin. Wie bekannt, zählt der Rottweiler in München zu den Kampfhunden. Würde ich nach München ziehen, würde das bedeuten, dass ich eine sehr hohe Hundesteuer zahlen müsste. Dieses kann ich mir jedoch nicht leisten."

    Einer von vielen Briefen an die ZVS. Oft ging es um die Liebe:

    "Nun wäre es für mich unheimlich wichtig, wenn Frau Soundso hierher käme, denn ich habe mich unsterblich in sie verliebt und sehe nur gute Chancen für mich, wenn sie in meine Nähe zieht."

    Und dann kommt der entscheidende Satz:

    "Dicke Bretter müssen lange gebohrt werden, wenn sie verstehen, was ich meine."/

    "Wir verstanden zwar, was er meinte, aber wir konnten ihm trotzdem nicht helfen."

    Jubel über ZVS-gestiftete Beziehungen und die Zuweisung des Wunsch-Studienortes gab es aber auch. Schicksal wird ebenfalls die Stiftung spielen. Standen bislang jedoch die Bewerber im Vordergrund, soll sie zusätzlich Servicestelle für Hochschulen sein. Die dürfen heute viele Studienplätze selbst vergeben, weshalb sich angehende Studenten oft mehrfach bewerben. Folge: Plätze bleiben unbesetzt oder werden verspätet vergeben. Dieses Chaos soll die Stiftung ordnen. Unter welchem Namen das geschieht, ist diesem Dortmunder FH-Dozenten für Wirtschaftsinformatik egal. Es müsse nur endlich passieren.

    "Also, eine zentrale Verteilung wär gut, dadurch würden wir uns viel Aufwand ersparen hier an der Hochschule, weil so immer Studierende sich mehrfach bewerben an verschiedenen Hochschulen, man erst sehr spät weiß, wo sie sich wirklich einschreiben, und man dadurch als Hochschule auch wenig Sicherheit hat, ob die Studienplätze besetzt werden oder nicht und von wem."

    Wegen politischer Querelen im Vorfeld kann die Stiftung dieses Verfahren erst zum Wintersemester 2011/12 anbieten. Und es ist unklar, wie viele Hochschulen es nutzen werden. Sie sind nicht dazu verpflichtet. Ob ein effektives, faires Abgleichverfahren so überhaupt möglich ist, das zudem Bestand vor einem neuerlichen Verfassungsgerichtsurteil hätte, steht in den Sternen. Auch die Finanzierung ist noch nicht geregelt. Da wünschen nicht nur Studenten die gute alte ZVS zurück - mit gestärkten statt verwässerten Kompetenzen.

    "Also ich fand das ganz angenehm mit der ZVS, weil das wirklich erleichtert wurde, das Anmelden, weil die das alles übernommen hat komplett, auch mit dem Einschreibverfahren, mit dem Numerus Clausus, da musste man sich überhaupt nicht drum kümmern."