Seine Botschaft rheinischer Lebensart eröffnete Friedel Drautzburg im Jahr 1997, nach dem Hauptstadtbeschluss des Deutschen Bundestags. Bis dahin hatte sich Drautzburg vehement gegen den Regierungsumzug und für die Hauptstadt Bonn eingesetzt, wo er seit 1970 die Kneipe "Schumann-Klause" betrieb. Hier trafen sich Politiker und Journalisten zum zwanglosen Austausch jenseits der Konventionen des Politikbetriebs. Diese Atmosphäre herrscht auch in der Berliner "Ständigen Vertretung", deren Name auf die Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der DDR anspielt, die in Zeiten der Teilung nicht Botschaft heißen sollte. Erst in diesem Sommer, nach 20 Jahren "StäV", hat Friedel Drautzburg sein legendäres Restaurant in die Hände neuer Besitzer übergeben.
Verewigt in Günter Grass-Roman
Den Politikbetrieb lernte Drautzburg in den Sechzigerjahren nach dem Jurastudium kennen, als er gemeinsam mit Günter Grass Wahlkampf für Willy Brandt machte. Der Schriftsteller Grass verewigte ihn in seinem Roman "Aus dem Tagebuch einer Schnecke" als unermüdlichen Charmeur im Dienst der guten Sache – nicht nur in der Politik-, sondern auch in der Damenwelt. Nach dem Wahlerfolg Brandts arbeitete der Jurist für einen SPD-Bundestagsabgeordneten, gab diesen Beruf aber schließlich auf, um sich als Wirt ganz seinen kommunikativen Fähigkeiten zu widmen.