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Amateursport
TV-"Supersamstag" im Amateurfußball

Eine Woche nach den Profis werden auch die Amateure ihre Pokalsieger austragen. Es geht um den Titel der Landespokalsieger, der auch gleichzeitig für die erste Runde des kommenden DFB-Pokals qualifiziert ist. Dieses Jahr bekommen die Mannschaften eine ganz besondere Bühne.

Von Jonas Reese |
    Fußball ist im Fernsehen allgegenwärtig
    Große Bühne für kleinen Sport: TV-Liveübertragung im Amateurfußball (imago Sportfoto)
    So etwas gab es noch nie: acht Stunden Amateur-Fußball live im bundesweiten, öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Von mittags an bis zur Tagesschau wird das Erste am kommenden Samstag 17 Landespokal-Endspiele übertragen. In drei Blöcken werden jeweils mehrere Partien gleichzeitig in einer Konferenzschaltung gezeigt: das badische Finale FC Astoria Walldorf gegen die Spielvereinigung Neckarelz genauso wie Hansa Rostock gegen Schönberg 95 aus Mecklenburg-Vorpommern.
    "Wir wissen natürlich auch, dass ein Amateurfußballspiel normalerweise nicht zweimal 45 Minuten Live-Übertragung trägt, aber dieses Format, was wir gefunden haben, nämlich drei gestaffelte Konferenz-Schaltungen hintereinander – also in drei Tranchen diese Endspiele zu machen, verspricht viele Tore und einen schönen Eindruck davon, was Fußball ausmacht. Nämlich Profi- und Amateurfußball", sagt DFB-Vizepräsident Rainer Koch über dieses Experiment, das die ARD zusammen mit den Landesverbänden entwickelt hat. Vier Verbände machen nicht mit bei diesem "Supersamstag". Grund: Kollision mit dem jeweiligen regulären Ligabetrieb.
    Nachhaltigkeit infrage gestellt
    Dem Amateur-Fußball eine Bühne geben, so lautet ein Aspekt dieses Konzepts. Ein anderer: die zahlreichen Ehrenamtlichen im Amateurbereich würdigen. Eine Argumentation, die Holger Bors, 1. Vorsitzender des Bremer Pokalfinalisten Blumenthaler SV, nicht so ganz nachvollziehen kann. Er freut sich zwar über die mediale Aufwertung seines Fünftligisten, aber: "Dass das für das Ehrenamt gemacht wird, da warte ich erstmal ab. Ob dann auch jemand ein Interview in der Halbzeit anfragt vom 1. Vorsitzenden oder dem Sportdirektor. Wenn das so abläuft wie ich glaube, dass die das filmen, übertragen und dann alles wieder einpacken - dann hat das mit dem Ehrenamt überhaupt nichts zu tun."
    Kritik an dem Vorhaben kommt auch aus anderer Richtung. Es gäbe schon genug Fußball im deutschen Fernsehen, ist ein regelmäßiger Vorwurf. Andere Sportarten werden medial bereits erdrückt, meint zum Beispiel Frank Bohmann, Geschäftsführer der deutschen Handball-Liga: "Ganz nachvollziehen kann ich die Entscheidung nicht, dass das auf einer öffentlich-rechtlichen bundesweiten Plattform stattfindet. Da haben wir mit anderen Sportarten und mit anderem Spitzensport bessere Möglichkeiten", sagte er im Interview mit dem Deutschlandfunk.
    "Die gerechtere Lösung wäre, einfach olympischen Sport zu zeigen und die Spitzenleistung hier auf eine mediale Plattform zu heben – und nicht den Amateur-Fußball, dafür haben wir genug Spitzenfußball im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, dass wir das nicht auch noch brauchen." Während das Erste den Finaltag der Amateure überträgt, läuft zeitgleich beispielsweise die Endrunde in der europäischen Handball-Champions-League. Die ist aber nur im Bezahlfernsehen zu sehen. Und Deutschland ist immerhin Handball-Europameister. Das sei schon etwas schräg und vor allem schwierig im Hinblick auf Medaillenambitionen bei Olympischen Spielen, meint Frank Bohmann.
    Fußball immer Nummer eins
    Auch die Entscheidung in der 3. Liga vor einer Woche wurde im Ersten in einer Live-Konferenz übertragen. Sieben Spiele in knapp drei Stunden. Die Quoten waren mit 8 Prozent Marktanteil eher enttäuschend. Dennoch: Die Idee des großen Finaltages der Amateure ist interessant, meint der Sportwissenschaftler Henk Erik Meier von der Uni Münster. Er kann die Kritik von anderen Sportarten nur zum Teil verstehen: "Wir haben ja Erfahrung mit solchen Experimenten. Man muss sagen, dass Handball nicht so eine ganze Sendestrecke wie zum Beispiel die Sportschau tragen würde", erklärt er. Denn: "Diese Sportarten leben davon, dass sie am besten eingebettet sind in vielfältige Sportgesamt-Angebote. Und da muss man ARD und ZDF den Vorwurf machen, dass sie auch in ihren Magazin-Sendungen, wo sie früher einen größeren Mix an Sportangeboten gezeigt haben, jetzt zunehmende Konzentration auf den Fußball praktizieren."
    Auch der Fachmann für Sportmedien sieht zwar eine starke Dominanz des Fußballs im deutschen Fernsehen. Er nimmt aber die öffentlich-rechtlichen durchaus in Schutz. Das Angebot richte sich nach der Nachfrage, meint Meier: "Es gibt deutliche Quotenzuwächse, wenn Fußball übertragen wird. Und insbesondere die Fußball-Großereignisse. Das Angebotsverhalten ist ganz klar quotengetrieben. Man muss eben auch fair sein, die ARD und ZDF können es sich nicht leisten, Randangebote zu zeigen, die dann keiner nachfragt, dann gibt es Brüche im Programm, Quoteneinbrüche und die Frage: Wofür gebt Ihr eigentlich Euer Geld aus? Also der Quotendruck ist schon sehr hoch da."
    Ob der Supersamstag auch nächstes Jahr stattfinden wird, ist noch nicht klar. Zwar gäbe es keine Quotenvorgabe, meint der federführende Westdeutsche Rundfunk. Mit einer Entscheidung wolle man aber dennoch bis nach der Premiere kommende Woche warten.