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American Football
Glanz und Elend der NFL

In der amerikanischen Football-Liga NFL beginnen an diesem Wochenende die Play-Offs - die besten zwölf Teams kämpfen um den Einzug in das Superbowl-Finale. Trotz der Diskussion um Gehirnschäden bei Profis und trotz sinkender Spielerzahlen bei Jugendlichen wächst die lukrativste Profi-Liga der Welt immer noch kräftig weiter.

Von Martin Ganslmeier | 09.01.2016
    Eine Spielszene vom Super Bowl 2014, dem Finale im American Football
    Eine Spielszene vom Super Bowl 2014, dem Finale im American Football (picture-alliance / dpa / Tannen Maury)
    Was an diesem Wochenende in den USA beginnt, ist für die amerikanischen Sport-Fans so spannend wie für den Rest der Welt die Endrunde einer Fußball-WM. Von den 32 Profi-Teams sind nur noch die besten zwölf dabei. Und von jetzt an gibt es nur noch Sieg oder K.O. "Jetzt kommt es immer auf das nächste Spiel an", sagt Tom Brady, der Star-Quarterback der Vorjahres-Sieger New England Patriots: "Und die letzten 16 Wochen spielen keine Rolle mehr", will Brady die vier Vorrunden-Niederlagen der Patriots am liebsten vergessen.
    Als Sieger ihrer Division greifen Brady und die Patriots erst nächstes Wochenende ins Geschehen ein. Bis dahin will auch Sebastian Vollmer seine Verletzung auskuriert haben. Vollmer ist der einzige deutsche NFL-Profi, der in den Playoffs noch dabei ist. Neben den New England Patriots sind drei weitere Divisions-Sieger bereits für das Viertelfinale qualifiziert: die Denver Broncos, die Arizona Cardinals und das beste Vorrunden-Team: die Carolina Panthers. Sie gewannen 15 ihrer 16 bisherigen Spiele. Diese vier Teams gelten auch als Favoriten für den Einzug in den 50. Superbowl am 7. Februar in kalifornischen Santa Clara. Das goldene Superbowl-Jubiläum soll alle bisherigen Rekorde schlagen.
    Die Milliarden sprudeln
    Wie schon vor drei Jahren wird Beyoncé in der Halbzeit-Show singen. Außerdem Coldplay und Bruno Mars. Über 100 Millionen Amerikaner werden am Fernseher zuschauen. Die Werbespots sind die teuersten der Welt: für 30 Sekunden kassiert der Sender CBS 5 Millionen Dollar, nochmal elf Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Einnahmen in Höhe von zehn Milliarden Dollar machen die NFL mit Abstand zur lukrativsten Sportliga der Welt. Außerdem ist kaum eine Liga sportlich so ausgeglichen. In den vergangenen zehn Jahren gab es neun verschiedene Sieger. Auch deshalb, weil sich die schlechtesten Teams des Vorjahrs immer als erste die besten Nachwuchsspieler aussuchen dürfen.
    Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt in der NFL. Drei Profi-Teams wollen demnächst ihre Stadt verlassen, weil ein neues Stadion und mehr Geld in Los Angeles locken. In Europa undenkbar, und auch in den USA schimpfen die Fans: "Wenn ihr umzieht, dann hat mich die Football-League für immer verloren", beklagt sich dieser Fan der St. Louis-Rams. Doch nicht die Fans entscheiden, welches Team in welcher Stadt spielt, sondern die 32 NFL-Bosse in der kommenden Woche. Geld und knallharte Konzerninteressen regieren den American Football, keine gewachsenen Vereinsstrukturen.
    Die Kinder bleiben fern
    Und noch etwas bedroht die Zukunft des American Football. Immer weniger Kinder und Jugendliche spielen selbst Football, weil die Eltern das Risiko der vielen Gehirnerschütterungen scheuen. Denn zu viele Football-Spieler erkranken schon mit 50 an Demenz oder Alzheimer.
    Doch all dies wird in den nächsten Wochen verdrängt. Schon an diesem Wochenende wird mit einem neuen Rekord gerechnet. Vorjahres-Finalist Seattle Seahawks muss bei den Minnesota Vikings antreten. Und das in Minneapolis bei minus 18 Grad Celsius, mit Windchill werden es gefühlte minus 30 Grad. Es wäre das kälteste Spiel in der Geschichte des American Football.