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Amerikas Traum von einem Raumschiff

Raumfahrt.- In etwa zwei Jahren soll ein Nachfolger des Spaceshuttles ins All starten - eine Mannschaftskapsel mit dem Namen Orion. Drei weitere Jahre später ist der Start einer neuen US-Riesenrakete geplant. Auf der International Space Development Conference präsentierte die NASA nun Zwischenziele des Baus ihrer neuen Weltraumhardware.

Von Guido Meyer |
    Wenn die bemannte Raumfahrt seit ihren Kindertagen in den 60er-Jahren – neben all ihren Erfolgen – mit etwas verbunden ist, dann Verschiebungen, Streichungen und Kostenexplosionen. Die US-Raumfahrtbehörde NASA will nun einmal zeigen, dass es auch anders geht.

    "Wir liegen genau im Zeitplan für den Jungfernflug unserer neuen Rakete 2017. Vor wenigen Tagen haben wir die erste größere Entwicklungsprüfung vorgenommen und dabei festgestellt, dass wir unseren selbst gesteckten Terminen sogar einige Monate voraus sind."

    Nach heutigem Zeitplan also – fünf Jahre vor dem Erstflug: Genugtuung bei Todd May, dem Programm-Manager für das Space Launch System (SLS). So nennt die NASA ihre neue Riesenrakete - die größte, die die Welt je gesehen haben wird. Sie ist schubstärker als es die Space Shuttles waren, schubstärker gar als die Saturn-V-Mondrakete der 60er- und 70er- Jahre. Und doch baut sie auf dem Erbe der Raumfährenjahre auf.

    "Aus dem Shuttle-Programm werden wir die Triebwerke der Fähren übernehmen sowie die seitlich angebrachten Feststoffraketen. Sie werden jedoch verlängert. Und aus dem großen braunen Treibstofftank wird die Hauptstufe der neuen Rakete werden. Er wird künftig ebenfalls länger sein und als eigene Raketenstufe mit Triebwerken fungieren. Damit kann das SLS mehr Nutzlasten ins All tragen als es die Raumfähren konnten."

    Würde das SLS nicht einen anderen – nämlich einen schwarz-weißen – Anstrich bekommen, sähe es aus wie die bisherige Space-Shuttle-Konfiguration, nur länger: ein um fünf Raketentriebwerke ergänzter Tank in der Mitte, zwei Zusatzraketen an den Seiten. Was fehlt, ist die bislang seitlich am Tank hängende Raumfähre. Stattdessen soll eine Mannschaftskapsel oben auf der Rakete platziert werden, damit das eigentliche Raumschiff nicht wieder von Trümmerteilen getroffen werden kann, wie 2003 beim Unglück der Raumfähre Columbia geschehen.

    "Den Jungfernflug der Orion-Mannschaftskapsel werden wir 2014 mit einer Delta-Rakete durchführen. Bis dahin ist das SLS nämlich noch nicht fertig. Eine kleinere Rakete genügt jedoch, um die Kapsel unbemannt die Erde umrunden zu lassen, einen Wiedereintritt in die Atmosphäre durchzuführen und dabei den Hitzeschild zu beobachten."

    Garry Lyles, der Chef-Ingenieur für das Space-Launch-System, ebenfalls vom Marshall Raumflugzentrum der NASA in Huntsville, Alabama. 2017 dann wird die Orion-Kapsel erstmals auf die neue Riesenrakete gepackt und – wiederum unbemannt – Richtung Mond geschickt.

    "Wir müssen weiter raus ins All, um eine höhere Rückkehrgeschwindigkeit zu erreichen. Auf späteren Explorationsmissionen zu einem Asteroiden oder zum Mars wird das Orion-Raumschiff mit rund elf Kilometern pro Sekunde zurückkehren, mit diesem Tempo in die Erdatmosphäre eindringen und dabei entsprechend aufgeheizt werden. Wenn wir Orion einmal um den Mond herumschicken, kommen wir auf ungefähr diese Geschwindigkeit."

    Nach diesem Testflug des Space-Launch-Systems soll die Leistung des SLS noch einmal erhöht werden: So will die NASA die Oberstufe zwischen Tank und Orion-Raumschiff durch eine doppelt so starke ersetzen. Und auch die ohnehin schon verlängerten seitlichen Zusatzraketen sollen verbessert werden, durch den Einsatz leichterer Kompositmaterialien statt Stahl, wie er derzeit verwendet wird. Eventuell soll der feste Treibstoff auch durch flüssigen in Form von Kerosin ersetzt werden, was zwar teurer wäre, aber wiederum mehr Leistung brächte – alles, um möglichst weit raus zu kommen ins Sonnensystem.