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Amerikas Wälder  
Zwischen Vernichtung und Verklärung

Der Great-Smoky-Mountains-Nationalpark ist der meistbesuchte Nationalpark der USA. Viele Tagestouristen genießen die Natur jedoch nur vom Auto aus. Ein Beispiel für das zwiespältige Verhältnis der Amerikaner zu ihren Wäldern: Sie lieben sie und bedrohen sie gleichzeitig.

Von Julia Kastein | 24.11.2019
Der Foothills Parkway‚eine Straße zwischen Walland und Wears Valley mit Blick auf den Great Smoky Mountains National Park in Tennessee, USA
Die Geschichte der Vereinigten Staaten ist eine Geschichte der Wälder Nordamerikas, meint der Historiker Erik Rutkow (picture alliance / NurPhoto / Patrick Gorski)
Stau in beiden Richtungen auf der Cherokee Orchard Road bei Gatlinburg, am nördlichen Rand der Great Smoky Mountains. Ein gutes Dutzend Autos steht mit laufenden Motoren am Straßenrand. Eine Frau mit blondem Pferdeschwanz ist mit ihrem roten SUV als erstes auf die Bremse getreten. Jetzt steht sie, die digitale Spiegelreflex im Anschlag, am Straßenrand und starrt gebannt die steile Böschung hinunter. Denn keine 10 Meter weiter unten, auf einem Baumstamm über dem felsigen Bachbett, turnen zwei junge Schwarzbären, während die Bärenmutter am Ufer Wache schiebt.
Ein bekanntes Phänomen: der Bären-Stau
Bear Jam heißt dieses Phänomen - in Anspielung auf das englische Wort für Stau, Traffic Jam. Und Bear Jam ist in diesem Nationalpark zwischen Tennessee und North Carolina so alltäglich wie der Feierabendstau in jeder größeren Stadt. 1.600 Schwarzbären, so die offizielle Schätzung der Parkverwaltung, leben in den dichten Mischwäldern der Smokys. Und so haben die meisten der gut 11 Millionen Besucher im Jahr eine gute Chance, wenigstens einen davon zu Gesicht zu bekommen – und müssen dafür noch nicht mal das Auto verlassen. Selbst wenn wenig los ist gleicht der Sound der Great Smoky Mountains einer gutbefahrenen Landstraße.
Ein junger Schwarzbär mit seiner Mutter im Shenandoah National Park in der Nähe von Luray, Virgina
Vor allem junge Bären sind in den US-Nationalparks die ultimative Touristenattraktion. Ein Stau wird dafür gerne in Kauf genommen. (AFP / Karen Bleier)
"Wir versuchen die Leute vorzubereiten, bevor sie im Stau stehen und nicht mehr umdrehen können. Manchen macht es auch gar nichts aus zwei Stunden im Stau zu stehen, um eine besondere Aussicht zu genießen oder sich einen Wasserfall anzuschauen. Wir wollen nur, dass sie gut vorbereitet sind und genügend Benzin und Wasser dabei haben."
Dana Soehn ist die Sprecherin der Parkverwaltung. Die Frau mit den welligen dunklen Haaren in der moosgrünen Park-Uniform kann die Vorzüge des Parks aus dem Kopf runterrattern: 815 Kilometer Wanderwege, neun vollausgestattete Campingplätze mit Übernachtungsmöglichkeiten für 6000 Gäste, nochmal über hundert Zeltplätze in den unzugänglicheren Teilen des Parks, vier Besucherzentren mit Shop und Infomaterial – und 384 Kilometer Straßen.
"Wir haben zuletzt 2008 eine Umfrage gemacht. Und da haben uns 80 Prozent der Leute gesagt, dass sie aus dem Auto ausgestiegen sind und eine Wanderung gemacht haben. Aber das kann nur ein ganz kurzer Spaziergang gewesen sein oder vielleicht eine halbe Stunde zu einer besonders ikonischen Aussicht. Aber nur fünf Prozent machen richtige lange Wanderungen. Und nur drei Prozent übernachten auch mal draußen in der Wildnis."
Die Natur wird vom Auto aus genossen
Am Clingman's Dome, mit 2.000 Metern der höchste Punkt im Park, ist an diesem Herbstmorgen schon ordentlich Betrieb. Dutzende Touristen haben den letzten steilen Kilometer vom Parkplatz über eine asphaltierten Weg hier hoch geschafft, machen Selfies und versuchen etwas von der eigentlich spektakulären Aussicht zu erkennen. Doch die Great Smokys - von den Cherokee so getauft, weil es so häufig dunstig oder neblig ist - machen ihrem Namen alle Ehre. Dina Pitzinger, in Sweatshirt und Sandalen, hat einen der wenigen Sitzplätze ergattert und ist begeistert.
"Ich muss erstmal verschnaufen. Aber es ist wunderschön. Man kann so viel sehen. Der Nebel, die Wolken."
13 Stunden mit dem Auto ist Dina mit ihrer Familie aus Texas bis in die Smokys gefahren.
"Ich wollte unbedingt mal hierher. Es gibt so viele Geschichten über die Smokys. Außerdem ist meine Familie zum Teil Cherokee, wir stammen aus dieser Gegend. Und deshalb ist toll zu sehen, wo wir herkommen."
Panoramablick vom Great Smoky Mountains Trail Hike in Tennessee, USA 
Panoramablick vom Great Smoky Mountains Trail Hike in Tennessee, USA (picture alliance / NurPhoto / Patrick Gorski)
Der kurze Spaziergang zum Aussichtspunkt ist der einzige Fußmarsch, den Dina sich für die Smokys vorgenommen hat. Ansonsten genießt sie die Natur vom Auto aus. Tiere hat sie trotzdem gesehen, erzählt sie. Einen Bären, einen Truthahn, ein paar Rehe.
Holz für das Britische Empire
Die Geschichte der Vereinigten Staaten ist eine Geschichte der Wälder Nordamerikas, schreibt der Historiker Erik Rutkow in seinem Buch "American Canopy". Seine These: Ohne den Reichtum an Wald hätte die britische Krone vielleicht keine Kolonie etabliert.
Kronzeuge für diese Theorie ist der englische Gelehrte Richard Hakluyt, erzählt Rutkow per Skype-Interview von seinem Büro an der University of Central Florida. Hackluyt war Theologe – aber auch Botaniker und Geograph. Die Ostküste Nordamerikas bekam er nie selbst zu Gesicht. Er kannte sie nur aus den Berichten von Zeitzeugen. Trotzdem beschrieb Hakluyt schon in seinen ersten Büchern detailreich die Baumsorten Nordamerikas, die Qualität der Hölzer – und wie wichtig dieser Rohstoff für England werden könnte. Die britischen Inseln waren zu diesem Zeitpunkt schon weitgehend abgeholzt. Die Stämme für die Masten ihrer Kriegsschiffe musste London für viel Geld aus dem Baltikum importieren.
"Schon 1584 hat Hackluyt ganz explizit gesagt: Selbst wenn es sich für keinen anderen Rohrstoff lohnen würde: Allein das Holz wäre es wert. Und so wird er der Gründer der Firma, die die Kolonialisierung Nordamerikas für die Briten initiiert."
1607 gründen die ersten britischen Siedler Jamestown im heutigen Virigina, eine paar Jahre später dann Kolonien im heutigen Massachusetts. Und sie finden: Urwald, ein undurchdringbares, bedrohliches Dickicht mit riesigen Bäumen, darunter Arten, die die Männer in der alten Heimat nie gesehen haben. Und Hakluyt soll recht behalten: Das Holz ist begehrt. Vor allem eine Spezies ragt heraus, wird gefällt und nach Europa gebracht: die White Pine, die größte Nadelbaum-Art Nordamerikas.
Stapel von Baumstämmen der Weymouth-Kiefer (engl. White Pine) in Laurentians, Quebec, Kanada 
Stämme der Weymouth-Kiefer (engl. White-Pine) in Kanada. (imago stock&people / imagebroker)
"Diese Kiefer aus Neuengland hat dann schon bald andere Kiefernarten vom Markt gedrängt. Weil die meisten Schiffsbauer sich damals einig waren, dass es weltweit die besten Bäume für Schiffsmasten waren. Und so entwickelte sich ein schwunghafter Handel mit Masten aus White Pine aus Neuengland für die britische Kriegsmarine."
Holz ist aber nicht nur ein Grund für die Kolonialisierung. Sondern später auch ein Grund für den Kampf um Unabhängigkeit, argumentiert Rutkow. Und wieder geht es um Masten. Um sich den Nachschub zu sichern, erhebt die Krone Anspruch auf alle Kiefern in der Kolonie, deren Stamm über 24 Inches, also gut 60 Zentimeter dick ist.
"Heutzutage wäre das ein ziemlich umfangreicher Baum. Aber damals gab es noch recht viele davon. Und für die Amerikaner hieß das, dass ihnen ihr Land nicht komplett gehörte. Das hat für ganz schön viel Empörung und Ärger gesorgt, in den Waldgebieten von Neuengland. Und als dann der Unabhängigkeitskrieg losging, da wurde fast als erstes die Häfen in Maine dicht gemacht, damit keine Masten mehr exportiert werden konnten. Und das war ein großes Problem für die britische Marine, weil sie vollständig von diesen Masten abhängig waren."
Bäume als Symbol für Revolution, Freiheit und Industrialisierung
Symbol für den Kampf um die Unabhängigkeit wird auch ein Baum: eine Ulme, in Boston. Dort knüpft eine aufgebrachte Menge 1765 eine Strohpuppe auf, aus Protest gegen britische Steuern. Die Ulme wird Liberty Tree getauft, Freiheitsbaum. Bald gibt es im ganzen Land solche Freiheits-bäume. Im Unabhängigkeitskrieg ist die Ulme eines der Opfer: Loyalisten fällen sie und verfeuern ihr Holz. Und Gründungsvater Thomas Paine schreibt ein Lied für sie:
Amerikas Bäume sind nicht nur ein Zündstoff für die Revolution. Sondern vor allem auch der Rohstoff für die Erschließung, die Industrialisierung und die Blüte der jungen Nation. Die Eisenbahn ist ein gutes Beispiel, sagt Historiker Rutkow: Die Bohlen sind aus Holz. Genau wie Schienen, die Brücken, die Wagen. Auch beheizt werden die Lokomotiven mit Holz. Eisenbahnfahren ist in diesen Pionier-Zeiten vor allem eins: gefährlich.
"Es ist für uns heute kaum vorstellbar wie gefährlich Zugfahrten damals war. Es flogen ständig Funken. Die entfachten dann verheerende Brände – vor allem in den Gegenden, wo die Bäume schon alle abgeholzt worden waren, aber die Reste noch rumlagen, das ganze Unterholz. Und die Städte waren ja auch aus Holz gebaut. Deshalb waren diese Feuer, wie der große Brand in Chicago und andere im 19. Jahrhundert so verheerend, weil fast alles aus Holz war."
Amerikanische Kolonisten versammeln sich im Jahr 1774 am Liberty Tree in Boston - historische Darstellung aus dem Jahr 1861 aus Cassell's Illustrated History Of England
Historische Darstellung der Szene am Liberty Tree in Boston im Jahr 1774 am Liberty Tree in Boston. (picture alliance / Design Pics)
Der Kahlschlag im 19. Jahrhundert war enorm
Der Holzbedarf war enorm – und der Kahlschlag auch: ab 1850 wurden in den USA jeden Tag durchschnittlich 34 Quadratkilometer Wald gefällt. Jeden Tag, fünfzig Jahre lang. Ein Grund, warum heute nur noch ein Drittel der USA mit Wald bedeckt sind.
Die Abholzung ganzer Landstriche macht einigen vorausschauenden Botanikern schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts Kopfzerbrechen. Sie prägen sogar ein Wort dafür "Timber Famine", übersetzt so viel wie Holz-Hungersnot. Und in Concorde, Massachusetts macht sich 1845 ein Mann auf den Weg in die Wildnis: Henry David Thoreau. Der exzentrische Essayist will allein im Wald zurück zu sich selbst und zur Natur finden.
"Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näherzutreten, zu sehen, ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hatte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müsste, dass ich nicht gelebt hatte. Ich wollte einen breiten Schwaden dicht am Boden mähen, das Leben in die Enge treiben und auf seine einfachste Formel reduzieren; und wenn es sich gemein erweise, dann wollte ich seiner ganzen unverfälschten Niedrigkeit auf den Grund kommen und sie der Welt verkünden."
Thoreau und die frühen Umweltschützer
Thoreaus Suche nach Abgeschiedenheit in unberührter Natur ist schon damals nicht ganz einfach: Um seine Heimatstadt Concorde herum gibt es zwar viele Felder, aber fast keinen Wald mehr. Er findet einen kleinen Forst mit relativ jungen Bäumen in der Nähe eines Teiches. Walden Pond. Bis nach Concorde läuft man eine halbe Stunde. Die Zivilisation ist ständig präsent: Jeden Tag fährt die Eisenbahn nach Boston vorbei.
Walden Pond State Reservation in Concord, Massachusetts, USA
Walden Pond im State Reservation in Concord, Massachusetts ist bis heute ein Pilgerort für Thoreau-Begeisterte und Naturfreunde. (imago stock&people / Peter Dennen)
Thoreaus Walden ist bis heute Pflichtlektüre für Aussteiger wie Naturschützer. Er ist vielleicht der bekannteste, aber nicht der einzige Vertreter einer ganzen Garde von frühen Umweltschützern – im weitesten Sinne - in den jungen Vereinigten Staaten. Sein Mentor Ralph Waldo Emerson, dem der Wald um Walden Pond gehörte, gehört dazu. Und John Muir, der Gründer der ersten Naturschutzorganisation Sierra Club und Initiator des Yosemite National Park, des ersten Nationalparks der USA. Für die Mehrheit der Amerikaner aber ist der Wald damals vor allem: Bau- und Treibstoff.
Zum Erholungsort, Tourismusziel für die breiten Massen wird der Wald erst sehr viel später: 1934, mit der Gründung des ersten Nationalparks an der Ostküste: Der Great Smoky Mountains National Park in den Appalachen. Bis heute der meistbesuchte Nationalpark in den USA – weil er von allen Ballungszentren zwischen Chicago und Atlanta per Auto binnen eines Tages zu erreichen ist.
Auch Michael und Diane haben heute den Gipfel der Smokys erklommen. Die beiden Rentner, sie in Pink, er mit Wanderstöcken und Fernglas bewaffnet, haben schon viele Nationalparks besucht. Aber die Smokys seien besonders schön – auch mit Wolken und Nebel.
Michael macht es auch gar nichts aus, dass er den Wald mit so vielen Leuten teilen muss.
"Amerika bewahrt diese Parks auf für künftige Generationen. Und deshalb bin ich froh, dass sie auch genutzt werden. Sonst gäbe es sie bald nicht mehr."
Durchschnittlich 32.000 Menschen besuchen die Great Smokys jeden Tag – und jährlich werden es mehr. Kristine Johnson findest das problematisch. Auch wenn die hagere, zurückhaltende Frau das nie so deutlich sagen würde.
"Wegen der schieren Zahl an Leuten gibt es auch immer mehr darunter, die einfach tun und lassen was sie wollen."
Das einmalige Öko-System der Smoky-Mountains
Als Chef-Ökologin soll Kristine den Wald mit seinen über 2000 verschiedenen Pflanzenarten möglichst gesund halten. Ein Fünftel der Fläche, rund 400 Quadratkilometer, sind noch unberührter Primärwald. In den Smokys wachsen über 100 Baumarten – mehr als in ganz Nordeuropa. Beim Spaziergang erklärt Kristine, wie es zu dieser enormen Biodiversität kommt: Eine sehr lange Wachstumssaison. Und große Höhenunterschiede.
"In den Höhenlagen ist es wie in Kanada. Da wachsen Fraser-Tannen. Und dann die Walnüsse hier drüben, die sieht man nur an Bächen und nicht in den höheren trockeneren Lagen. Und hier unten gibt es auch nicht viele Kiefern. Weil es zu trocken ist. Aber die gedeihen oben, auf den Bergkämen."
Kristine arbeitet seit 1990 in den Great Smokys. Einiges hat sich in dieser Zeit tatsächlich verbessert, meint sie. Die Luftqualität beispielsweise.
"In den 90er-Jahren hatten wir immer viele Tage, an denen die Ozonbelastung so hoch war, dass wir die Leute davor warnen mussten, sich in den höheren Lagen nicht zu überanstrengen. Wir hatten einfach so viel Schmutz von den Industrieanlagen in der Umgebung."
Im benachbarten Tennessee Valley wurde damals noch Kohle im großen Stil abgebaut und verstromt. Inzwischen ist die Luft deutlich besser. Wegen strengerer Auflagen, weil die Kraftwerke auf Gas umgestellt wurden, aber auch wegen des wirtschaftlichen Niedergangs der Region westlich des Parks. Ein Problem für den Staat Tennessee, der zu den zehn ärmsten der USA gehört. Aber gut für die Great Smokys, sagt Kristine:
"Für unsere Besucher ist das ein Riesenvorteil, weil sie jetzt wieder richtig gute Fernsicht haben und nicht Angst haben müssen, dass sie Halsweh kriegen, wenn sie wandern gehen. Also es hilft den Besuchern – aber es hilft natürlich auch dem Park."
Kristine sorgt sich, weil die Umweltauflagen von der Trump-Regierung zuletzt wieder gelockert wurden. Und wegen des Klimawandels. Die heißeren trockenen Sommer würden zuerst die besonderen Nadelbäume in den Hochlagen schaden. Außerdem steigt die Waldbrandgefahr. 2016, nach einer extremen Dürre, vernichtete ein solches Feuer 68 Quadratkilometer Wald, zerstörte über 2000 Häuser in der Kleinstadt Gatlinburg und kostete 14 Menschen das Leben. Furchtbar sei das gewesen, sagt Kristine. Doch erstmal hat sie anderen Kummer.
Luftaufnahme der verheerenden Waldbrände in den Great Smoky Mountains in der Nähe von Gatlinburg, Tennessee
Waldbrände in den Great Smoky Mountains in der Nähe von Gatlinburg, Tennessee (AP Photo / Wade Payne)
Neue Gefahren für die Bäume
Am Zweig einer Hemlock- oder Schierlingstanne kleben weiße Rückstände zwischen den zarten Nadeln. Die Spuren des "Hemlock wooly adelgid", einer Blattlaus-Unterart aus Asien, die seit 20 Jahren in den Great Smokys wütet. Die Schierlingstanne machte hier früher fast ein Fünftel des Baumbestands aus. Jetzt sind nur noch ein paar hundert Exemplare übrig. Ähnlich ging es Mitte des 19. Jahrhunderts schon mit der amerikanischen Kastanie, einst die häufigste Baumart an der gesamten Ostküste. Heute so gut wie ausgerottet.
"Es war herzzerreißend, das mitanzusehen und zu wissen, dass man es hätte verhindern können. Denn der Erreger wurde durch den Handel mit Zierpflanzen verbreitet und weil die Hemlocktanne keine große Rolle spielt für die Holzindustrie war es gar nicht auf dem Radar der Leute, die auf so was achten."
Kristine, die Tochter eines Försters, hat fast ihr gesamtes Leben im Wald verbracht. Sie wuchs in den Regenwäldern im pazifischen Nordwesten auf. Sie liebt den Wald.
"Ich habe in meinem Leben eine ganz ordentliche Dosis Bäume und Wald abbekommen. Und deshalb fühle ich mich immer in den Wäldern am Wohlsten, egal wo auf der Welt ich gerade bin. Es gibt immer etwas zu lernen und zu entdecken. Hier bin ich zuhause. Und hier komme ich zur Ruhe."
Kristine hält nochmal inne und lässt den Blick durch den Wald schweifen.
"Einen Ort zu erhalten, der so einmalig ist auf der Welt, daran mitzuarbeiten, das ist einfach eine Ehre. Und es ist so spannend zu sehen, wie sich der Wald entwickelt."