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Amnesty-Bericht
Systematische Ausbeutung auf Katars WM-Baustellen

Amnesty International wirft dem Fußball-Weltverband Fifa in einem neuen Bericht vor, Menschenrechtsverstöße in Katar nicht zu verhindern. Auf den Baustellen für die Weltmeisterschaft 2022 werden Menschenrechte demnach noch immer systematisch verletzt. Die FIFA räumte Probleme ein, steht aber weiter hinter den katarischen WM-Organisatoren.

31.03.2016
    Die Baustelle des "Khalifa International Stadium" in Doha, Katar.
    Die Baustelle des "Khalifa International Stadium" in Doha, Katar. (picture alliance / dpa - Andreas Gebert)
    In einer Mitteilung der FIFA heißt es, man sei sich der Risiken bewusst, denen die Arbeiter ausgesetzt seien. Der Fußball-Weltverband kündigte an, die katarischen Behörden weiter zu angemessenen Arbeitsbedingungen zu drängen.
    Offenbar vertraut die FIFA letztlich auch darauf, dass die internationale Strahlkraft des Turniers an sich schon genug Druck auf Katar auslöst, die Menschenrechtslage zu verbessern: "Wir bleiben überzeugt, dass die einzigartige Anziehungskraft und Sichtbarkeit der Weltmeisterschaft weltweit ein starker Katalysator für signifikante Veränderungen ist," so die Mitteilung.
    Baustellen-Arbeiter müssen Pässe abgeben
    Für den Bericht "The Ugly Side of the Beautiful Game - Exploitation on a Qatar 2022 World Cup site" hatte Amnesty Bauarbeiter und Gärtner interviewt, die am Khalifa-Stadion und im Sport- und Leistungszentrum am Stadion in Doha arbeiteten. Sie hätten unter anderem berichtet, dass ihre Arbeitgeber ihnen die Pässe abgenommen hatten, damit sie nicht vor Ablauf des Arbeitsvertrags Katar verlassen. Löhne würden mit Monaten Verspätung ausgezahlt. Bei Beschwerden drohten die Arbeitgeber damit, die Arbeiter des Landes zu verweisen, ohne die ausstehenden Löhne auszuzahlen.
    Zahl der Arbeitsmigranten könnte sich verzehnfachen
    Amnesty rechnet damit, dass sich die Zahl der Arbeitsmigranten auf den WM-Baustellen in Katar in den kommenden zwei Jahren auf etwa 36.000 verzehnfachen wird. 90 Prozent der Bewohner von Katar kommen aus dem Ausland. Viele davon sind schlecht bezahlte Arbeiter aus südasiatischen Ländern wie Bangladesch, Indien oder Nepal.
    Der Weltfußballverband Fifa wisse von der Ausbeutung, unternehme aber nicht genug dagegen. Auf Twitter schrieb Amnesty, dass mit dem Bericht der neue Fifa-Präsident Gianni Infantino vor seinem ersten "Menschenrecht-Test" stehe.
    Schon länger Kritik an Menschenrechten in Katar
    Amnesty hatte die Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen in Katar schon 2015 scharf kritisiert. Seitdem habe die katarische Regierung wenig für eine Verbesserung der Lage unternommen. Doha hatte damals erklärt, dass bedeutende Reformen eingeleitet worden seien und weitere folgen würden.
    Katar hat angekündigt, das umstrittene Kafala-System abzuschaffen. Ihm zufolge kann ein Unternehmen den Angestellten unter anderem untersagen, den Arbeitgeber zu wechseln oder das Land zu verlassen. Kritiker betrachten das System als eine Form moderner Sklaverei.
    (vic/at/fwa/tzi)