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AMS übernimmt Osram
Damit die Lichter weiter leuchten

Die Osram-Spitze hat sich bei der Hauptversammlung des Konzerns Kritik an der Übernahme durch AMS anhören müssen. Die im Vergleich deutlich kleinere und jüngere Firma ist im Bereich Mobilfunk besonders erfolgreich. Osram verspricht sich Vorteile davon.

Von Michael Watzke | 18.02.2020
Zwei Ampeln zeigen vor der Zentrale der Firma Osram grünes Licht.
Osram-Zentrale in München (picture alliance)
In Beziehungsfragen gibt sich Olaf Berlien gern fortschrittlich. Der Osram-Chef vergleicht die Übernahme seines Unternehmens durch AMS gern mit einem Heiratsantrag…
"… bei dem die Braut den Bräutigam gefragt hat. In unserer heutigen modernen Welt spielt das keine Rolle mehr. Am Ende zählt nicht der Antrag, sondern die Ehe. Und damit die gelingt, müssen sich beide Partner mit Verständnis begegnen."
Das sagt Paar-Therapeut Berlien, dessen Unternehmen in diesem Bild der Bräutigam ist, der lange gezickt hat, bevor die Braut AMS mit der Brechstange kam. Eine "Shotgun-Marriage" sei das gewesen, raunt ein Osram-Aktionär und Mitarbeiter heute bei der Hauptversammlung in München.
Nicht alle aus der Belegschaft finden die Übernahme gut
Aber Olaf Berlien betrachtet die Heirat eher wirtschaftlich: "Die Geschäftslogik hinter dem Zusammenschluss ist richtig. Deswegen hatten wir auch ein Auge auf AMS geworfen. Aber natürlich gab es hier auch gewisse emotionale Aspekte, weil in diesem Fall das kleinere und jüngere Unternehmen das größere und traditionsreichere übernehmen wollte."
Und dann auch noch Österreicher. Hätte es im Kongresszentrum München eine Bar gegeben - viele Osram-Beschäftigte hätten wohl versucht, sich die Braut schön zu trinken. Denn überzeugt sind längst noch nicht alle "Osramiten", wie CEO Berlien seine Belegschaft nennt. Vor allem, weil Berlien den Sparkurs noch um 300 Millionen Euro verschärfen will. Osram-Aufsichtsrats-Chef Peter Bauer betrieb deshalb Seelenmassage.
"Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Osram und die Arbeitnehmer-Vertreter haben sich den notwendigen Veränderungen und Anpassungen konstruktiv gestellt und dem Unternehmen in dieser Phase sehr geholfen. Dafür auch noch mal von meiner Seite herzlichen Dank!"
2019 war ein schlechtes Geschäftsjahr
Die Phase, von der Bauer sprach, war laut Osram-Chef Berlien das schwierigste Jahr in mehr als einem Jahrhundert Firmengeschichte. 13 Prozent Umsatz-Rückgang, Gewinn-Einbruch, Übernahme-Chaos – 2020 kann eigentlich nur besser werden als 2019.
"Gemeinsam mit AMS können wir einen europäischen Weltmarktführer für Sensor-Lösungen und Photonik schaffen. Wir beschleunigen damit unseren laufenden Wandel im Unternehmen und erschließen zugleich neue Wachstumsfelder. Besonders im schnell wachsenden Markt für Smartphone-Lösungen."
Denn im Bereich Mobilfunk ist AMS besonders erfolgreich. Osrams Stärke liegt eher im Automobil-Markt. Im Bereich Fahrzeugbeleuchtung sind die Münchner weltweit Nummer 1.
"Rund die Hälfte unseres Umsatzes erzielen wir mit Auto-Produkten. Wir haben eine starke Abhängigkeit vom Automobilsektor. Entsprechend hart wurden wir im letzten Geschäftsjahr von der schwachen Nachfrage getroffen."
Osram-Chef Berlien: "Die viel beschworenen Lichter gehen nicht aus"
Die Autobranche schwächelt derzeit, besonders in China. Für dieses Jahr stellt Osram-Chef Berlien eine Konsolidierung der Geschäfte in Aussicht, mit einer Umsatz- und Margen-Entwicklung zwischen plus und minus drei Prozent. Es sei weiterhin ein harter Weg, aber:
"Dies ist nicht das Ende von Osram. Die viel beschworenen Lichter gehen nicht aus." Sogar in der Münchner Innenstadt, am Stachus, sollen die Osram-Lichter bald wieder leuchten. Dort hatte die Stadt eine jahrzehnte-alte Osram-Leuchtreklame abgeschaltet. Bald jedoch soll der Schriftzug "Hell wie der lichte Tag" neu erstrahlen - mit besonders energiesparenden LEDs.