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Amtsübernahme in Frankreich
Pompöse Zeremonie für den neuen Präsidenten Macron

Am Sonntag wird Emmanuel Macron mit allen Staatsehren offiziell in das Präsidentenamt eingeführt - eine feierliche, von Traditionen und Ritualen bestimmte Veranstaltung. Es ist auch die Abschiedszeremonie für den scheidenden François Hollande.

Von Jürgen König | 13.05.2017
    Emanuel Macron, der neugewählte Präsident Frankreichs jubelt am 07.05.2017 in Paris, Frankreich, auf der Bühne vor dem Louvre seinen Anhängern zu. Macron konnte die Stichwahl um das Präsidentenamt in Frankreich gegen Le Pen von der Front National für sich entscheiden.
    Emmanuel Macron vor der Amtsübernahme (Michael Kappeler / dpa)
    Prunkvoller als in Deutschland werden in Frankreich die Rituale der Macht vollzogen - und nirgends so pompös wie bei der Übergabe der Macht an den gewählten, neuen Präsidenten, der "passation de pouvoir". Flankiert auch vom Kavallerie-Regiment der Republikanischen Garde, folgt der gesamte Tag Ritualen, die ausschließlich durch Traditionen bestimmt werden.
    Die Amtseinführung Emmanuel Macrons wird besondere Aufmerksamkeit finden: Seit 110 Jahren fand die Zeremonie nicht mehr an einem Sonntag statt. Emmanuel Macron: Mit dem Auto vorgefahren, wird er das Eingangsportal des Elysée-Palastes über einen 60 Meter langen roten Teppich erreichen, dort wird ihn Präsident François Hollande begrüßen.
    Der scheidende und der neue Präsident
    Und es folgt der geheimnisvollste Moment der Republik: wenn der scheidende und der künftige Hausherr im Präsidentenbüro des Elysée-Palastes zusammenkommen - so beschrieb es Patrice Duhamel, der mehrere Bücher über den Elysée-Palast und seine Bewohner geschrieben hat, im Fernsehsender France 2:
    "Dort bleiben sie etwa eine Dreiviertelstunde, manchmal auch eine Stunde. Sie tauschen Informationen aus, die manchmal nicht ganz so wichtig sind, aber auch die echten Staatsgeheimnisse sind darunter, etwa die Codes für die Nuklearwaffen. Und sie sind dabei alleine, es gibt niemals Zeugen. Niemals."
    Danach begleitet der neue Präsident seinen Amtsvorgänger zum Ehrenhof, dort wird er verabschiedet und fährt davon - seine Zeit im Elysée ist vorbei. Einen Eid ablegen muss der neue Staatspräsident nicht.
    Umzug in den Elysée-Palast
    Hat er seinen Amtsvorgänger verabschiedet, kehrt er in den Palast zurück; in feierlichem Gegenüber nennt der Präsident des Verfassungsrates noch einmal das Wahlergebnis und spricht dann diese feierlichen Worte:
    "Ab dem heutigen Tag und für die Dauer Ihres Mandats verkörpern Sie Frankreich. Sie symbolisieren die Republik, Sie repräsentieren die Gesamtheit der Franzosen."
    Zur Zeremonie gehört, dass der neue Präsident mit den Insignien eines Großmeisters des Nationalen Ordens der Ehrenlegion ausgezeichnet wird. Von den geladenen Gäste wird er Glückwünsche entgegennehmen, danach erhält der neue Präsident Gelegenheit, sein Büro zu beziehen und: die Präsidentenwohnung im Elysée.
    Im Cabrio über die Champs-Elysées
    François Hollande bei seiner Amtseinführung 2012 im offenen Cabrio auf der Champs-Elysées bei Regen
    François Hollande wurde bei seiner Amtseinführung 2012 klitschnass (picture alliance / dpa)
    Auf der Terrasse, die sich zum Park des Elysée-Palastes hin öffnet, wird der Präsident mit militärischen Ehren von der Republikanischen Garde begrüßt, die Marseillaise erklingt. Parallel dazu werden ganz in der Nähe, vor dem Invalidendom auf der anderen Seine-Seite, 21 Salutschüsse abgefeuert: alle acht Sekunden ein Schuss - auch das legt die Tradition fest.
    Am Nachmittag wird der neue Präsident im Rathaus von Paris vorsprechen, eine Ehrenbezeugung vor den Bürgern der Hauptstadt. Die Fahrt im offenen Wagen über die Champs-Elysées gehört zum Ritual - auch François Hollande ließ sie sich vor fünf Jahren nicht nehmen - obwohl es in Strömen regnete.
    Das Bild des frisch ernannten, aber klitschnassen Präsidenten ging ins kollektive Gedächtnis Frankreichs ein, gilt heute als vorweggenommenes Symbol einer glücklosen Präsidentschaft. Am Sonntag dürfte es wiederum regnen. Wie Emmanuel Macron die Fahrt über die Champs- Elysées meistern will, weiß man nicht.