Bettina Klein: Die Bundeskanzlerin also heute in Washington. Ein Hauptthema ganz gewiss bei der Unterredung mit dem amerikanischen Präsidenten die Vorbereitung der UNO-Klimaschutzkonferenz in Kopenhagen im Dezember. Merkel will die USA zu möglichst ehrgeizigen Zielsetzungen drängen. Bei der Kopenhagener Konferenz verhandelt die Weltgemeinschaft im Dezember bekanntlich über ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll, das 2012 ausläuft. Im Augenblick findet dafür eine UNO-Vorbereitungskonferenz in Barcelona statt und dort begrüße ich live in einem Studio des spanischen Hörfunks Julius van de Laar von der Nichtregierungsorganisation Awaaz. Guten Morgen!
Julius van de Laar: Guten Morgen nach Köln!
Klein: Herr van de Laar, ein Wort zu Ihrer Organisation. Wer oder was ist Awaaz? Wen vertreten Sie?
van de Laar: Awaaz ist eine Kampagnen-Organisation, die aus über 3,4 Millionen Mitgliedern weltweit besteht. Es ist eine Bewegung, die sich aus Menschen zusammensetzt, die die Lücke zwischen der Welt, wie sie heute ist, und der Welt, wie wir sie uns vorstellen, schließen möchte.
Klein: Was sind Ihre Ziele?
van de Laar: Ganz klar: wir machen groß angelegte Kampagnen zu Menschenrechten. Natürlich ist es uns wichtig, vor allem natürlich die Klimaverhandlungen jetzt in Kopenhagen zu beeinflussen.
Klein: Welchen Einfluss können Sie dort, wo Sie gerade sind, in Barcelona, oder dann eben auch im Dezember in Kopenhagen, geltend machen?
van de Laar: Wir dürfen nicht vergessen: in Barcelona sind im Moment viele Delegationen der UN anwesend, es sind keine Regierungschefs anwesend. Unsere Möglichkeit jetzt in Barcelona ist es, Kontakte zu knüpfen, uns mit den Delegationen auseinanderzusetzen, unsere Verhandlungen natürlich zu führen. Unsere große Stärke liegt aber natürlich darin, dass wir ein weltweites Kampagnen-Netzwerk sind. Wie gesagt: wir haben 3,4 Millionen Mitglieder weltweit und natürlich können wir da Druck ausüben auf Regierungschefs und Regierungen in den verschiedenen Ländern. Wenn es uns gelingt, diese Menschen vor Ort zu mobilisieren, Druck auf diese Regierungen auszuüben, dann können wir, glaube ich, einen Unterschied machen.
Klein: Sie sind im Augenblick in Barcelona. Wo stehen die Vorbereitungen für die Weltklimakonferenz derzeit?
van de Laar: Nun gut, es ist noch ein Monat Zeit bis Kopenhagen und es bleibt noch Zeit, dieses gerechte, dieses verbindliche und natürlich auch ein anspruchsvolles Klimaabkommen zu schustern. Die Frage ist natürlich: sind Angela Merkel, Barack Obama und sämtliche anderen Führungschefs hier in Europa, aber auch weltweit bereit, sich dafür einzusetzen, natürlich auch politisches Kapital zu investieren.
Klein: EU und USA werden das heute auch noch mal in Washington beim EU/USA-Gipfel beraten, wo es auch noch mal darum gehen wird. Deutschland galt immer eigentlich als Vorreiter in gewisser Hinsicht. Stimmt das noch, oder was fordern Sie, was fordert Awaaz derzeit von der neuen Bundesregierung?
van de Laar: Frau Merkel wurde oft als Klimakanzlerin bezeichnet. Da müssen wir wieder hinkommen. Angela Merkel muss die Führungsrolle in Europa übernehmen, muss ihre europäischen Kollegen führen, wenn es um dieses Klimaabkommen geht. Wir haben es von Gordon Brown gesehen, der am 21. September bereits gesagt hat, dass ihm wichtig ist, dass Kopenhagen ein Erfolg wird, und dass er natürlich auch bereit ist, nach Kopenhagen selber zu fahren. Von der Bundeskanzlerin haben wir das bis jetzt noch nicht gehört, dass sie bereit ist, Klimawandel wirklich zur Chefsache zu machen, und auch bereit ist, nach Kopenhagen zu fahren. Wir sehen heute die Gespräche in Washington und hoffen natürlich auch, dass Angela Merkel dort vielleicht zusagen wird, vielleicht sogar gemeinsam mit Barack Obama hinzufahren. Die Frage ist: was wollen die deutschen Leute. Wir haben heute mit Infratest dimap zusammen eine Umfrage gemacht, in der 90 Prozent der Deutschen gesagt haben, dass sie Angela Merkel auffordern und sogar von ihr fordern, nach Kopenhagen zu fahren und sich dort für ein Klimaabkommen einzusetzen.
Klein: Die deutsche Regierung, das ist die eine Seite. Stichwort Barack Obama, die Klimapolitik der USA haben Sie gerade auch schon angeschnitten. Das Gesetz zur Reduktion der Treibhausgase, das Bundeskanzlerin Merkel - wir haben es gerade im O-Ton gehört - im Sommer in Washington ja sehr gelobt hat, war ja schon mal viel weniger ambitioniert, als wir das erhofft haben. Dazu schmort das Gesetz jetzt noch mehr oder weniger im Senat. Sind Sie eigentlich in gewisser Weise doch enttäuscht von der Rolle, die Obama im Augenblick in der Klimapolitik spielt?
van de Laar: Wir dürfen nicht vergessen, das sind zwei Sachen. Senator Kerry und Senator Boxer haben damals dieses Gesetz in den USA im Repräsentantenhaus eingeführt. Dort ist es durchgekommen. Es ist nicht so stark, wie wir uns das erhofft haben. Im Moment liegt es im Senat. Obama hat ganz klar im Wahlkampf gesagt, Gesundheitsreform ist das Top-Thema. Im Moment liegt dieses Gesetz zur Gesundheitsreform im Senat und da wird natürlich jetzt auch abgestimmt. Was ich von Obama hoffe und fordere ist, dass er natürlich, sobald die Gesundheitsreform durch ist, sein politisches Kapital investiert, um sicherzustellen, dass wir ein ambitioniertes Klimaabkommen und natürlich auch ein ambitioniertes Klimagesetz in den USA durch den Senat bekommen.
Klein: Stichwort Obama. Sie haben 2008 im Wahlkampf für seine Kampagne gearbeitet. Wenn wir zurückblicken, heute vor einem Jahr, ein Tag vor der Wahl war das, was haben Sie gemacht?
van de Laar: Da war natürlich viel Tumult. Wir haben versucht, sämtliche letzte Stränge zusammenzuziehen und sicherzustellen, dass wir am 24. die optimale Wahlbeteiligung ermöglichen können.
Klein: Am 4. November meinen Sie?
van de Laar: Am 4. November natürlich die optimale Wahlbeteiligung erzielen zu können. Damals hatten wir 200 Leute in Missouri, in dem Staat, in dem ich war, und haben mit sämtlichen Freiwilligen noch mal gesprochen, sie noch mal richtig eingestimmt, um die Wahlbeteiligung am nächsten Tag zu erhöhen.
Klein: Sie sind gerade aus Washington zurückgekehrt. Im Vergleich zur Euphorie in der Kampagne damals, wie erleben Sie das Land heute?
van de Laar: Natürlich gibt es da einen Swing. Das Pendel hat sich natürlich wieder ein bisschen in die Mitte tendiert. Die Republikaner haben mobilisiert und natürlich darf man nicht vergessen, dass Obama wie gesagt sehr viel Kapital in diese Gesundheitsreform investieren musste. Die Leute sind natürlich nicht mehr so euphorisch, aber ich glaube, das ist auch ganz normal. In Amerika ist Wahlkampf das Ereignis, wenn Wahlkampf stattfindet, und natürlich waren die Leute damals sehr mobilisiert, natürlich auch nach den acht Jahren katastrophaler Politik von George W. Bush. Die Frage ist jetzt einfach: kann Obama wirklich Führungsrolle beweisen? Kann er die Gesundheitsreform durchbringen und kann er sich danach auch für ein Klimaabkommen beziehungsweise ein Klimagesetz im Senat einsetzen?
Klein: Als Ermutigung gemeint war wohl der Friedensnobelpreis für Obama. Nun ist, wie man weiß, gut gemeint mitunter das Gegenteil von gut. Viele haben gesagt, das ist eine Bürde, die ihm eher schadet als nützt. Teilen Sie diese Einschätzung?
van de Laar: Ganz so nicht, nein. Ich glaube, dass Obama das selber am besten gesagt hat. Er hat damals gesagt, das ist eine Aufforderung, jetzt aktiv zu werden. Dieser Friedensnobelpreis ist, glaube ich, einer, den er in dem Sinne verdient hat, dass er diesen Dialog der Welt wieder gefördert hat. Er ist damals nach Kairo gegangen, hat dort die arabische Welt angesprochen. Ich glaube, er hat das Potenzial, Leute zusammenzubringen. Natürlich das genau fordern wir jetzt auch von ihm in Kopenhagen, wo doch Europa, die USA und verschiedene andere Länder noch geteilt sind. Er kann diese Führungsrolle einnehmen und natürlich auch die Länder zusammenbringen und ein ambitioniertes Klimaabkommen in Kopenhagen voranbringen.
Klein: Die Hoffnungen von Julius van de Laar, im vergangenen Jahr aktiv in der Kampagne für Barack Obama, heute für die Nichtregierungsorganisation Awaaz, die sich für den Klimaschutz einsetzt. Ich bedanke mich für das Gespräch, Herr van de Laar, viel Erfolg in Barcelona.
van de Laar: Vielen Dank.
Julius van de Laar: Guten Morgen nach Köln!
Klein: Herr van de Laar, ein Wort zu Ihrer Organisation. Wer oder was ist Awaaz? Wen vertreten Sie?
van de Laar: Awaaz ist eine Kampagnen-Organisation, die aus über 3,4 Millionen Mitgliedern weltweit besteht. Es ist eine Bewegung, die sich aus Menschen zusammensetzt, die die Lücke zwischen der Welt, wie sie heute ist, und der Welt, wie wir sie uns vorstellen, schließen möchte.
Klein: Was sind Ihre Ziele?
van de Laar: Ganz klar: wir machen groß angelegte Kampagnen zu Menschenrechten. Natürlich ist es uns wichtig, vor allem natürlich die Klimaverhandlungen jetzt in Kopenhagen zu beeinflussen.
Klein: Welchen Einfluss können Sie dort, wo Sie gerade sind, in Barcelona, oder dann eben auch im Dezember in Kopenhagen, geltend machen?
van de Laar: Wir dürfen nicht vergessen: in Barcelona sind im Moment viele Delegationen der UN anwesend, es sind keine Regierungschefs anwesend. Unsere Möglichkeit jetzt in Barcelona ist es, Kontakte zu knüpfen, uns mit den Delegationen auseinanderzusetzen, unsere Verhandlungen natürlich zu führen. Unsere große Stärke liegt aber natürlich darin, dass wir ein weltweites Kampagnen-Netzwerk sind. Wie gesagt: wir haben 3,4 Millionen Mitglieder weltweit und natürlich können wir da Druck ausüben auf Regierungschefs und Regierungen in den verschiedenen Ländern. Wenn es uns gelingt, diese Menschen vor Ort zu mobilisieren, Druck auf diese Regierungen auszuüben, dann können wir, glaube ich, einen Unterschied machen.
Klein: Sie sind im Augenblick in Barcelona. Wo stehen die Vorbereitungen für die Weltklimakonferenz derzeit?
van de Laar: Nun gut, es ist noch ein Monat Zeit bis Kopenhagen und es bleibt noch Zeit, dieses gerechte, dieses verbindliche und natürlich auch ein anspruchsvolles Klimaabkommen zu schustern. Die Frage ist natürlich: sind Angela Merkel, Barack Obama und sämtliche anderen Führungschefs hier in Europa, aber auch weltweit bereit, sich dafür einzusetzen, natürlich auch politisches Kapital zu investieren.
Klein: EU und USA werden das heute auch noch mal in Washington beim EU/USA-Gipfel beraten, wo es auch noch mal darum gehen wird. Deutschland galt immer eigentlich als Vorreiter in gewisser Hinsicht. Stimmt das noch, oder was fordern Sie, was fordert Awaaz derzeit von der neuen Bundesregierung?
van de Laar: Frau Merkel wurde oft als Klimakanzlerin bezeichnet. Da müssen wir wieder hinkommen. Angela Merkel muss die Führungsrolle in Europa übernehmen, muss ihre europäischen Kollegen führen, wenn es um dieses Klimaabkommen geht. Wir haben es von Gordon Brown gesehen, der am 21. September bereits gesagt hat, dass ihm wichtig ist, dass Kopenhagen ein Erfolg wird, und dass er natürlich auch bereit ist, nach Kopenhagen selber zu fahren. Von der Bundeskanzlerin haben wir das bis jetzt noch nicht gehört, dass sie bereit ist, Klimawandel wirklich zur Chefsache zu machen, und auch bereit ist, nach Kopenhagen zu fahren. Wir sehen heute die Gespräche in Washington und hoffen natürlich auch, dass Angela Merkel dort vielleicht zusagen wird, vielleicht sogar gemeinsam mit Barack Obama hinzufahren. Die Frage ist: was wollen die deutschen Leute. Wir haben heute mit Infratest dimap zusammen eine Umfrage gemacht, in der 90 Prozent der Deutschen gesagt haben, dass sie Angela Merkel auffordern und sogar von ihr fordern, nach Kopenhagen zu fahren und sich dort für ein Klimaabkommen einzusetzen.
Klein: Die deutsche Regierung, das ist die eine Seite. Stichwort Barack Obama, die Klimapolitik der USA haben Sie gerade auch schon angeschnitten. Das Gesetz zur Reduktion der Treibhausgase, das Bundeskanzlerin Merkel - wir haben es gerade im O-Ton gehört - im Sommer in Washington ja sehr gelobt hat, war ja schon mal viel weniger ambitioniert, als wir das erhofft haben. Dazu schmort das Gesetz jetzt noch mehr oder weniger im Senat. Sind Sie eigentlich in gewisser Weise doch enttäuscht von der Rolle, die Obama im Augenblick in der Klimapolitik spielt?
van de Laar: Wir dürfen nicht vergessen, das sind zwei Sachen. Senator Kerry und Senator Boxer haben damals dieses Gesetz in den USA im Repräsentantenhaus eingeführt. Dort ist es durchgekommen. Es ist nicht so stark, wie wir uns das erhofft haben. Im Moment liegt es im Senat. Obama hat ganz klar im Wahlkampf gesagt, Gesundheitsreform ist das Top-Thema. Im Moment liegt dieses Gesetz zur Gesundheitsreform im Senat und da wird natürlich jetzt auch abgestimmt. Was ich von Obama hoffe und fordere ist, dass er natürlich, sobald die Gesundheitsreform durch ist, sein politisches Kapital investiert, um sicherzustellen, dass wir ein ambitioniertes Klimaabkommen und natürlich auch ein ambitioniertes Klimagesetz in den USA durch den Senat bekommen.
Klein: Stichwort Obama. Sie haben 2008 im Wahlkampf für seine Kampagne gearbeitet. Wenn wir zurückblicken, heute vor einem Jahr, ein Tag vor der Wahl war das, was haben Sie gemacht?
van de Laar: Da war natürlich viel Tumult. Wir haben versucht, sämtliche letzte Stränge zusammenzuziehen und sicherzustellen, dass wir am 24. die optimale Wahlbeteiligung ermöglichen können.
Klein: Am 4. November meinen Sie?
van de Laar: Am 4. November natürlich die optimale Wahlbeteiligung erzielen zu können. Damals hatten wir 200 Leute in Missouri, in dem Staat, in dem ich war, und haben mit sämtlichen Freiwilligen noch mal gesprochen, sie noch mal richtig eingestimmt, um die Wahlbeteiligung am nächsten Tag zu erhöhen.
Klein: Sie sind gerade aus Washington zurückgekehrt. Im Vergleich zur Euphorie in der Kampagne damals, wie erleben Sie das Land heute?
van de Laar: Natürlich gibt es da einen Swing. Das Pendel hat sich natürlich wieder ein bisschen in die Mitte tendiert. Die Republikaner haben mobilisiert und natürlich darf man nicht vergessen, dass Obama wie gesagt sehr viel Kapital in diese Gesundheitsreform investieren musste. Die Leute sind natürlich nicht mehr so euphorisch, aber ich glaube, das ist auch ganz normal. In Amerika ist Wahlkampf das Ereignis, wenn Wahlkampf stattfindet, und natürlich waren die Leute damals sehr mobilisiert, natürlich auch nach den acht Jahren katastrophaler Politik von George W. Bush. Die Frage ist jetzt einfach: kann Obama wirklich Führungsrolle beweisen? Kann er die Gesundheitsreform durchbringen und kann er sich danach auch für ein Klimaabkommen beziehungsweise ein Klimagesetz im Senat einsetzen?
Klein: Als Ermutigung gemeint war wohl der Friedensnobelpreis für Obama. Nun ist, wie man weiß, gut gemeint mitunter das Gegenteil von gut. Viele haben gesagt, das ist eine Bürde, die ihm eher schadet als nützt. Teilen Sie diese Einschätzung?
van de Laar: Ganz so nicht, nein. Ich glaube, dass Obama das selber am besten gesagt hat. Er hat damals gesagt, das ist eine Aufforderung, jetzt aktiv zu werden. Dieser Friedensnobelpreis ist, glaube ich, einer, den er in dem Sinne verdient hat, dass er diesen Dialog der Welt wieder gefördert hat. Er ist damals nach Kairo gegangen, hat dort die arabische Welt angesprochen. Ich glaube, er hat das Potenzial, Leute zusammenzubringen. Natürlich das genau fordern wir jetzt auch von ihm in Kopenhagen, wo doch Europa, die USA und verschiedene andere Länder noch geteilt sind. Er kann diese Führungsrolle einnehmen und natürlich auch die Länder zusammenbringen und ein ambitioniertes Klimaabkommen in Kopenhagen voranbringen.
Klein: Die Hoffnungen von Julius van de Laar, im vergangenen Jahr aktiv in der Kampagne für Barack Obama, heute für die Nichtregierungsorganisation Awaaz, die sich für den Klimaschutz einsetzt. Ich bedanke mich für das Gespräch, Herr van de Laar, viel Erfolg in Barcelona.
van de Laar: Vielen Dank.